Duftende Kräuter wurden in der antiken Welt täglich zur Herstellung von Parfümen, Kosmetika, Gewürzen und Medikamenten gebraucht. Schon die Phönizier brachten sie über die berühmte Gewürzroute nach Südarabien und von ostafrikanischen Häfen aus nach Ägypten und nach Israel. Karawanen transportierten die begehrte Handelsware auf langen Wüstenreisen zu ihren Bestimmungsorten. Aus den „Weisen aus dem Morgenland“, von deren Reise hinter dem Stern her die Bibel erzählt, machte die Kirche die „Heiligen Drei Könige“. Der weiten, beschwerlichen Reise wegen, die sie vom Morgenland nach Bethlehem führte, wurden sie auch zu den Schutzpatronen der Reisenden.
Als sie dann beim Essen saßen und aufblickten, sahen sie, dass gerade eine Karawane von Ismaelitern aus Gillad kam. Ihre Kamele waren mit Tragahant, Mastix und Ladanum beladen. Sie waren unterwegs nach Ägypten (Gen. 37, 25). An diese Händler von Spezereien wurde Josef nach Ägypten verkauft.
Die frühe Verwendung dieser aromatischen Pflanzen wird durch die Tatsache bestätigt, dass bei der Öffnung von Pharaonengräbern im Jahre 1884 etwa 3000 Jahre nach der Bestattung immer noch der angenehme Geruch von Weihrauch und Myrrhe wahrnehmbar war. Wahrscheinlich spielte bei der Einbalsamierung der Leichen auch die antiseptische Wirkung der wohlriechenden Kräuter eine Rolle. Der Evangelist Johannes spricht von einer Mischung aus Myrrhe, Aloe und Weihrauch zum Tränken der leinenen Tücher, in die der Leichnam Jesu eingehüllt wurde.
Eines der Sieben Weltwunder, die „Hängenden Gärten“ in Babylon, war bekannt wegen seiner starken Blumendüfte. Myrrhen- und Weihrauchsträucher mit ihren knorrigen Ästen und den ätherischen Harzen, die in Form kleiner Tropfen aus der Rinde ausgeschieden werden, waren auch Charakterpflanzen im „Paradies“, im „Garten Eden“, in dem Land zwischen Euphrat und Tigris, in dem „Milch und Honig flossen“.
Salben aus Milch und Honig, aus Myrrhen- und Weihrauchöl wurden als kosmetische Gesichtspackungen im alten Ägypten verwandt. Auch Kleopatra hatte die Schönheit ihrer Haut den heiligen Ölen zu verdanken. Ovid, der römische Dichter der Liebe, pries in seiner „Liebespoesie über die Gesichtspflege der Frauen“ die betörenden Düfte von Rosen- und Narzissenöl und die sinnerregenden aromatischen Substanzen der Myrrhe.
Das „Hohelied Salomos“ beschreibt an vielen Stellen Duftstoffe der biblischen Zeit: „Ich stand auf, um zu öffnen meinem Freunde die Hand an den Griffen des Riegels. Da troffen meine Hände von Myrrhe, von flüssiger Myrrhe meine Finger.“ Oder es heißt: „Seine Wangen sind wie Balsambeete, in denen Weihrauch wächst. Seine Lippen sind die Lilien, die von fließender Myrrhe triefen.“ „Du bist gewachsen wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten, Zypernblumen mit Narden, Lilien und Safran, Kalmus und Zimt, mit allerlei Weihrauchsträuchern, Myrrhe und Aloe, mit allen feinen Gewürzen. Ein Gartenbrunnen bist du, ein Born lebendigen Wassers, das vom Libanon fließt“, preist das „Hohelied“ die Liebe.
Die Juden begannen ihren Auszug aus Ägypten vielleicht um 1240 vor Christus. Für ihren Weg in das Gelobte Land brauchten sie etwa vierzig Jahre. Kurz nach ihrem Aufbruch erhielt Moses vom Herrn auch eine Anweisung zur Herstellung eines heiligen Öls und eines heiligen Räucherwerks: „Nimm dir Spezerei: Balsam, Galbanaum, Myrrhe und reinen Weihrauch, von einem soviel wie vom andern, und manche Räucherwerk daraus, gemengt nach der Kunst des Salbenbereiters, gesalzen, rein, zum heiligen Gebrauch.“ Dieses Räucherwerk war nur zum Gebrauch bei religiösen Zeremonien gedacht.
Die Verdunstung von ätherischen Ölen an der Oberfläche von Pflanzen wird heute als ein Abwehrmechanismus gegen die Infektion durch Bakterien und Pilze angesehen. Aromatische Pflanzen besäßen demnach eine schützende Aura aus Wohlgeruch. Kann es nicht sein, dass die Pflanzen durch den Duft, den sie verströmen, miteinander in Verbindung treten und einander in einer Weise wahrnehmen, die viel wunderbarer ist als das Mittel der menschlichen Sprache, die nur selten voller Zärtlichkeit und Duft ist – außer vielleicht bei liebenden?
