Блейк Пирс

Verzehrt


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sowohl mit Büchern, als auch mit Computern gut ausgestattet. In der Sporthalle spielten Mädchen fröhlich Basketball. Die Cafeteria war sauber und glänzend. Alles sah für Riley einfach wundervoll aus.

      Ms. Lewis stellte Jilly konstant Fragen über ihre Interessen und über ihre frühere Schule. Aber Jilly antwortete kaum auf die Fragen von Ms. Lewis und stellte auch keine eigenen. Ihr Interesse schien ein wenig zuzunehmen, als sie zum Kunstraum kamen. Aber sobald sie weitergingen, wurde sie wieder ruhiger und in sich gekehrt.

      Riley fragte sich, was in dem Kopf des Mädchens vor sich ging. Sie wusste, dass ihre Noten zwar in der letzten Zeit eher schlecht, aber vorher sehr gut gewesen waren. Aber wenn sie ehrlich war, dann wusste Riley kaum etwas über Jillys frühere Schulerfahrungen.

      Vielleicht hasste sie die Schule sogar.

      Diese neue Schule musste einschüchternd sein, wo Jilly niemanden kannte. Und natürlich würde es nicht einfach werden, sich in das Material einzufinden, in den wenigen Wochen, die bis zum Ende des Schuljahres blieben.

      Am Ende der Tour schaffte Riley es, Jilly dazu zu bringen, sich bei Ms. Lewis für die Führung zu bedanken. Sie einigten sich, dass Jilly am nächsten Tag mit der Schule anfangen würde. Dann gingen Riley und Jilly hinaus in die kalte Januarluft. Eine dünne Schicht des Schnees vom Vortag lag auf dem Parkplatz.

      "Also, was denkst du über die neue Schule?", fragte Riley.

      "Ist okay", antwortete Jilly.

      Riley konnte nicht sagen, ob Jilly mürrisch oder einfach nur überwältigt von all den Veränderungen war, denen sie gegenüberstand. Als sie sich dem Auto näherten, bemerkte sie, dass Jilly stark zitterte und mit den Zähnen klapperte. Sie trug eine dicke Jacke von April, aber die Kälte machte ihr wirklich zu schaffen.

      Sie stiegen ins Auto und Riley stellte den Motor und die Heizung an. Doch selbst als das Auto wärmer wurde, zitterte Jilly noch immer.

      Riley fuhr noch nicht los. Es war Zeit herauszufinden, was das Mädchen so beschäftigte.

      "Was ist los?", fragte sie. "Gibt es etwas an der neuen Schule, das dich bedrückt?"

      "Es ist nicht die Schule", sagte Jilly mit zitternder Stimme. "Es ist die Kälte."

      "Ich nehme an, es wird nicht kalt in Phoenix", sagte Riley. "Das muss seltsam für dich sein."

      Jillys Augen füllten sich mit Tränen.

      "Es wird manchmal kalt", sagte sie. "Vor allem nachts."

      "Bitte sag mir was los ist", bat Riley.

      Tränen liefen Jilly über die Wangen. Sie sprach mit leiser, erstickter Stimme.

      "Die Kälte erinnert mich an …"

      Sie schwieg wieder. Riley wartete geduldig darauf, dass sie weitersprach.

      "Mein Vater hat mir immer für alles die Schuld gegeben", sagte Jilly. "Er hat mir die Schuld dafür gegeben, dass meine Mama weggegangen ist, und mein Bruder auch, und er hat mir auch immer die Schuld dafür gegeben, wenn er von einem seiner Jobs gefeuert wurde. Alles was schief ging, war meine Schuld."

      Jilly weinte jetzt leise.

      "Sprich weiter", bat Riley.

      "Eines Nachts hat er mir gesagt, dass er mich los sein will", sagte Jilly. "Er sagte, ich wäre nur ein Klotz am Bein, ich würde ihn zurückhalten, und er hätte genug, wäre fertig mit mir. Er hat mich aus dem Haus geworfen. Er hat die Türen abgeschlossen, sodass ich nicht zurück konnte."

