hast du den Schwur gelernt, Narr?
Probstein. Von einem gewissen Ritter, der bei seiner Ehre schwur, die Pfannkuchen wären gut, und bei seiner Ehre schwur, der Senf wäre nichts nutz. Nun behaupte ich: die Pfannkuchen waren nichts nutz und der Senf gut, und doch hatte der Ritter nicht falsch geschworen.
Wie beweiset Ihr das in der Hülle und Fülle Eurer Gelahrtheit ?
Ei ja, nun nehmt Eurer Weisheit den Maulkorb ab.
Probstein. Tretet beide vor, streicht euer Kinn und schwört bei euren Bärten, daß ich ein Schelm bin.
Bei unsern Bärten, wenn wir welche hätten, du bist einer.
Probstein. Bei meiner Schelmerei, wenn ich sie hätte, dann wär ich einer. Aber wenn ihr bei dem schwört, was nicht ist, so habt ihr nicht falsch geschworen; ebensowenig der Ritter, der auf seine Ehre schwur, denn er hatte niemals welche, oder wenn auch, so hatte er sie längst weggeschworen, ehe ihm diese Pfannkuchen und der Senf zu Gesicht kamen.
Ich bitte dich, wen meinst du?
Einen, den der alte Friedrich, Euer Vater, liebt.
Meines Vaters Liebe reicht hin, ihm zur Ehre zu verhelfen. Genug,
sprecht nicht mehr von ihm; Ihr werdet gewiß nächstens einmal für
Euren bösen Leumund gestäupt.
Probstein. Desto schlimmer, daß Narren nicht mehr weislich sagen dürfen, was weise Leute närrisch tun.
Celia. Meiner Treu, du sagst die Wahrheit; denn seit das bißchen Witz, das die Narren haben, zum Schweigen gebracht worden ist, so macht das bißchen Narrheit, das weise Leute besitzen, große Parade. Da kommt Monsieur Le Beau. (Le Beau tritt auf.)
Den Mund voll von Neuigkeiten.
Die er uns zukommen lassen wird, wie Tauben ihre Jungen füttern.
Da werden wir also mit Neuigkeiten gemästet.
Desto besser, so stehn wir ansehnlicher zu Markt. Guten Morgen,
Monsieur Le Beau! was gibt es Neues?
Schöne Prinzessin, Euch ist ein guter Spaß entgangen.
Ein Spaß? wohin?
Wohin, Madame? wie soll ich das beantworten?
Wie es Witz und Glück verleihen.
Oder wie das Verhängnis beschließt.
Gut gesagt! Das war wie mit der Kelle angeworfen.
Ja, wenn ich meinen Geschmack nicht behaupte —
So verlierst du deinen alten Beigeschmack.
Le Beau. Ihr bringt mich aus der Fassung, meine Damen. Ich wollte euch von einem wackern Ringen erzählen, das ihr versäumt habt, mit anzusehn.
Sagt uns doch, wie es dabei herging.
Le Beau. Ich will euch den Anfang erzählen und wenn es euer Gnaden gefällt, könnt ihr das Ende ansehn; denn das Beste muß noch geschehen, und sie kommen hieher, wo ihr seid, um es auszuführen.
Gut, den Anfang, der tot und begraben ist.
Es kam ein alter Mann mit seinen drei Söhnen —
Ich weiß ein altes Märchen, das so anfängt.
Drei stattliche junge Leute, vortrefflich gewachsen und männlich —
Mit Zetteln am Halse: "Kund und zu wissen sei männiglich" —
Le Beau. Der älteste unter den dreien rang mit Charles, des Herzogs Ringer. Charles warf ihn in einem Augenblick nieder und brach ihm drei Rippen entzwei, so daß fast keine Hoffnung für sein Leben ist; ebenso richtete er den zweiten und den dritten zu. Dort liegen sie, und der arme alte Mann, ihr Vater, erhebt eine so jämmerliche Wehklage über sie, daß alle Zuschauer ihm mit Weinen beistehn.
Ach!
Aber welches ist der Spaß, Herr, der den Damen entgangen ist?
Nun, der, wovon ich spreche.
So wird man alle Tage klüger! Das ist das erste, was ich höre, daß
Rippenentzweibrechen ein Spaß für Damen ist.
Ich auch, das versichere ich dir.
Aber ist denn noch jemand da, den nach dieser Seitenmusik gelüstet?
Ist noch sonst wer auf zerbrochene Rippen erpicht? – Sollen wir das
Ringen mit ansehen, Muhme?
Ihr müßt, wenn ihr hier bleibt; denn sie haben diesen Platz zum
Kampfe gewählt; er wird gleich vor sich gehn.
Wirklich, dort kommen sie. Laß uns nun bleiben und zusehn.
(Trompetenstoß. Herzog Friedrich, Herren vom Hofe, Orlando,
Charles und Gefolge.)
Herzog Friedrich. Wohlan! Da der junge Mensch nicht hören will, so mag er auf seine eigne Gefahr vorwitzig sein.
Ist der dort der Mann?
Das ist er, mein Fräulein.
Ach, er ist zu jung, doch hat er ein siegreiches Ansehn.
Ei, Tochter und Nichte! Seid ihr hierher geschlichen, um das
Ringen zu sehn?
Ja, mein Fürst, wenn Ihr uns gütigst erlaubt.
Herzog Friedrich. Ihr werdet wenig Vergnügen daran finden: das kann ich euch sagen; das Paar ist zu ungleich. Aus Mitleid mit des Ausforderers Jugend möchte ich ihn gern davon abbringen, allein er läßt sich nicht raten. Sprecht mit ihm, Fräulein; seht, ob Ihr ihn bewegen könnt.
Ruft ihn hieher, guter Monsieur Le Beau.
Tut das, ich will nicht dabei sein.
(Der Herzog entfernt sich.)
Herr Ausforderer, die Prinzessinnen verlangen Euch zu sprechen.
Ich bin ehrerbietigst zu ihrem Befehl.
Junger