auf mich.
Elisabeth.
Wann wird mein Haupt sich ruhig schlafen legen?
Mortimer.
Der nächste Neumond ende deine Furcht.
Elisabeth.
Gehabt Euch wohl, Sir! Laßt es Euch nicht leid tun,
Daß meine Dankbarkeit den Flor der Nacht
Entlehnen muß – Das Schweigen ist der Gott
Der Glücklichen – die engsten Bande sind’s,
Die zärtesten, die das Geheimnis stiftet!
(Sie geht ab.)
Sechster Auftritt
Mortimer (allein).
Geh, falsche, gleisnerische Königin!
Wie du die Welt, so täusch ich dich. Recht ist’s,
Dich zu verraten, eine gute Tat!
Seh ich aus wie ein Mörder? Lases du
Ruchlose Fertigkeit auf meiner Stirn?
Trau nur auf meinen Arm und halte deinen
Zurück, gib dir den frommen Heuchelschein
Der Gnade vor der Welt, indessen du
Geheim auf meine Mörderhilfe hoffst —
So werden wir zur Rettung Frist gewinnen!
Erhöhen willst du mich – zeigst mir von ferne
Bedeutend einen kostbarn Preis – Und wärst
Du selbst der Preis und deine Frauengunst!
Wer bist du, Ärmste, und was kannst du gebe?
Mich locket nicht des eiteln Ruhmes Geiz!
Bei ihr nur ists den Lebens Reiz —
Um sie, in ew’gem Freudenchore, schweben
Der Anmut Götter und der Jugendlust,
Das Glück der Himmel ist an ihrer Brust —
Du hast nur tote Güter zu vergeben!
Das eine Höchste, was das Leben schmückt,
Wenn sich ein Herz, entzückend und entzückt,
Dem Herzen schenkt in süßem Selbstvergessen,
Die Frauenkrone hast du nie besessen,
Nie hast du lieben einen Mann beglückt!
– Ich muß den Lord erwarten, ihren Brief
Ihm übergeben. Ein verhaßter Auftrag!
Ich habe zu dem Höflinge kein Herz —
Ich selber kann sie retten, ich allein,
Gefahr und Ruhm und auch der Preis sei mein!
(Indem er gehen will, begegnet ihm Paulet.)
Siebenter Auftritt
Mortimer. Paulet.
Paulet.
Was sagte dir die Königin?
Mortimer.
Nichts, Sir.
Nichts – von Bedeutung.
Paulet (fixiert ihn mit ernstem Blick).
Höre, Mortimer!
Es ist ein schlüpfrig glatter Grund, auf den
Du dich begeben. Lockend ist die Gunst
Der Könige, nach Ehre geizt die Jugend.
– Laß dich den Ehrgeiz nicht verführen!
Mortimer.
Wart Ihr’s nicht selbst, der an den Hof mich brachte?
Paulet.
Ich wünschte, daß ich’s nicht getan. Am Hofe
Ward unsers Hauses Ehre nicht gesammelt.
Steh fest, mein Neffe. Kaufe nicht zu teuer!
Verletze dein Gewissen nicht!
Mortimer.
Was fällt Euch ein? Was für Besorgnisse!
Paulet.
Wie groß dich auch die Königin zu machen
Verspricht – Trau ihrer Schmeichelrede nicht.
Verleugnen wird sie dich, wenn du gehorcht,
Und, ihren eignen Namen reinzuwaschen,
Die Bluttat rächen, die sie selbst befahl.
Mortimer.
Die Bluttat, sagt Ihr —
Paulet.
Weg mit der Verstellung!
Ich weiß, was dir die Königin angesonnen,
Sie hofft, daß deine ruhmbegier’ge Jugend
Willfähr’ger sein wird als mein starres Alter.
Hast du ihr zugesagt? Hast du?
Mortimer.
Mein Oheim!
Paulet.
Wenn du’s getan hast, so verfluch ich dich,
Und dich verwerfe —
Leicester (kommt).
Werter Sir, erlaubt
Ein Wort mit Eurem Neffen. Die Monarchin
Ist gnadenvoll gesinnt für ihn, sie will,
Daß man ihm die Person der Lady Stuart
Uneingeschränkt vertraue – Sie verläßt sich
Auf seine Redlichkeit —
Paulet.
Verläßt sich – Gut!
Leicester.
Was sagt Ihr, Sir?
Paulet.
Die Königin verläßt sich
Auf ihn, und ich, Mylord, verlasse mich
Auf mich und meine beiden offnen Augen.
(Er geht ab.)
Achter Auftritt
Leicester. Mortimer.
Leicester (verwundert).
Was wandelte den Ritter an?
Mortimer.
Ich weiß es nicht – Das unerwartete
Vertrauen, das die Königin mir schenkt —
Leicester (ihn forschend ansehend).
Verdient Ihr, Ritter, daß man Euch vertraut?
Mortimer (ebenso).
Die Frage tu ich Euch, Mylord