DIE DREI WEISEN AUS DEM MORGENLAND BESUCHEN DAS JESUSKINDLEIN IM KRIPPENSTALL ZU BETHLEHEM
(Märchen von Dieter Kremp)
Die drei Weisen aus dem Morgenland waren schon seit Wochen an der Himmelsstraße unterwegs auf der Suche nach dem Krippenstall in Bethlehem. Es hatte sich überall im Heiligen Land herumgesprochen, dass in Bethlehem das Jesuskindlein im Krippenstall geboren wurde. Und die drei Weisen wollten unbedingt dorthin, um das Christuskindlein zu bescheren.
Aber sie waren auf ihren weiten Reisen unterwegs nicht allein, waren sie doch von Beruf aus alle drei Hirten, die überall ihre Schäfchen dabei hatten, wenn sie auf Reisen waren. Und hier am Himmelszelt weideten die Schäfchen auf der weiten Himmelsflur und ließen sich das saftige himmlische Gras und den Klee gut schmecken.
Doch schon seit Tagen irrten sie mit ihren Schäfchen hin und her und fanden den Weg nicht über die Himmelsstraße hinunter auf die Erde nach Bethlehem.
Und es war höchste Zeit, um dem neugeborenen Wiegenkind zur Geburt ihre Geschenke zu geben. Außerdem waren ja Maria und Josef, die Eltern des Jesuskindes, auch gute Bekannte der Hirten. Und Heiligabend, der Tag der Geburt des heiligen Christuskindes, war schon lange vorbei.
Nun flog gerade die Schneefee Frau Holle mit ihren Wolkenschäfchen an der Himmelsstraße vorbei und winkte den Hirten zu. Sie hielt mit ihrer Schäfchenherde kurz an und fragte ihre Hirtenfreunde: „Wohin wollt ihr? Habt ihr euch auf der Himmelsflur mit euren Schafen verirrt?“
„Ja, wir suchen den richtigen Weg nach Bethlehem, doch immer wieder sind wir auf der falschen Straße. Hier stehen ja auch keine Hinweisschilder.“
„Dann passt mal gut auf! Der heilige Sankt Petrus dort oben an der Himmelspforte ist ja ein naher Verwandter der Heiligen Familie. Der kann euch bestimmt helfen.“
In dem Augenblick sperrte der heilige Petrus mit seinem Himmelsschlüssel gerade das Tor zum Paradies auf und ließ die himmlischen Heerscharen heraus. Unter ihnen waren auch die Engel, die Boten Gottes auf Erden, die auch das Jesuskind in Bethlehem besuchen wollten.
Die Engel waren gut befreundet mit den drei Weisen aus dem Morgenland und waren gerne bereit, die Hirten mit ihren Schäfchen auf ihrem Weg zur Erdenstadt Bethlehem zu begleiten. Damit das alles etwas schneller vonstattenging, klebten sie den Hirten und ihren Schäfchen Engelsflügel an. Und so flogen sie in Windeseile alle zusammen durch die himmlischen Lüfte und kamen schon nach wenigen Minuten heil und gesund am Krippenstall zu Bethlehem an.
Hier war Hochbetrieb, denn alle Engel, alle Heiligen und die Kinder aus Bethlehem waren gekommen, um das Jesuskindlein zu bescheren. Vor dem Eingang zum Krippenstall stand ein großer Esel, der die zahlreichen Besucher herzlich willkommen hieß. Und der zottige Esel rief laut: „Iah, iah, iah! Willkommen hier im Stall, im Krippensaal! Iah, iah, iah!“
Bevor die Hirten nun in den Krippenstall eintraten, ließen sie ihre Schäfchen in der Nähe des Stalles auf einer Weide grasen. Eines aber unter ihnen, das Lämmchen Petra, das Schönste von allen, das ein ganz besonders weiches Fell hatte, nahmen sie mit in den Stall zu Bethlehem. Obwohl ja das Jesuskindlein noch ein kleines Baby war, lächelte es mit strahlenden Äuglein das Schäfchen Petra sanft an.
Und Petra hatte auch Spaß am Kindlein, schnüffelte sogleich im Wiegenbettchen und das Jesusbaby streichelte ganz zart sein weiches, wolliges Fell.
Nun nestelten die drei Weisen in ihren Hirtentaschen herum und holten die Geschenke für die Heilige Familie heraus. Das Christuskindlein erhielt eine Menge Goldkügelchen, weil es eben ein liebes, goldiges Kindlein war. Und dazu natürlich noch ein Plüschschäfchen zum Kuscheln im Bettchen. Als dann viele Jahre später das Jesuskindlein erwachsen war, und als Heiland im Heiligen Land unterwegs war, verschenkte er die Goldperlen an arme Waisenkinder.
Maria und Josef erhielten von den Weisen aus dem Morgenland wohl duftende Heilkräuter, Weihrauch und Myrrhe, die Josef gleich im Stall räucherte: ein heilsamer, aromatischer Duft durchströmte den ganzen Raum. Und wenn dann später das Marienkindlein im Winter eine fieberhafte Erkältung hatte, kochte Maria daraus einen heilenden Kräutertee, den das Kindlein trank. Und alsbald war das Jesuskindchen wieder kerngesund.
Nun aber hatte