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Migration|Integration|Exklusion - Eine andere deutsch-französische Geschichte des Fußballs


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Julien, Le football dans Paris et ses banlieues de la fin du XIXe siècle à 1940. Un sport devenu spectacle, Rennes (Presses universitaires) 2013.

      Sorez, Julien, Du terrain à la buvette. Diffusion du football et contrôle social en région parisienne durant l'entre-deux-guerres, in: Le Mouvement Social 238 (2012), S. 65–80.

      Spitzer, Giselher, Aktuelle Konzepte zur Zeitgeschichte des Sports unter Berücksichtigung der Diskussion in der Geschichtswissenschaft, in: Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 8/3 (1994), S. 56–75.

      Stahl, Silvester, Selbstorganisation von Migranten im deutschen Vereinssport. Eine soziologische Annäherung, Potsdam (Universitätsverlag) 2011.

      Stora, Benjamin, Les mémoires dangereuses. De l'Algérie coloniale à la France d'au-jourd'hui, Paris (Albin Michel) 2016.

      Taylor, Matthew, Les migrations des footballeurs, in: Revue européenne d'histoire sociale 18/19 (2006), S. 24–45.

      Temime, Émile, France, terre d'immigration, Paris (Gallimard) 1999.

      Tétart, Philippe, Histoire du sport en France, 2 Bde., Paris (Vuibert) 2007.

      Wahl, Alfred, Histoire de la Coupe du monde du football. Une mondialisiation réussie, Brüssel u.a. (Lang) 2013.

      Wahl, Alfred, Les dirigeants du monde sportif français et allemand au XXe siècle. Un aperçu, in: Rainer Hudemann et al. (Hg.), Eliten in Deutschland und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert. Strukturen und Beziehungen, Bd. 2, München (Oldenbourg) 1996, S. 143–154.

      Wahl, Alfred / Lanfranchi, Pierre, Les footballeurs professionnels des années trente à nos jours, Paris (Hachette) 1995.

      Wahl, Alfred, Fußball und Nation in Frankreich und Deutschland, in: Etienne François / Hannes Siegrist / Jakob Vogel (Hg.), Nation und Emotion – Deutschland und Frankreich im Vergleich: 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen (Vandenhoeck) 1995, S. 342–352.

      Wahl, Alfred, La balle au pied. Histoire du football, Paris (Gallimard) 1990.

      Wahl, Alfred, Les archives du football. Sport et société en France 1880–1980, Paris (Gallimard / Julliard) 1989.

      Wahl, Alfred, Raymond Kopa. Une vedette du football, un mythe, in: Sport / Histoire 2 (1988), S. 83–96.

      Weil, Patrick, La France et ses étrangers. L'aventure d'une politique de l'immigration de 1938 à nos jours, Paris (Gallimard) 2005.

      Weiss, Pierre, La fabrication du regroupement sportif „communautaire“. Enquête sociologique sur les clubs de football „turcs“ en France et en Allemagne, Diss. Université de Strasbourg 2012.

      Wiegand, Wilfried, Stolzes Frankreich, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.1998.

      Wihtol de Wenden, Catherine, L'immigration. Découvrir l'histoire, les évolutions et les tendances des phénomènes migratoires, Paris (Eyrolles) 2017.

      Yonnet, Paul, Huit leçons sur le sport, Paris (Gallimard) 2004.

      Zimmermann, Moshe, Die Religion des 20. Jahrhunderts: Der Sport, in: Christof Dipper et al. (Hg.), Europäische Sozialgeschichte. Festschrift für Wolfgang Schieder, Berlin (Duncker & Humblot) 2000, S. 331–350.

      Zorn, Roland, Himmlisch, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.1998.

      Fußball & Migration zeithistorisch I – Deutsch-französische Blicke

      „Integration. Gelingt spielend.“?

      Sportpolitische Diskurse, fußballerische Praktiken und Formen indirekter Integration von Arbeitsmigranten im französisch-westdeutschen Vergleich

      Dietmar Hüser

      Ob Integration tatsächlich spielend gelingt, wie dies der plakative Titel einer gewiss wohlmeinenden Kampagne der Deutschen Fußball Liga aus dem Jahre 2011 nahelegt,1 oder ob sich die Realität am Ende nicht doch komplexer darstellt, wenn Zuwanderer*innen aus anderen Ländern in der neuen, häufig episodisch gedachten „Heimat“ Sport zu treiben und Fußball zu spielen gedachten: Das war und das bleibt eine zentrale Frage, die sich kaum „spielend“ leicht beantworten lässt. Wie bereits in der Einleitung dieser Aufsatzsammlung ausgeführt, liegen die ersten kritischen Bemerkungen, was den damaligen sozialwissenschaftlichen wie zeithistorischen Kenntnisstand über Immigration und Integration mit Blick auf sportlich-fußballerische Aktivitäten von Arbeitsmigranten nunmehr fast drei Jahrzehnte zurück, ohne dass sich die Sachlage bis heute grundlegend verändert hätte. Gerade im Bereich der Zeitgeschichtsforschung bleibt der Konnex zwischen Migrations- und Fußballhistorie für Frankreich wie für Deutschland – bei allen Differenzen zwischen beiden Ländern – weiterhin unterbelichtet und die vorliegenden Publikationen dazu überschaubar.2

