Sonja Spitteler

Als der Efeu sich verliebte


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       Aussprache einiger Namen

       Impressum

      Dieses Buch ist MUTTER ERDE gewidmet.

      In Dankbarkeit und Liebe.

      Einleitung

      Naturwesen sind fasziniert von schönen Erlebnissen und Geschichten. Eine Leidenschaft, die ich mit ihnen teile. Beides war der Anstoß, ihre Erzählungen aufzuschreiben. Über ihre Gruppierungen und Aufgaben gibt es schon einiges zu lesen. Hier hingegen geht es um ihre Kultur, ihre Lebensphilosophie. So wurde aus diesem Werk auch ein sehr persönliches Buch, um die Individualität der einzelnen Wesen.

      Wenn Naturwesen erzählen, tun sie dies mit mehr als mit „bloßen“ Worten. Eine Vielzahl von Bildern, Farben, Gerüchen und Gefühlen bestimmen dabei den Handlungsablauf. Die Worte dienen dann höchstens der Untermalung von wichtigen Dingen. In diesem Fall fiel es mir zu, ihre Informationen in passende Sätze zu kleiden.

      Während des Schreibens haben mir die Naturwesen selbstverständlich über die Schulter geblickt und die Arbeit fleißig kommentiert. Waren sie mit einer Passage nicht einverstanden, musste diese abgeändert werden.

      Schnell merkt man, dass die Naturgeister gerne Abläufe und bereits Gesagtes wiederholen. Damit wollen sie die Wichtigkeit gewisser Dinge hervorheben. Es liegt aber auch in ihrer Natur, ein wenig so, wie ein Baum immer nach oben wachsen möchte.

      Wer also ihre Erlebnisse liest oder zu hört, fühlt sich an unsere Geschichten aus Kindertagen erinnert. Bei den Naturwesen sind fast alles, was sie sagen, Weisheiten des Lebens. Dennoch gibt es einen bedeutenden Unterschied zwischen ihren und unseren Ansichten. Die Berichte der Naturwesen sind durchzogen von einer Verbundenheit mit der Natur, welche in unserer Kultur leider verlorenen gegangen ist. Ihre Ansichten mögen bisweilen etwas naiv und sprunghaft wirken, aber gerade um diese Einstellung, beneide ich sie. In ihrer Welt gibt es kein Beurteilen anderer Wesen. Und niemals stellen sie in Frage, dass sie ein Teil des Ganzen sind. Wie eine Blume des Lebens oder eine Spirale sehen sie ihren Platz im großen Gefüge. Die Aussage „die Welt mit Kinderaugen betrachten“ wird einem bei ihnen wieder deutlich bewusst. Das Innere Kind zum Leben zu erwecken muss nicht heißen, wieder anzufangen mit Puppen zu spielen oder mit Legosteinen. Vielmehr wird die Neugierde und Bereitschaft in jedem Mensch angesprochen, Dinge sehen und erfahren zu wollen, die jenseits der Vorstellungskraft liegen.

      Bevor wir also unser Abenteuer in ihr „märchenhaftes Nachbarland“ antreten, bitte ich Sie, liebe Leser darum, das das Buch in der vorhandenen Reihenfolge zu lesen (jedenfalls das erste Mal). Es hat seinen Grund, weshalb die Elemente in eben dieser Abfolge aufgeführt sind und auch, warum erst anschließend zwei Wesenheiten ausführlicher zu Wort kommen. Jedes Element hat gewisse Eigenschaften und einige Aussagen beruhen auf der Tatsache, dass vorherige Kapitel schon gelesen wurden. Vielleicht fallen Ihnen so auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Wesenheiten deutlicher auf.

      Behalten Sie bitte im Hinterkopf, dass sämtliche Beschreibungen und Aussagen auf meinen persönlichen Erlebnissen beruhen und nicht für jeden Zutreffend sein müssen!

      Begleiten Sie mich nun durch die erfrischende und bunte Welt der Naturwesen. Und lassen Sie ihre Erzählungen einmal als das stehen, was sie sind – eine Reise in eine „fremde“ Welt...

      Es wird gesagt, dass Eia die erste Tochter der Elemente ist. Es wird auch gesagt, dass Eia aus Feuer, Wasser, Erde und Luft geboren wurde und nun im Äther lebt. Auch wird gesagt, dass Eia das schönste Wesen weit und breit gewesen sei. Ihre Güte und Liebe zu Allem was wächst, war bis tief in den Äther hinein bekannt. Die Elemente gaben ihrer liebreizenden Tochter den Namen Eia, zu Ehren ihrer Mutter Erde, Gaia.

