rannte.
Das Loch war nun von der Polizei erneut ausgegraben worden, die die Schaufelladungen voll Erde direkt neben denen des Mörders angehäuft hatte.
Riley erinnerte sich, dass Meredith den Namen dieses Opfers in Quantico erwähnt hatte, aber sie konnte sich im Moment nicht daran erinnern.
Sie sagte zu Direktor Belt: „Ich nehme an, Sie konnten das Opfer identifizieren.“
„Das stimmt.“, sagte Belt. „Sie hatte immer noch alle ihre Ausweise bei sich, genau wie Todd Brier. Ihr Name war Courtney Wallace. Sie lebte in Sattler, aber ich kannte sie nicht persönlich. Also kann ich dir noch nicht viel über sie erzählen, außer, dass sie jung war, wahrscheinlich Anfang zwanzig.“
Riley kniete sich neben das Loch und schaute hinein. Sofort erkannte sie, wie der Mörder seine Falle gestellt hatte. An der Unterseite des Lochs befand sich eine schwere, lose gewebte Decke aus Jute, in der sich Blätter und Geröll verfangen hatten. Über das Loch gebreitet musste sie für eine unvorbereitete Joggerin unsichtbar gewesen sein, vor allem im Dämmerlicht.
Sie nahm sich vor, ein forensisches Team der BAU hinzuziehen, um diese beiden Standorte noch genauer untersuchen zu lassen. Vielleicht könnten sie den Ursprung des Jutetuchs zurückverfolgen.
In diesem Moment verspürte Riley das gleiche Gefühl, das sie schon am Strand gehabt hatte, als würde sie in den Kopf des Mörders schlüpfen. Dieses Mal war das Gefühl nicht annähernd so stark. Aber sie konnte sich vorstellen, dass er genau wir gesessen hatte, wo sie jetzt kniete, und auf seine hilflose Beute geblickt hatte.
Was tat er in jenen Momenten, bevor er begann, sie lebendig zu begraben?
Sie erinnerte sich an ihren früheren Eindruck, dass er charmant und sympathisch sein musste.
Als er die junge Frau auf dem Grund dieser Grube vorfand, hatte er ihr zunächst wahrscheinlich Verwunderung vorgespielt. Vielleicht vermittelte er der Frau sogar den Eindruck, dass er ihr helfen würde, rauszukommen.
Sie vertraute ihm, dachte Riley. Wenn auch nur für einen Moment.
Dann fing er an, sie zu necken.
Und schon bald begann er, Schubkarren voller Dreck auf sie zu schütten.
Sie muss geschrien haben, als ihr klar wurde, was vor sich ging.
Wie hat er also auf ihre Schreie reagiert?
Riley spürte, dass in diesem Moment sein Sadismus voll zum Vorschein gekommen sein musste. Er hielt inne, um ihr eine einzige Schaufel Dreck ins Gesicht zu werfen – nicht so sehr, um sie am Schreien zu hindern, sondern um sie zu quälen.
Riley zitterte jetzt am ganzen Körper.
Sie war erleichtert, als die Verbindung zum Mörder verflog.
Jetzt könnte sie den Tatort wieder objektiv betrachten.
Die Form der Grube erschien ihr seltsam. Das Ende, an dem sie stand, war keilförmig gegraben. Das andere Ende gab die gleiche Form spiegelverkehrt wider.
Es sah so aus, als hätte sich der Mörder dabei Mühe gegeben.
Aber warum?, fragte sich Riley. Was könnte das bedeuten?
Gerade da hörte sie Bills Stimme irgendwo hinter sich rufen.
„Ich habe etwas gefunden. Kommen Sie, das müssen Sie sehen.“
KAPITEL SIEBEN
Riley wirbelte herum, um zu sehen, weshalb Bill schrie. Seine Stimme erklang hinter den Bäumen auf der einen Seite des Weges.
„Was ist das?“, rief Direktor Belt.
„Was haben Sie gefunden?“, wiederholte Terzis.