      In den folgenden Passagen soll es nun konkret um den aktuellen sachhistorischen (Er-)Kenntnisstand über die langen 1960er Jahre gehen, über süd- und südosteuropäische Arbeitsmigranten in Frankreich und Westdeutschland und über das Forschungsfeld Amateurfußball und Arbeitsmigration, das im Zentrum dieses Sammelbandes steht. Dabei kann es nur das vorrangige Ziel sein, einige Prämissen, Leitfragen und Hypothesen zu formulieren und das Potenzial der Thematik auszuloten für synchrone und diachrone Zusammenhangerkenntnis im Kontext einer deutsch-französischen bzw. westeuropäischen Gesellschafts- und Kulturgeschichte der frühen Nachkriegsjahrzehnte.3 Besondere Aufmerksamkeit wird zweierlei Aspekten geschenkt: einmal der Konfrontation des fortwährend gerne hochgehaltenen Politik- wie Verbandsdiskurses über die unmittelbaren Integrationsleistungen durch sportliches Betätigen mit dem gelebten fußballerischen Alltag migrantischer Akteure vor Ort; daneben dem Abgleich der französischen und westdeutschen Verhältnisse in den langen 1960er Jahren auf der Folie stets betonter Unterschiede zwischen beiden Ländern in den respektiven nationalen Migrationstraditionen, Integrationsmodellen, Selbstverständnissen und politisch-kulturellen Kontexten.

      Ausgangsüberlegungen und Vergleichsprämissen

      Schon aus der allgemeinen Skizze zum aktuellen Stand der Fußball- und Migrationsforschung lässt sich ableiten, dass es längst an der Zeit wäre, Arbeitsmigranten der langen 1960er Jahre, die damals im bestehenden bundesdeutschen bzw. französischen Vereinswesen oder in selbst begründeten Clubs Fußball gespielt haben, näher in den Blick zu nehmen. Geschehen müsste dies freilich fernab statischer Assimilations- und einseitiger Integrationsmodelle, fernab abstrakter Prinzipien und starrer Leitbilder. Fernand Braudel hatte in seinem Spätwerk darauf aufmerksam gemacht, dass viele Schwarz-Weiß-Malereien um die Begriffe Assimilation, Integration und Eingliederung schlicht die gelebte Realität migratorischer „mariages culturels“ verschleierten.1 Solche Realitäten am fußballerischen „vécu anthropologique“2 der Betroffenen im Breiten- und Amateursport zu dokumentieren, könnte im Ergebnis ein Bild ebenso komplexer wie dynamischer, eher konfliktueller oder konsensualer Kulturkontakte jenseits klassischer Bipolaritäten entstehen lassen, das Zwischen- oder "dritte Räume" im Sinne Homi Bhabhas aufdeckt. Eine solche Herangehensweise böte Chancen, in den sozialen und kulturellen Praktiken des Fußballspielens und in dessen gesellschaftlichem Umfeld zeitgleiches Annähern und Absetzen, zeitgleiches Dazugehören und Fremdfühlen, zeitgleiches Integrieren und „Eigensinnig-Sein“ von Zuwanderern greifbar und zeigbar zu machen.3

      Mit Blick auf den Freizeit- und Amateursport müsste es konkret darum gehen, nach der Relevanz fußballerischer Aktivitäten für Strategien, Spielräume und Entwicklungswege von Migrantengruppen in beiden Ländern zu fragen: Lassen sich die Folgewirkungen sportlicher Betätigung ausländischer Arbeitskräfte tatsächlich uneingeschränkt als integrationsförderlich bewerten, wie dies Politik- und Verbandsdiskurse allenthalben suggerieren? Oder sind nicht vielmehr – neben möglichen positiven Effekten: dem Aufbau sozialer Bindungen etwa, auch dem öffentlichen Wertschätzen sportlicher Leistungen einzelner Spieler oder ganzer Teams – auch gegenteilige Erlebnisse zu beobachten und negative Konsequenzen bilanzierend in Rechnung zu stellen: Benachteiligung und Ausgrenzung etwa, stereotype Fremdzuschreibungen und Rassismus oder auch radikal verschärfte nationale Chauvinismen in sportlichen Wettbewerbs- und Konkurrenzsituationen auf und neben