was mir die Frau mitteilen wollte. Machte sie mich für die Trennung von Nicole und Hunter verantwortlich? Oder für den Tod ihres Mannes? Bei Letzterem war ich nicht mal anwesend und ich war mir sicher, dass Nicole Hunter schließlich doch verlassen hätte, wenn er sie nicht davor in die Wüste geschickt hätte. Irgendwann wäre Nicole auch ohne Rabiana klar geworden, dass ihre Fassade ihr nichts als Leid und Feinde brachte, und sie hätte sich für die Liebe entschieden. Spätestens wenn sie Orion begegnet wäre, aber den Kommentar verkniff ich mir lieber, bevor er das nächste Ziel von Morena wurde. »Du bist schwach und ziehst alle in deiner Umgebung mit in den Abgrund. Wie ein Anker, der sich an freie Schiffe hängt und sie nicht mehr loslässt. Erbärmlich. Aber ich werde nicht zulassen, dass meinen Kindern etwas zustößt. Jona hast du erfolgreich um den Finger gewickelt, aber für Hunter besteht noch Hoffnung, auch wenn er dir nachläuft und den Boden küsst, auf dem du stehst. Weiß die Göttin, was er an dir findet.«
Ungläubig fiel mir die Kinnlade hinunter und ich sah Morena mit aufgerissenen Augen an, die mich weiterhin kalt musterte. Die Göttin wusste genau, was Hunter an mir fand, aber das würde ich ihr nicht auf die Nase binden. Wie konnte sie es wagen, Diana in ihre verrückte Weltanschauung zu ziehen und sie infrage zu stellen? Das Schicksal hatte Hunter an mich gebunden, und ob gut oder schlecht, es war nicht zu ändern. Aber statt das zu akzeptieren und sich das Beste für ihren Sohn zu wünschen, saß sie selbstgefällig in ihrem Stuhl und betrachtete mich, als wäre ich den Sauerstoff nicht wert, den ich verbrauchte. Eiskalt machte sie mich für alles verantwortlich, das schiefgelaufen war. Als hätte ich nicht versucht, St. Ghidora allein zu verlassen, um Jaimie zu finden oder meine Freunde gebeten, in Sicherheit zu bleiben, statt mir zu folgen. Ich hatte sie auch nicht gezwungen, nach mir zu suchen, als Rabiana mich gefangen genommen hatte. Das taten Freunde füreinander, ohne aufgefordert worden zu sein. Weil sie mich beschützen wollten. Weil ich ihnen wichtig war. Aber ich würde nicht versuchen, Morena das zu erklären. Auf eine verdrehte, kranke Weise schien sie zu glauben das Beste für ihre Söhne zu tun, was mehr war, als man von Caleb Morgan behaupten konnte. Leider glaubte sie auch genau zu wissen, was sie anzustellen hatte, um Jona und Hunter ihre Lebensweise aufzuzwingen.
»Ich bin nicht schwach«, sagte ich verteidigend und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter, der meine Worte Lügen strafte. Meine Stimme klang fest, auch wenn ich mich wie ein Schulmädchen fühlte, das zum Direktor zitiert wurde, weil es zum ersten Mal ungehorsam war.
»Doch bist du. Ich wollte Hunter glauben, der seine Hand dafür ins Feuer legen würde, dass du uns rettest, aber du schaffst es nicht einmal, dich gegen Mary durchzusetzen, sonst hättest du sie dazu gebracht, dich herzubringen. Sie ist eine Jägerin. Sie ist stark, setzt sich durch und sie passt perfekt zu Hunter. Er wird das auch noch begreifen. Wenn du so stark wärst, wie er dich hält, würdest du für dich selbst kämpfen, anstatt deine Freunde in Gefahr zu bringen. Aber das wirst du nicht, richtig? Du wirst sie weiter als lebendige Schutzschilde verwenden und das kann ich nicht zulassen. Das verstehst du doch sicher, oder?«
Mel, kennst du die Szenen in Filmen, wenn die Farben dunkler werden, die Musik leiser, der Takt schneller und sich die Atmosphäre ändert, weil dem Zuschauer klar werden soll, dass etwas Wichtiges passiert? Der Schauspieler atmete absichtlich schneller und man konnte lautes Herz klopfen hören, bevor die Erkenntnis in den Verstand der Zuschauer tropfte. So einen Moment hatte ich gerade. Ich befeuchtete meine ausgetrockneten Lippen mit meiner Zunge, sah auf das sprudelnde Glaswasser, das vor Morena stand und dessen Prickeln überlaut in meinen Ohren klang. Hunters Mutter schluckte und ihre Augen drehten sich immer wieder unauffällig auf den Kalender, der neben einer Mappe stand, auf der ein kleiner Rabe an der oberen Ecke aufgezeichnet war und der nächste Tag rot eingekreist war. Der Vogel hatte die Flügel gespannt und starrte in meine Richtung. Und plötzlich wusste ich ganz sicher, dass Nicole recht hatte. Morena hatte gar nicht vor zu kämpfen. Sie würde hierbleiben und abwarten, bis alles vorbei war. Sie kooperierte, um ihre Söhne zu schützen. Sie sperrte uns ein, bis Rabiana mich holen kam.
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