aufgehört zu zählen, wie oft", sagte sie.
„Nochmals vielen Dank.“
Jenn sagte nichts. Ihr Lächeln verblasste. Ihr Blick wirkte jetzt abwesend.
„Wolltest du etwas Bestimmtes, Jenn?“, fragte Riley. "Ich meine, warum bist du vorbeigekommen?"
Jenn starrte für einen Moment den Flur hinunter.
Schließlich sagte sie: „Riley, ich weiß nicht, ob ich es dir sagen soll...." Ihre Stimme wurde immer leiser.
Es war für Riley leicht zu erkennen, dass sie etwas beunruhigte. Sie wollte sie beruhigen, etwas sagen wie …
„Du kannst mir alles sagen."
Aber das erschien ihr doch recht anmaßend.
Schließlich schien Jenn zu erschaudern.
„Egal", sagte sie. „Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest."
„Bist du dir sicher?"
„Ganz sicher."
Ohne ein weiteres Wort verschwand Jenn im Flur und ließ Riley mit einem ausgesprochen unbehaglichen Gefühl zurück. Sie spürte schon seit längerem, dass Jenn ihre eigenen Geheimnisse wahrte––vielleicht darunter einige sehr dunkle.
Warum will sie sich mir nicht anvertrauen?, fragte sich Riley.
Es schien, also ob einer von ihnen beiden immer ein wenig misstrauisch wäre. Das war kein gutes Zeichen für ihre Zusammenarbeit als Partnerinnen.
Aber es gab nichts, was Riley dagegen tun konnte––zumindest noch nicht.
Sie blickte auf ihre Uhr. Sie käme bald zu spät zu einem Termin mit ihrem langjährigen Partner Bill Jeffreys.
Der arme Bill war momentan beurlaubt und litt nach einem schrecklichen Zwischenfall, der sich während ihres letzten gemeinsamen Falles ereignet hatte, an einer Posttraumatischer Belastungsstörung. Riley fühlte eine schmerzhafte Traurigkeit in sich aufsteigen, als sie sich an den Vorfall zurückerinnerte.
Sie und Bill hatten mit einer vielversprechenden jungen Agentin namens Lucy Vargas zusammengearbeitet.
Doch Lucy war im Dienst getötet worden.
Riley vermisste Lucy jeden Tag.
Aber wenigstens fühlte sie sich wegen ihres Todes nicht schuldig.
Bei Bill war das anders.
Heute Morgen hatte Bill Riley angerufen und sie gebeten, ihn auf dem Marinestützpunkt zu treffen, der den größten Teil der Anlage in Quantico ausmachte.
Er hatte ihr nicht gesagt, warum, und das beunruhigte sie. Sie hoffte, dass es nichts Ernstes sei.
Ängstlich stand Riley von ihrem Schreibtisch auf und verließ das BAU-Gebäude.
KAPITEL ZWEI
Bill fühlte wie Sorge kribbelnd in ihm aufstieg, als er Riley auf den Schießplatz der Marine führte.
Bin ich für das hier überhaupt bereit?, fragte er sich.
Die Frage erschien ihm beinahe albern. Schließlich handelte es sich nur um eine Schießübung.
Und doch war es keine gewöhnliche Schießübung.
Genau wie er trug Riley Tarnkleidung und eine geladene M16-A4.
Aber im Gegensatz zu Bill hatte Riley keine blasse Ahnung, warum sie hier waren.
„Ich wünschte, du würdest mir sagen, worum es geht", sagte Riley.
„Es wird für uns beide eine völlig neue Erfahrung sein", sagte er.
Er hatte diese neue Art des Schießens noch nie ausprobiert, aber Mike Nevins, der Psychiater, der ihm mit seiner Posttraumatischen Belastungsstörung geholfen hatte, hatte es ihm empfohlen.
„Das wird eine gute Therapie für Sie sein", hatte Mike gesagt.
Bill hoffte, dass Mike Recht behalten sollte. Er hoffte auch, dass er die Nerven behielt, wenn Riley bei ihm war.
