Tommy Krappweis

Ghostsitter


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die bandagierten Hände. »Bitte, Herr Graf. Wie sagen Sie immer so schön auf Französisch: Contenance.«

      Der Vampir schnaubte missmutig, sagte aber nichts weiter.

      Tom sah zu Hop-Tep und stellte fest, dass dieser so ruhig und gelassen dastand, als ginge es um die Frage, ob die Wagen der Schreckensfahrt einen neuen Anstrich bekommen sollten.

      »Also, Hop-Tep, du kannst nicht von uns erwarten, dass wir tatenlos zuschauen, wie du … wie … wie deine Zeit abläuft! Das geht einfach nicht!« Tom war gleichermaßen besorgt und genervt. Sie würden etwas tun! Sie würden Hop-Tep retten! Sie würden …

      »Was wäre, wenn ich mir aber just dieses von euch wünschen würde?«

      Neben Tom atmete Mimi erschrocken ein und er selbst brachte nur ein fassungslos gestottertes »W… was?« hervor.

      »Das meinst du doch nich’ ernst«, platzte es aus Welf heraus und sogar Wombie grunzte höchst ungehalten aus seiner Ecke.

      »Da, schau, Wombie ist auch total entrüstet!«, wies Tom auf den Zombie, während der seinen Kuschelhasen Odor in Richtung Hop-Tep hielt. »Und Odor auch!«

      Die Mumie kreuzte beide Arme vor der Brust und neigte entschuldigend den Kopf. »Das tut mir sehr leid und gleichzeitig rührt es mich auch in der Seele, jedoch muss ich dabei bleiben. Ich bitte euch und insbesondere dich, Vlarad, edler Vampir und mächtiger Zauberer: Stelle deine Forschungen zum Lazarus-Serum ein und lass mich … gehen.«

       Kapitel 4: Der Wunsch

      Der Vampir war der erste, der seine Sprache wiederfand. Doch seine Stimme klang ungewöhnlich kraftlos. »Es passiert selten, aber … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

      Dafür hatte sich Tom schnell wieder im Griff. Er deutete auf die Mumie und sah ihr direkt in die dunklen Augen zwischen den Bandagen: »Ich aber schon! Hop-Tep, du solltest uns alle gut genug kennen, um zu wissen, dass wir die Hoffnung niemals aufgeben und jedem helfen, der unsere Hilfe braucht. Auch wenn er vielleicht denkt, dass er das im Moment gar nicht will.«

      Mimi bedachte Tom von der Seite mit einem bedeutsamen Blick und murmelte leise schmunzelnd: »Hört, hört …«

      Tom wusste natürlich genau, worauf sie anspielte. Schließlich hatte Mimi ihn vor wenigen Minuten nur mit penetrant freundlicher Ignoranz dazu gebracht zu erkennen, dass er gar nicht sooo allein sein wollte, wie er zunächst geglaubt hatte. »Ja, das … das … kann nämlich schon mal vorkommen, dass jemand denkt, er will was nicht, was er aber … also, was er halt doch braucht und …«

      Vlarad unterbrach Toms Gestammel. »Darf ich ein Beispiel nennen?«

      »Nur, wenn es nichts mit Wasserflaschen und Stromkreisen zu tun hat.«

      »Keine Sorge, Tom«, winkte der Vampir ab. »Ich habe eine andere Sache im Sinn. Hop-Tep, erinnere dich an unser Abenteuer mit dem Jokulodontus im Spiegelkabinett. Ich war dort eingesperrt und wusste um die große Gefahr, die euch allen vor diesem Clown-Monstrum drohte. Darum befahl, nein, flehte ich Tom an, mich auf keinen Fall zu befreien!«

      »Genau!«, stieg Tom sofort darauf ein. »Und was haben wir gemacht, Hop-Tep? Erinnere dich bitte.«

      »Wir ließen selbstverständlich nichts unversucht, um unseren lieben aristokratischen Freund zurückzuholen«, gab Hop-Tep zögerlich zu.

      »Genau!«, triumphierte Tom.

      Vlarad nickte ernst. »Exakt. Und so sehr ich ursprünglich dagegen war, so viel mehr bin ich euch heute … dankbar für die Rettung.«

      Doch Hop-Tep schüttelte kaum merklich den Kopf.

