Эрих Кестнер

Emil und die detektive / Эмиль и сыщики. Книга для чтения на немецком языке


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bleiben. Nach Hause durfte er nicht fahren. Und alles das wegen eines Kerls, der den Kindern Schokolade schenkte und tat, als ob er schliefe. Und dann stahl er ihr Geld. Pfui, war das eine feine Welt!

      Emil presste die Tränen zurück und sah sich um. Wenn er die Notbremse zöge, würde der Zug sofort stehen bleiben. Und dann käme ein Schaffner. Und noch einer. Und immer noch einer. Und alle würden fragen: „Was ist los?“

      „Mein Geld ist gestohlen worden“, würde er sagen.

      „Ein anderes Mal passt du besser auf“, würden sie antworten. „Wie heißt du? Wo wohnst du? Einmal die Notbremse ziehen kostet hundert Mark. Die Rechnung wird geschickt.“

      In Schnellzügen konnte man wenigstens durch die Wagen laufen bis zum Dienstabteil und Diebstähle melden. Aber hier! In so einem Bummelzug! Da musste man bis zur nächsten Station warten, und inzwischen war der Mensch im steifen Hut über alle Berge21. Nicht einmal die Station, wo der Kerl ausgestiegen war, wusste Emil. Wie spät mochte es sein? Wann kam Berlin?22 An den Fenstern des Zuges wanderten große Häuser vorbei und Villen mit Gärten und dann wieder hohe Schornsteine. Wahrscheinlich war das schon Berlin.

      Er holte den Koffer aus dem Gepäcknetz, setzte die Mütze auf, steckte die Nadel wieder in den Jackenaufschlag und machte sich fertig. Er hatte zwar keine Ahnung23, was er beginnen sollte, aber hier, in diesem Kupee, hielt er es keine fünf Minuten länger aus. Das stand fest.

      Inzwischen wurde der Zug langsamer. Man fuhr an Bahnsteigen vorbei. Ein paar Gepäckträger liefen neben den Wagen her. Der Zug hielt!

      Emil schaute durchs Fenster und erblickte ein Schild. Darauf stand: ZOOLOG. GARTEN. Die Türen flogen auf. Leute kletterten aus den Abteilen.

      Emil beugte sich weit aus dem Fenster und suchte den Schaffner. Da erblickte er zwischen vielen Menschen einen steifen Hut. Wenn das der Dieb war? Vielleicht war er, nachdem er Emil bestohlen hatte, nur in einen anderen Wagen gegangen?

      Im nächsten Augenblick stand Emil auf dem Bahnsteig, setzte den Koffer hin, stieg noch einmal ein, weil er die Blumen vergessen hatte, stieg wieder aus, hob den Koffer hoch und rannte, so sehr er konnte, dem Ausgang zu.

      Wo war der steife Hut? Der Junge lief den Leuten vor den Beinen herum, stieß gegen jemand mit dem Koffer und rannte weiter. Die Menschenmenge wurde immer dichter.

      Da! Dort war der steife Hut! Himmel, da drüben war noch einer! Emil konnte den Koffer kaum noch schleppen. Am liebsten hätte er ihn einfach stehen lassen. Doch dann wäre ihm auch der noch gestohlen worden!

      Endlich kam er dicht an die steifen Hüte heran.

      Der konnte es sein! War er’s?

      Nein.

      Dort war der Nächste.

      Nein, der Mann war zu klein.

      Dort, dort!

      Das war der Kerl. Gott sei Dank! Das war der Grundeis. Er schien es eilig zu haben.

      „Warte nur“, knurrte Emil, „dich kriegen wir!24“ Dann gab er seine Fahrkarte ab und lief den Koffer in der einen Hand, die Blumen in der anderen, hinter dem Mann die Treppe hinunter.

      Jetzt wurde es ernst.

Beantworten Sie die Fragen!

      1. Was hat Emil festgestellt, als er wach war?

      2. Was ist ihm statt des Geldes geblieben?

      3. Warum hat Emil geweint?

      4. Auf welche traurigen Gedanken ist Emil gekommen?

      5. Wie hat Emil Herrn Grundeis seit dieser Zeit genannt?

      6. Warum ist Emil an der falschen Station ausgestiegen?

      7. Hat Emil Herrn Grundeis endlich gefunden?

      8. Hat Emil seinen Koffer und Blumen nicht vergessen?

Straßenbahnlinie 177

      Am liebsten wäre er auf den Kerl losgerannt, hätte sich vor ihn hingestellt und gerufen: Her mit dem Geld!25 Doch der sah nicht so aus, als würde er dann antworten: Aber gern, mein gutes Kind. Hier hast du’s. Ich will es bestimmt nicht wieder tun. Ganz so einfach war die Sache nicht. Das Wichtigste war, er durfte den Mann nicht aus den Augen verlieren.