Bill und Riley nahmen nebeneinander ihre Positionen zwischen den vier mal vier aufrechten Holzpfosten ein, die auf eine gepflasterten Fläche hinter einer breiten Wiese zeigten. Auf dem gepflasterten Gebiet befanden sich vertikale Barrieren, auf denen Einschusslöcher markiert waren. Bill hatte schon einige Minuten zuvor mit dem Mann in der Kontrollkabine gesprochen, so dass jetzt alles für sie vorbereitet sein sollte.
Jetzt sprach er mit dem selben Typen durch ein kleines Mikrofon vor seinem Mund.
„Zufällige Zielauswahl. Und Los!“
Plötzlich tauchten menschengroße Figuren hinter den Absperrungen auf, die sich alle im gepflasterten Bereich bewegen. Sie trugen die Uniformen von ISIS-Kämpfern und schienen bewaffnet zu sein.
„Feindliche Subjekte!“, rief Bill Riley zu. „Schieß!"
Riley war zu erschrocken, um zu schießen, aber Bill hatte einen Schuss abgegeben und das Ziel verfehlt. Dann feuerte er einen weiteren Schuss ab, der eine der Figuren traf. Die Figur fiel zur einen Seite um und bewegte sich nicht mehr. Die anderen Figuren drehten sich weg, um den Schüssen zu entgehen, wobei einige von ihnen sich schneller bewegten, während andere hinter den Schranken verschwanden.
Riley sagte: „Was zum Teufel!"
Sie hatte immer noch keinen Schuss abgegeben.
Bill lachte.
„Stopp", sagte er ins Mikrofon.
Plötzlich verblieben alle Figuren dort, wo sie sich befanden, bewegungslos stehen.
„Wir schießen heute also auf Fake-Bösewichte auf Rädern?“, fragte Riley lachend.
Bill erklärte: „Es handelt sich um Roboter, die auf Segway-Roller montiert sind. Der Typ, mit dem ich vor einer Minute in der Kabine gesprochen habe, startet das Programm, dem sie folgen sollen. Aber er kontrolliert nicht jede ihrer Bewegungen. Eigentlich kontrolliert er sie gar nicht. Sie „wissen", was zu tun ist. Sie haben Laserscanner und Navigationsalgorithmen, damit sie den Barrieren und sich gegenseitig ausweichen können."
Rileys Augen waren vor Staunen ganz groß geworden.
„Ja“, sagte sie. „Und sie wissen genau, was zu tun ist. Wenn die Schießerei losgeht, rennen sie weg oder verstecken sich, oder auch beides."
„Willst du es noch mal versuchen?“, fragte Bill.
Riley nickte und sah begeistert aus.
Erneut sprach Bill ins Mikrofon: „Zufällige Zielauswahl. Und Los!“
Wie zuvor begannen die Figuren sich zu bewegen, und Riley und Bill feuerten einzelne Schüsse auf sie ab. Bill traf einen der Roboter, und Riley tat es ihm gleich. Beide Roboter blieben stehen und neigten sich nach vorne. Die anderen Roboter stoben auseinander, einige eilten willkürlich durch die Gegend, andere verstecken sich hinter den Barrieren.
Riley und Bill schossen weiter, aber das Schießen war jetzt schwieriger geworden. Die Roboter, die sich noch bewegten, schossen in unvorhersehbaren Bahnen und in unterschiedlicher Geschwindigkeit hin- und her. Diejenigen, die sich hinter den Schranken versteckten, tauchten immer wieder auf, als wollten sie Riley und Bill dazu bringen, auf sie zu schießen. Es war unmöglich zu sagen, von welcher Seite der Barriere aus sie als nächstes auftauchen würden. Dann huschten sie entweder in der Schusslinie herum oder suchten erneut Zuflucht.
Trotz des scheinbaren Chaos dauerte es nur etwa eine halbe Minute, bis Riley und Bill alle acht Roboter ausgeschaltet hatten. Nun lagen sie alle gebeugt und regungslos zwischen den Barrieren.
Riley und Bill senkten ihre Waffen.
„Das war seltsam", sagte