Leta Blake

Stay Lucky


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fort: »Es ist nicht schwer, das Beste aus den Dingen zu machen. Ich werde dir ein Beispiel geben.« Er nickte in Richtung Starbucks. »Ich gehe rein und gebe meine Bestellung auf. Er wird mir das Falsche bringen. Ich weiß nicht, warum, aber das macht er immer. Ich nehme zwei Schlucke davon und denke: Gut, dass ich das sowieso nicht trinken sollte, denn es schmeckt scheußlich. Dann werfe ich den Becher weg und meine Niere ist umso glücklicher darüber.«

      »War es Teil deiner Therapie nach der Herztransplantation in L.A., den Silberstreif am Horizont zu suchen?«, fragte Grant, neugierig und gleichzeitig skeptisch gegenüber dem ganzen Gedankengang.

      »Ähm, unhöflich«, sagte Leo und warf Alec einen »Kannst du das glauben?«-Blick zu. »Meine Gesundheitsprobleme so in der Öffentlichkeit zu besprechen. Und nein. Ich habe nie an einer postoperativen Therapie teilgenommen. Ich bin in dieser Hinsicht kein gutes Vorbild.«

      »Aha«, machte Grant. »Und es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen.«

      »Das ist so süß, Jungs«, sagte Alec und grinste. »Jetzt könnt ihr wieder Freunde sein und zusammen abhängen, und Dennis und ich laden euch beide zum Essen ein, und Leo, du kannst deine Tochter mitbringen, damit sie mit Dennis' kleiner Mina spielen kann, das würde ihr gefallen, und wir können zusammen in den Urlaub fahren, und…«

      »Alec«, sagte Grant. »Wir haben einen Waffenstillstand vereinbart, keine Ehe.«

      »Lucky und ich würden gern mal zusammen essen gehen«, sagte Leo zu Alec und ignorierte Grant. Dann grinste er und in Grants Brust wurde es heiß und eng. »Lad auch Grant ein. Das wäre doch lustig.«

      »Ermutige ihn nicht.«

      »An die Arbeit«, sagte Alec zu Grant, legte seinen Arm um Leo und lächelte breit. »Leo und ich müssen Pläne schmieden.«

      Grant stammelte vor sich hin, starrte die beiden einen Moment lang an und wandte sich dann zum Gehen. Er konnte sich keinen Reim auf die beiden Idioten machen. Alec war nicht gerade subtil bei seiner Kuppelei, und Leo zuckte nicht einmal mit der Wimper. Es war lächerlich. Grant hasste es, in einer Kleinstadt zu leben. Er hasste Blountville. Er hasste Leo dafür, dass er sich fast wünschte, mit ihm bei Alec und Dennis zu Abend essen zu können.

      »Wo ist eigentlich Lucky?«, fragte Alec, als die beiden auf den Eingang des Starbucks zugingen.

      »Bei meiner Mutter«, sagte Leo und klang müde. »Ich brauchte eine Pause.«

      »Tschüss«, rief Alec Grant über seine Schulter zu und streckte ihm die Zunge heraus.

      Grant winkte und zeigte ihm dann den Vogel, als er wegschaute.

      »Aber natürlich brauchst du die. Das tun wir alle«, hörte Grant Alec sagen, als sich die Tür hinter ihm schloss.

      Grant starrte auf die geschlossene Tür und fühlte sich wie ein noch größeres Arschloch als sonst. Sie hatten ihn nicht einmal eingeladen, sich ihnen anzuschließen. Aber wie konnte er es ihnen verdenken? Besonders nach seinem Verhalten heute. Er drehte sich um und ging langsam auf sein Auto zu.

      Warum war er so enttäuscht?

      Kapitel 5

      Gegenwart

      Meryl Garner, Leos Mutter, die so country war, wie es nur ging, trieb Grant in den Wahnsinn. Sie gluckte an Leos Krankenhausbett herum, deckte ihn zu, schob seine Kissen hin und her und redete mit ihrem breiten Südstaatenakzent auf ihn ein. Grant konnte sich nur schwer davon abhalten, ihr nicht zu sagen, dass sie aus Leos Zimmer verschwinden sollte, weil sie Leo aufregte. Verdammt, sie machte sogar ihn unruhig.

      »Mom«, sagte Leo, nahm ihre Hand und sah sie mit seinen großen grauen Augen an, die Grant immer weiche Knie machten.

      Sie brachten offenbar auch Meryl zum Schmelzen, denn sie strich Leo über die Haare und sagte: »Ja, Baby?« Ihr sandbraunes Haar hatte einen Kurzhaarschnitt, der für ihre Generation typisch war, und sie trug ein Vandy-Sweatshirt über einer sauberen Jeans.