      Die hübsche Eia war zudem eine gute Freundin von Mutter Erde und in jenen fernen Tagen war es oft üblich, dass sie zusammen spazieren gingen. Damals hatte es noch nicht dieselbe Vielfalt an Leben auf der Erde gegeben. Abgesehen von den Elementen, Eia und einigen ersten Pflanzen und Steinen war der Rest eher kahl. Dennoch soll es eine schöne Zeit gewesen sein – so berichten es jedenfalls die vier Elemente.

      Mutter Erde liebte ihre Freundin und Tochter über alles. Sie liebte aber auch die Elemente und die kleinen Pflanzen und bunten Steine. Und eines Tages konnte sie nicht mehr untätig zusehen. Die Tochter der Elemente war zu schön. Zu bezaubernd, um in der materiellen Welt leben zu können, denn sobald sie irgendwo vorbei ging, hielt alles seinen Atem an. Hingerissen von Eias Makellosigkeit vergaßen die Pflanzen zu wachsen, die Steine rollten wild umher, das Wasser staute sich und alles kam zum Stillstand.

      Lange zauderte Mutter Erde Eia davon zu erzählen. Die schöne Eia war zutiefst erschüttert, und auch wenn es sie sehr traurig machte, so erkannte sie doch die Wahrheit dahinter.

      Es wird erzählt, dass Eia danach die grobstoffliche Welt verließ und in den Äther zog, aus dem alles stammt. So wie einst ihre Eltern, die vier Elemente, aus dem Äther geboren waren, so ging sie dahin zurück. Vom Äther wurde sie mit offenen Armen empfangen, denn lange schon hatte dieser sie beobachtet und sich in die reizende Eia verliebt. Anfangs ignorierte Eia sein Werben. Ihr Herz schlug noch immer unten, auf Mutter Erde, und sie wäre lieber dorthin zurückgekehrt. So aber wechselten sich Sonne und Mond unzählige Male ab und Eia lernte den Äther näher kennen, bis sie eines Tages feststellte, dass auch sie sich in den Äther verliebt hatte. Kurz darauf heirateten beide und es wurde ein wundervolles, rauschendes Fest.

      Selbst Mutter Erde verließ ihre Wohnstatt für diese Zeit und freute sich, ihre liebste Freundin und Tochter so glücklich vorzufinden. Dennoch war ihr Wiedersehen mit Trauer verbunden. Sobald ihre Mutter den Äther wieder verlassen hatte, wurde Eia bewusst, wie sehr sie das Leben auf der Erde noch immer vermisste. In ihrer jetzigen Form aber konnte sie nicht mehr zurück. Sie hatte sich entschieden, zum Wohl der Erdbewohner fortzugehen und hatte dafür ihren physischen Körper aufgeben müssen. Aber auch Mutter Erde war betrübt, denn mit Eia hatte sie eine wahre Freundin verloren.

      Fortan lebte die schöne Eia hin- und hergerissen zwischen ihrer Freude am neuen Leben und der Trauer um den Verlust der einstigen Tage. Ihr Gemahl tat sein Möglichstes, um sie von ihren Sorgen abzulenken und doch weinte Eia viel.

      Eines Tages aber geschah etwas, was Eias, Mutter Erdes und das Leben des Äthers stark veränderte. Eia wurde schwanger und die Kinder, welche sie gebar, waren die ersten Naturwesen. Es waren dies ganz besondere Wesen, zart und flüchtig wie der Äther, aber auch stark und fest wie die Elemente. In ihnen vermischten sich alle Dinge und ermöglichten es den Naturwesen, innerhalb der Welten wechseln zu können. Denn anders als ihre Mutter waren die Kinder nicht mehr an den Äther gebunden und konnten in den Zwischenbereich (die Astralwelt) steigen.

      Als die Naturwesen dies taten, verliebten sie sich augenblicklich in die Wunder von Mutter Erde - ein edles und blühendes Geschöpf mit diesem Reichtum an Leben und Farben. So beschlossen die Naturwesen fortan, hier zu bleiben und Mutter Erde zu helfen, ihren Garten zu pflegen. Nicht nur Gaia war darüber sehr glücklich und froh, emsige Helfer zu haben, sondern auch Eia. Denn nun konnte sie durch die Augen ihrer Kinder die Erde fast wieder so sehen, wie in alten Tagen, als sie auf ihr gewandelt war.

      Es wird gesagt, dass die Naturwesen die Kinder von Eia und dem Äther sind. Auch wird gesagt, dass die Naturwesen die Kinder von Mutter Erde sind. Beides ist richtig, denn Eia wurde aus den vier Kindern von Mutter Erde geboren. Also sind die Naturwesen wirklich die Kinder von Mutter Erde, dem Äther und den Elementen, welche sie noch heute bewohnen. So gab sich am Ende alles die Hand und die Spirale konnte weiter wachsen...“