      Emil versteckte sich hinter einer großen breiten Dame und guckte manchmal an ihr vorbei, ob der andere noch zu sehen war. Der Mann war nun am Bahnhofseingang angekommen, blieb stehen, blickte sich um und sah die Leute an, die hinter ihm her drängten, als suche er jemand. Emil presste sich ganz dicht an die große Dame und kam dem anderen immer näher. Was sollte jetzt werden? Gleich würde er an ihm vorbei müssen, und dann war es aus. Ob ihm die Dame helfen würde? Aber sie würde ihm sicher nicht glauben. Und der Dieb würde sagen: Bitte, meine Dame, habe ich es wohl nötig, kleine Kinder auszurauben? Und dann würden alle den Jungen ansehen und schreien: Das ist doch der Gipfel! Verleumdet erwachsene Menschen! Nein, die Jugend von heute ist doch zu frech.

      Da drehte der Mann seinen Kopf glücklicherweise wieder weg und trat ins Freie. Der Junge sprang schnell hinter die Tür, stellte seinen Koffer ab und blickte durch die Scheibe. Donnerwetter, tat ihm der Arm weh!

      Der Dieb ging langsam über die Straße, sah noch einmal rückwärts und spazierte ziemlich beruhigt weiter. Dann kam eine Straßenbahn mit der Nummer 177 von links angefahren und hielt. Der Mann stieg auf den Vorderwagen und setzte sich an einen Fensterplatz.

      Emil hob wieder seinen Koffer auf, lief an der Tür vorbei, die Halle entlang, fand eine andere Tür, rannte auf die Straße und erreichte gerade den hinteren Wagen, als die Bahn losfuhr. Er warf den Koffer hinauf, kletterte nach, schob ihn in eine Ecke und stellte sich davor. So, das war noch einmal gut gegangen.

      Doch, was sollte nun werden? Wenn der andere während der Fahrt absprang, war das Geld für immer weg. Denn mit dem Koffer abspringen, das war zu gefährlich.

      Diese Autos! Sie fuhren hastig an der Straßenbahn vorbei. Andere kamen nach. So ein Krach! Autos, Straßenbahnen, zweistöckige Autobusse! Zeitungsverkäufer an allen Straßenecken. Schaufenster mit Blumen, Früchten, Büchern, Uhren, Kleidern, und hohe, hohe Häuser.

      Das war also Berlin.

      Emil hätte gern alles in größter Ruhe betrachtet. Aber er hatte keine Zeit dazu. Im vorderen Wagen saß ein Mann, der hatte Emils Geld und konnte jeden Augenblick verschwinden. Dann war es aus. Denn zwischen den Autos und Menschen und Autobussen fand man niemanden wieder. Emil steckte den Kopf hinaus. Wenn nun der Kerl schon weg war? Dann fuhr er hier oben allein weiter, wusste nicht wohin, wusste nicht warum, und die Großmutter wartete am Bahnhof Friedrichstraße, am Blumenkiosk, und hatte keine Ahnung, dass ihr Enkel inzwischen auf der Linie 177 durch Berlin fuhr und große Sorgen hatte. Es war zum Heulen!

      Da hielt die Straßenbahn zum ersten Mal. Es stieg niemand aus. Es drängten nur viele neue Fahrgäste in die Bahn. Auch an Emil vorbei. Ein Herr schimpfte, weil der Junge im Wege war.

      „Siehst du nicht, dass Leute mit wollen?“, brummte er ärgerlich.

      Der Schaffner zog an einer Schnur. Es klingelte. Und die Straßenbahn fuhr weiter. Emil stellte sich wieder in seine Ecke, wurde gedrückt und auf die Füße getreten und dachte erschrocken: Ich habe ja kein Geld! Wenn der Schaffner kommt, muss ich einen Fahrschein kaufen. Und wenn ich es nicht kann, schmeißt er mich raus. Und dann ist alles aus.

      Er sah sich die Leute an, die neben ihm standen. Konnte er einen von ihnen fragen: Borgen Sie mir doch bitte das Fahr-geld! Ach, die Menschen hatten so ernste Gesichter! Der eine las Zeitung. Zwei andere unterhielten sich.

      Der Schaffner kam immer näher. Jetzt fragte er schon: „Noch jemand ohne Fahrschein?“

      Er riss große weiße Zettel ab und machte mit einer Zange eine Reihe Löcher hinein. Die Leute auf dem Perron gaben ihm Geld und bekamen dafür Fahrscheine.

      „Na,