      »Könntest du mich und Grant allein lassen? Ich brauche einen Moment mit ihm.«

      Meryl sah Grant abschätzig an. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Leo zu, strich ihm die Haare zurück und küsste ihn auf die Stirn. »Klar, Schatz. Ich werde gleich nebenan sein und nach Hannah sehen.«

      »Und rufst du an, um dich für mich nach Lucky zu erkundigen?«, fragte Leo. »Sag ihr, dass alles in Ordnung ist, okay? Ich bin sicher, dass Dad alles unter Kontrolle hat, aber sie ist wahrscheinlich nervös.«

      »Bist du sicher, dass du nicht noch einmal mit ihr reden willst? Es ist noch Zeit.«

      Leo schüttelte den Kopf. »Ich habe heute Morgen alles gesagt, was ich ihr sagen musste. Wenn ich noch mehr sage, bekommt sie nur Angst. Ruf einfach an und frag sie, was sie zum Frühstück gegessen hat, irgendwas Normales, okay?«

      Meryl seufzte, nahm Leos Hand und drückte sie an ihr Herz. »Baby, du bist einfach so gut. Weißt du das?«

      Leo lächelte ein wenig verlegen. Er lachte leise vor sich hin. »Das weiß ich nicht so recht. Sieh auch mal nach Hannah, Mom. Sie braucht die aufmunternden Worte im Moment wahrscheinlich mehr als ich.«

      Grant hatte sich mit Leos Krankenblatt beschäftigt, aber er steckte es wieder in den Halter neben der Tür, sobald Meryl weg war.

      »Ja, es war eine gute Idee, sie sichergehen zu lassen, dass die Niere nicht wieder abgehauen ist«, sagte Grant, als sich die Tür geschlossen hatte. »Da kann man nicht vorsichtig genug sein. Wir hätten Sheriff Memaw bitten sollen, sie zu bewachen.«

      »Grant«, schimpfte Leo. »Komm schon, Hannah tut mir einen riesigen Gefallen.«

      »Ja, ja, das habe ich schon mal gehört.« Grant winkte ab. »Sie ist eine wahre Menschenfreundin.«

      »Grant«, sagte Leo wieder.

      Er setzte sich neben Leo aufs Bett und hielt seine Hände fest. »Wie geht es dir?«

      »Ich bin bereit. Auch ein bisschen nervös, aber vor allem bin ich bereit, mich wieder wie neugeboren zu fühlen.«

      »Gut«, sagte Grant. »Denk genau so weiter.«

      »Was ist mit dir? Wie geht's dir?«

      »Ich muss mich OP-fertig machen«, machte Grant die Ankündigung, die er schon seit Tagen vor sich hergeschoben hatte. Er rechnete damit, dass Leo die Idee nicht gefallen würde, aber er war bereit, ihn notfalls zu überzeugen.

      »Wie bitte?«, sagte Leo. »Hast du gerade gesagt, dass du dich OP-fertig machen musst? Wofür? Meine Operation?«

      »Ja«, sagte Grant ruhig. »Ich werde den Eingriff beobachten.«

      »Grant, du musst nicht…«

      »Leo«, unterbrach Grant und lehnte sich dicht an ihn heran, seine Stimme war tief und innig. »Wenn jemand, den du liebst, etwas braucht, würdest du alles tun, um es zu erreichen, nicht wahr? Ich weiß das wie kaum ein anderer.«

      Leo sagte: »Ja, aber du weißt auch, dass ich…«

      »Das ist es, was ich brauche, Leo. Das ist es, was ich tun muss – nicht für dich, sondern für mich. Denn…« Grant holte tief Luft, schloss die Augen, um sich zu beruhigen, und sah Leo wieder an. »Ich glaube nicht, dass ich es ertrage, außerhalb dieses Raumes zu sein und zu wissen, was hinter den Türen vor sich geht, dass…« Grant widerstand dem Drang, Muresan erneut zu verunglimpfen. »Dass ein Chirurg dich aufschneidet. Da muss ich dabei sein. Du musst mich lassen. Sonst habe ich das Gefühl, aus meiner Haut zu fahren.«

      Leo starrte ihn an, den Mund leicht geöffnet und die Augen groß.

      Grant packte seine Hände fester und flüsterte: »Erlaubst du mir das, Leo?«

      »Ich weiß es nicht. Liegt das nicht zum Teil in der Hand von Dr. Muresan?« Er stockte, dann sagte er: »Aber du weißt doch, wie das ist. Die ganzen Eingeweide und das Blut können nicht schön sein. Ich weiß nicht, ob ich will, dass du mich so