      »Ich verstehe natürlich, was ihr mir damit sagen wollt. Trotzdem muss ich in aller Entschiedenheit ablehnen.«

      »WAS?!«, rief Mimi empört dazwischen und plusterte sich zu doppelter Größe auf. Doch der ägyptische Prinz sprach unbeeindruckt weiter: »Bitte respektiert meinen Wunsch. Es ist mir sehr ernst. Guten Abend.« Und mit diesem Worten verbeugte er sich und hatte offensichtlich vor, den Zirkuswagen durch die Zwischentür zu verlassen. Doch Tom stellte sich ihm entschlossen in den Weg. »Weißt du, was ich nicht verstehe, Hop-Tep? Warum du jetzt, nach mehreren tausend Jahren, ganz plötzlich unbedingt unter die Erde willst. Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn.«

      »Ich … kann dir das erklären …«, antwortete Hop-Tep und Tom bemerkte sofort den seltsamen Unterton.

      »Weißt du was?«, erklärte er selbstsicher. »Ich glaube, das kann ich für dich übernehmen.«

      Mimi schwebte zu ihm herüber. »Wie meinst du das, Tom?«

      »Genau, wie ich es sage.«

      »Nun denn, ich bin ganz Ohr, Junge«, schaltete sich Vlarad ein. Auch Welf drückte sich von den Türen des Kleiderschrankes ab und kam näher. »Da bin ich jetzt aber gespannt.« Wombie machte »GMMMMH …« und Tom holte tief Luft.

      »Also …«, begann er und sah dem ägyptischen Prinzen abermals in die Augen. »Ich habe den Verdacht, dass es dir, Hop-Tep, gar nicht darum geht, dass du demnächst die Radieschen von unten düngen willst. Ich glaube, der wahre Grund ist das Lazarus-Serum selbst!«

      »Aber … das ist doch Quatsch!«, rief Mimi dazwischen.

      »Wart’s ab, Mimi«, erwiderte Tom und fuhr dann entschlossen fort: »Wie oft haben wir Hop-Tep schon sagen hören, dass das Lazarus-Serum in den falschen Händen eine schreckliche Gefahr darstellt. Und er hat natürlich recht damit: Ein Zaubertrank, der den Tod besiegt …«

      »Hinauszögert – nicht besiegt«, korrigierte Vlarad trocken.

      »Ja, das weiß ich doch«, sagte Tom ungeduldig. »Aber solange man etwas von dem Zeug hat, stirbt man nicht, so weit sind wir uns einig?«

      Vlarad nickte. »Es … ist eine Form untoten Lebens, aber ja, darauf lasse ich mich der Einfachheit halber ein.«

      »Vielen Dank.« Tom atmete einmal tief durch und begann, im Zirkuswagen auf und ab zu gehen. Dabei verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, so wie es auch der Vampir stets tat, wenn er seine Schlussfolgerungen präsentierte.

      »Also, dieses mächtige Wundermittel ist seit unserem letzten Abenteuer mit Zoracz endgültig aufgebraucht. Und da nur Hop-Teps Vater das Rezept kannte und mit ins Grab nahm, kann auch kein Nachschub hergestellt werden. Richtig soweit?«

      »Ja, leider«, bestätigte Vlarad. »Eigentlich hätte ich schon längst zumindest einen Teilerfolg erzielen müssen, aber …«

      »… es ist wie verhext, hast du gesagt«, führte Tom den Satz zu Ende.

      »Ganz richtig. Es ist wie verhext.«

      Tom blieb stehen, machte eine bedeutungsvolle Pause und dann ließ er die Bombe platzen: »Oder … sabotiert?«

      Der Vampir schnaufte empört. »Sabotiert? Wie …?« Mimi sauste aufgeregt zwischen Tom, Vlarad und Hop-Tep hin und her. »Tom, was willst du denn damit sagen?«

      Tom hob die Hände wie ein Verkehrspolizist und Mimi blieb vor ihm in der Luft stehen.

      »Ich will damit sagen«, sagte Tom mit fester Stimme, »das Lazarus-Serum ist aufgebraucht und Hop-Tep will dafür sorgen, dass es nie wieder in die Welt zurückkommt.«

      Für einen kurzen Moment wirkte es, als wäre in dem Zirkuswagen die Zeit stehen geblieben. Niemand regte sich, bis Vlarad die Stille durchbrach. »Bei den drei dräuenden Dämonen und ihren dritten Zähnen, das ist ein starkes Stück!«

      Unwillig schüttelte Mimi den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich