lustiges Spiel«, sagte Grant.
Lucky zuckte mit den Schultern. »Ich kenne alle Antworten.«
»Das habe ich bemerkt.«
Er bemerkte noch mehr, zum Beispiel die Art, wie Lucky langsam mit den Füßen wippte, als würde sie sich selbst beruhigen, und wie sie im Flur des Appalachian Medical so deplatziert aussah, als hätte man die kleine Karotte aus dem Garten auf einen glänzenden Edelstahlteller gelegt. Fehl am Platz – das war der Ausdruck, den er gesucht hatte. Er murmelte ihn leise vor sich hin.
Und doch war Lucky, trotz des ländlichen Flairs, der sie umgab, offensichtlich sehr klug. Ihre Finger berührten die richtige Antwort fast sofort, als der Bildschirm die Frage ankündigte. Außerdem war sie eindeutig gelangweilt.
»Darf ich mal sehen?«, fragte Grant.
»Von mir aus«, sagte Lucky und reichte ihm das iPad.
Grant schloss die App und öffnete eine andere. Er zeigte ihr wieder den Bildschirm. »Hast du schon mal Schach gespielt?«
»Nein«, sagte Lucky, reichte ihm ein weiteres Schokobonbon und öffnete eins für sich selbst. Ihre Hände waren schmutzig, aber das war Grant egal. Sie schaute mit glänzenden haselnussbraunen Augen auf und fragte: »Ist es schwer?«
»Manchmal«, antwortete Grant. »Willst du es lernen?«
Ihr Gesicht war sofort von einer freudigen Wissbegierde erfüllt, von der Grant sich kaum erinnern konnte, sie selbst einmal empfunden zu haben. Luckys Interesse war unverfälscht, und sein Wunsch, ihr das Spiel beizubringen, überraschend stark. Zwischen den Runden der Visite hatte er etwas Zeit, und als Carrie mit einem verängstigten und erschrockenen Gesichtsausdruck ankam, winkte Grant sie beiseite, um Lucky die Kunst der richtigen Eröffnungszüge zu demonstrieren.
Kapitel 7
Ein paar Tage später drehte sich Grant mitten auf dem Flur um, um Leo zu entkommen, der direkt auf ihn zusteuerte.
Leos Anwesenheit im Krankenhaus an drei Tagen in der Woche zermürbte ihn. Egal, wie sehr er sich bemühte, ihm aus dem Weg zu gehen, Grant traf immer wieder auf Leo, der unweigerlich versuchte zu plaudern. Oder er saß ihm in der Cafeteria gegenüber, während Leo sein unglaublich fades Nierenversagen-Diätessen aß und über alles redete, was ihm in den Sinn kam, als ob Grant es hören wollte.
Und was noch schlimmer war: Grant wollte es tatsächlich hören.
Er ertappte sich sogar dabei, dass er hoffte, Leo würde in der Cafeteria sein und ärgerte sich an den vier Tagen in der Woche, an denen Leo nicht da war, über seine eigene Enttäuschung.
Es wurde immer schwieriger, nichts für Leo zu empfinden, und als Leo ihn anlächelte, bemerkte das Grants Schwanz ebenfalls. Die frühere Anziehung zwischen ihnen hatte nicht nachgelassen, und die Tatsache, dass Grant Leos Augenringe vor der Dialyse sexy fand, zeigte ihm, dass er dringend nach Asheville fahren und sich jemanden aufreißen musste.
Heute hatte Grant jedoch Patienten, um die er sich kümmern musste, und er hatte keine Lust, im Flur zu verweilen und Leo mit sich flirten zu lassen. Vielleicht hatte er sogar Lust, aber nicht die Zeit, und so machte er auf dem Absatz kehrt, ohne sich umzudrehen.
»Warte mal«, rief Leo.
Grant seufzte und rollte so heftig mit den Augen, dass sich sein ganzer Kopf bewegte.
Leo lächelte so strahlend, dass Grant die Augen zusammenkneifen musste. »Lucky hat mir erzählt, dass ein Arzt, der Krankenschwestern zum Weinen bringt, ihr Schach beigebracht hat.«
»Seltsam«, sagte Grant. »Klingt gruselig. Du solltest das vielleicht dem Sicherheitsdienst melden.«
»Komm schon, Grant. Ich weiß, dass du es warst.«
Grant zuckte mit den Schultern. »Und? Sollte ich mich nicht mit kleinen Kindern unterhalten, die allein im Flur meines Krankenhauses sitzen, was, wie du sicher weißt, gegen die Vorschriften verstößt, und –«
»Grant, halt die Klappe«, sagte Leo und betonte die Worte wie ein bockiges Kind. »Ich wollte mich bei dir bedanken. Ich konnte nicht glauben, dass Carrie sie allein gelassen hat. Ihr hätte alles Mögliche passieren können.«
»Ja, du hattest Glück, dass nur ich sie überredet habe, ihre Schokolade zu teilen. Lass sie nicht noch einmal in meinem Krankenhaus allein.«
Leo blickte auf seine Schuhe hinunter, seine Wimpern schimmerten auf seinen rosigen Wangen. Dann sah er wieder zu Grant. Offensichtlich hatte er die Dialyse gerade hinter sich. »Darauf kannst du dich verlassen. Dafür werde ich sorgen.«
»Gut«, sagte Grant und versuchte weiterzugehen.
»Warte«, sagte Leo und hielt Grants Ellbogen fest. »Hast du einen Moment Zeit? Ich wollte dich fragen, ob du am Wochenende mit auf die Farm kommen möchtest? Wir veranstalten eine Halloweenparty für die Kinder. Apfeltauchen. Apfelkuchen. Kostüme, wenn du willst. Heuwagenfahrten. Und ein großes Abendessen mit allem Drum und Dran. Alec wird mit Dennis und Mina da sein…«
Grant hob seine Hand. »Du hattest mich schon bei Kuchen.«
Leo grinste. »Schön zu sehen, dass dein Appetit dich immer noch dazu bringt, Dinge zu tun, die dir sonst unangenehm wären.«
»Glaub mir, mein Appetit hat mich im Laufe der Jahre oft in Schwierigkeiten gebracht.« Grant fand, dass Leo das beste Beispiel dafür war. Vor sechs Jahren hatte er den Mann so sehr in seinem Bett gewollt, dass er sich emotional zu sehr auf ihn eingelassen hatte – Leo hatte es langsam angehen wollen. Sie waren nie über Küsse hinausgekommen und doch hatte Leo einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein ewig unerfüllter Wunsch. »Aber mein Magen hat mir noch nie Unrecht getan.«
In Leos Augen leuchtete eine verführerische Wärme, und Grants Bauch füllte sich mit Hitze. Leo leckte sich über die Lippen und sagte: »Hoffentlich führt er dich auch dieses Mal nicht in die Irre.«
»Hoffentlich nicht«, stimmte Grant zu und löste sich von ihm. Seine Gedanken waren überall, nur nicht bei dem Patienten, den er besuchen wollte.
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