Various

Französische Lyrik alter und neuer Zeit in deutschen Versen


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      II

      Die Wüste … Furcht und Schrecken,

      Nur Sand und nichts als Sand,

      Wie weit mag sie sich strecken,

      Versengt, verdorrt, verbrannt!

      Nichts Lebendes will weilen,

      Die Hügel selbst zerteilen

      Im Winde sich, enteilen

      Wie Flugsand auf dem Strand.

      Es ziehen Karawanen

      Nach Mamre und Ophir,

      Frech kreuzen ihre Bahnen

      Das heilige Revier.

      Schwer schleppt durch heiße Dünen,

      Wo keine Halme grünen,

      Verwegenheit zu sühnen,

      Sich keuchend Mensch und Tier.

      Der Wüste tiefes Schweigen

      Hört Gott der Herr allein,

      Ihm ist sie erb und eigen,

      Er markt sie ohne Stein,

      Läßt Dünste sich erheben,

      Die dieses Meer umschweben,

      Sie zittern und sie beben

      Und hüllen alles ein.

      Der Kaisermantel

      Ihr, deren Werke Labsal schaffen,

      Ihr, die um Beute zu erraffen

      Nach flüchtigem Wohlgeruch nur strebt,

      Ihr, die Ihr den Dezember fliehet,

      Den Blumen ihren Duft entziehet

      Und uns den süßen Honig gebt,

      Ihr, deren unbefleckte Lippen

      Am reinen Tau des Morgens nippen,

      Ihr, denen Keuschheit Lust und Pflicht,

      Der Blüten liebliche Genossen,

      Ihr Bienen, die dem Licht entsprossen,

      Setzt Euch auf diesen Mantel nicht!

      Ihr hochgemuten, arbeitsfrohen,

      Die Ihr noch keinen Feind geflohen,

      Stürzt Euch, Ihr Bienen, auf den Mann!

      Von Euer Flügel Gold getragen

      Sollt Ihr den Schuft mit Pfeilen jagen,

      Fragt ihn: „Wofür siehst Du uns an?

      Verräter Du, wir sind die Bienen!

      Dem Frieden stiller Hütten dienen

      Mit unseren Körben wir zur Zier.

      Wir schwärmen durch die klaren Lüfte,

      Aus Rosen saugen wir die Düfte,

      Auf Platos Lippen wohnen wir.

      Zu Nero magst Du Dich gesellen,

      Dich neben Karl den Neunten stellen,

      Der nach des Volkes Blute lechzt.

      Nicht des Hymettus Biene habe

      Des Mantels Hut, sie hat der Rabe,

      Der auf dem Hochgerichte krächzt.“

      Ihr sollt ihn peinigen, ihn lähmen,

      Das Volk, das vor ihm bangt, beschämen,

      Stecht ihm die Augen aus, dem Wicht!

      Sollt mitleidlos ihn jagen, hetzen,

      Wenn Menschen feige sich entsetzen,

      Hält Euer Stachel das Gericht.

      Die Ordnung ist wieder hergestellt

      Die treten uns mit frechem Hohne

      Und das Verbrechen trägt die Krone,

      Das Recht des Volkes wird gebeugt.

      An allen Grenzen unserer Lande

      Ragt heut ein Denkmal unserer Schande,

      Die Ehre ist erwürgt und schweigt.

      O edle Freiheit großer Ahnen,

      O Republik mit deinen Fahnen,

      Die einst geragt zum Himmelsblau,

      Du wurdest schnöde überlistet,

      Des Kaiserreiches Sünde nistet

      Verräterisch im stolzen Bau.

      Die Zeiten sind vom Fluch besessen,

      Mein Volk, du hast dich selbst vergessen,

      Du wurdest feiler Lüge Raub.

      Gesetz und Recht ward dir zu nichte,

      Was kümmert dich die Weltgeschichte

      Und deiner Väter heiliger Staub?

      Willkommen seid ihr meinem Herzen,

      Verbannung, Armut, bittere Schmerzen,

      Willkommen, tränenreiche Zier.

      Es heult der Wind durch meine Hütte,

      Die Trauer naht mit düsterm Schritte,

      Stumm setzt sie sich zur Seite mir.

      Im Unglück finde ich euch wieder,

      Gestalten meiner ersten Lieder,

      Für die das Herz so heiß entbrannt.

      O Freiheit, Mannesmut und Tugend,

      Geliebte meiner frohen Jugend,

      Auch euch hat schnöde man verbannt.

      Sei mir gegrüßt, du Wasserwüste,

      Sei mir gegrüßt, o Jerseys Küste,

      Wo Englands altes Banner weht!

      Dem Flutgebrause will ich lauschen,

      Den Wogen, die im Winde rauschen,

      Der Welle, die im Sturm vergeht,

      Den Möven, die sich schaukelnd wiegen,

      Die schaumbespritzt gen Himmel fliegen,

      Vergoldet von der Sonne Strahl;

      Wie sie sich aus der Flut erheben,

      So ringt empor zu neuem Leben

      Die Seele sich aus ihrer Qual.

      Lied

      Du Waldespfad mit schwanken Zweigen,

      Ihr Täler, Hügel, rings umher,

      Weshalb die Trauer und das Schweigen?

      – Der einstmals kam, kommt nimmermehr.

      Am Fenster keiner von den Lieben,

      Verwelkt die Blumen und verdorrt,

      Sprich, Haus, wo ist dein Herr geblieben?

      – Ich weiß es nicht, mein Herr ist fort. —

      Sei wachsam, Hund! – Wozu mich plagen?

      Das Haus ist leer, du siehst es ja! —

      Mein Kind, wem gelten deine Klagen?

      Und deine, Weib? – Ihm, der nicht da.

      Wo weilt er? – Jenseits ferner Meere.

      Was seufzt ihr, Wogen, um den Stein?

      Wo kommt ihr her? – Von der Galeere.

      Was bringt ihr? – Einen Totenschrein.

      Lied

      Tot sind die kleinen Täubchen,

      Das Männchen und das Weibchen,

      Die