„Kommen Sie einfach her.“, schrie Bill zurück.
Riley stand auf und ging in seine Richtung. Sie konnte zertretene Büsche sehen, dort wo er den Weg verlassen hatte.
„Sind Sie unterwegs?“, rief Bill und klang jetzt ein wenig ungeduldig.
Riley konnte an seinem Tonfall erkennen, dass er es ernst meinte.
Gefolgt von Belt und Terzis wanderte sie durch das Dickicht, bis sie die kleine Lichtung erreichten, auf der Bill stand. Er schaute immer noch auf den Boden.
Er hatte tatsächlich etwas gefunden.
Ein weiteres Stück Stoff war über den Boden gespannt worden, lose durch kleine Stifte an den Ecken gehalten.
„Großer Gott.“, murmelte Terzis.
„Nicht noch eine Leiche.“, sagte Belt.
Aber Riley wusste, dass es etwas anderes sein musste. Das Loch war viel kleiner als das andere und quadratisch.
Bill zog Plastikhandschuhe an, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Dann kniete er nieder und zog das Tuch vorsichtig weg.
Alles, was Riley sehen konnte, war ein rundes Stück dunkles, poliertes Holz.
Bill nahm den hölzernen Ring vorsichtig mit beiden Händen und zog ihn nach oben.
Alle außer Bill schnappten nach Luft, über das, was er da langsam aus dem Loch holte.
„Eine Sanduhr!“, sagte Direktor Belt.
„Die größte, die ich je gesehen habe.“, fügte Terzis hinzu.
Und in der Tat, das Objekt war gut einen halben Meter breit.
„Bist du sicher, dass es keine Falle ist?“, warnte Riley.
Bill stand mit dem Objekt in der Hand auf, hielt es senkrecht und behandelte es so behutsam, wie er auch einen Sprengsatz angefasst hätte. Er stellte es aufrecht auf dem Boden neben dem Loch auf.
Riley kniete nieder und untersuchte es genau. Das Ding schien weder Drähte noch Federn zu haben. Vielleicht war etwas unter dem Sand versteckt? Sie kippte das Ding zur Seite und konnte nichts Merkwürdiges erkennen.
„Es ist nur ein großes Stundenglas.“, murmelte sie. „Und es wurde versteckt wie die Falle auf dem Weg.“
„Nicht wirklich ein Stundenglas.", sagte Bill. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Sand länger als eine Stunde lang rieselt. Es ist eine Sanduhr.“
Das Objekt erschien Riley überraschend schön. Die beiden Glaskugeln waren exquisit geformt und durch eine schmale Öffnung miteinander verbunden. Die runden hölzernen Ober- und Unterteile wurden durch drei Holzstäbe verbunden, in die dekorative Muster geschnitzt worden waren. Das Oberteil war mit einem Wellenmuster verziert. Das Holz war dunkel und gut poliert.
Riley hatte schon früher Sanduhren gesehen – viel kleinere Versionen zum Kochen, die drei, fünf oder zwanzig Minuten lang dauerten. Diese war viel, viel größer, über einen halben Meter groß.
Din untere Kugel war teilweise mit braunem Sand gefüllt.
In der oberen Kugel war kein Sand.
Direktor Belt fragte Bill: „Woher wussten Sie, dass hier etwas sein würde?“
Bill hockte neben der Sanduhr und untersuchte sie aufmerksam. Er fragte: „Fand von Ihnen noch jemand die Form der Grube merkwürdig?“
„Ja, ich“, sagte Riley. „Die Enden des Lochs wurden keilförmig gegraben.“
Bill nickte.
„Es hatte in etwa die Form eines Pfeils. Der Pfeil zeigte auf die Stelle, an der sich der Weg wegbog, und einige der Büsche waren zertreten. Also bin ich einfach dorthin gegangen, wo der Pfeil hinzeigte.“
Direktor Belt starrte immer noch erstaunt auf die Sanduhr.
„Nun, wir haben Glück, dass Sie es gefunden haben.“, sagte er.
„Der