      Jilly musste bei der Erinnerung schwer schlucken.

      "Nie in meinem Leben ist mir so kalt gewesen", sagte sie. "Nicht einmal hier, in diesem Wetter. Ich habe in einer Grube ein Abwasserrohr gefunden, das groß genug war, dass ich hinein kriechen konnte, also habe ich da die Nacht verbracht. Ich hatte solche Angst. Manchmal sind Leute draußen vorbeigegangen, aber ich wollte nicht, dass sie mich finden. Sie klangen nicht wie jemand, der mir helfen würde."

      Riley schloss die Augen und stellte sich vor, wie das Mädchen sich in dem dunklen Abwasserrohr versteckte. Sie flüsterte, "Und was ist dann passiert?"

      Jilly fuhr fort, "Ich habe mich einfach klein gemacht und bin die Nacht dort geblieben. Ich habe nicht wirklich geschlafen. Am nächsten Morgen bin ich zurück nach Hause gegangen, habe geklopft und meinen Vater angebettelt mich wieder reinzulassen. Er hat mich ignoriert, als wäre ich nicht einmal da. Da bin ich zu dem Rastplatz gegangen. Dort war es warm und es gab etwas zu essen. Einige von den Frauen waren nett zu mir und ich dachte ich würde tun, was ich tun muss, um dort zu bleiben. Und das war die Nacht, in der du mich gefunden hast."

      Jilly war während ihrer Erzählung ihrer Geschichte ruhiger geworden. Sie schien erleichtert es endlich herauszulassen. Aber jetzt weinte Riley. Sie konnte kaum glauben, was das arme Mädchen durchgemacht hatte. Sie legte ihren Arm um Jilly und drückte sie fest an sich.

      "Nie wieder", sagte Riley schluchzend. "Jilly, ich verspreche dir, du wirst dich nie wieder so fühlen."

      Es war ein großes Versprechen, dabei fühlte Riley sich selbst gerade so klein, schwach und zerbrechlich. Sie hoffte, dass sie es würde halten können.

      KAPITEL DREI

      Die Frau dachte immer noch an den armen Cody Woods. Sie war sich sicher, dass er mittlerweile tot war. Sie würde vermutlich in der Morgenzeitung darüber lesen.

      So sehr sie ihren heißen Tee und das Müsli auch genoss, auf die Nachrichten zu warten machte sie mürrisch.

      Wann kommt die Zeitung endlich? fragte sie sich und sah auf die Küchenuhr.

      In letzter Zeit schien die Lieferung immer später zu werden. Natürlich hätte sie diese Probleme nicht, wenn sie ein Online-Abo hätte. Aber sie mochte es nicht, die Nachrichten auf ihrem Computer zu lesen. Sie saß lieber in ihrem gemütlichen Sessel und genoss das altmodische Gefühl der Zeitung in ihrer Hand. Sie mochte sogar die Art, wie die Druckerschwärze manchmal an den Fingern hängen blieb.

      Aber die Zeitung war bereits seit fünfzehn Minuten überfällig. Falls es noch später wurde, dann würde sie anrufen und sich beschweren müssen. Sie hasste es, das zu tun. Es hinterließ immer einen bitteren Geschmack im Mund.

      Jedenfalls war die Zeitung der einzige Weg, herauszufinden, was mit Cody war. Sie konnte kaum das Signet Rehabilitationszentrum anrufen und nachfragen. Das würde nur Verdacht erregen. Außerdem war sie, soweit es die Mitarbeiter dort betraf, schon mit ihrem Mann in Mexiko, ohne Pläne jemals zurückzukehren.

      Oder genauer gesagt, Hallie Stillians war in Mexiko. Es machte sie ein wenig traurig, dass sie nie wieder Hallie Stillians sein würde. Sie hatte den Alias recht lieb gewonnen. Es war so nett von den Mitarbeitern gewesen, sie an ihrem letzten Tag mit einem Kuchen zu überraschen.

      Sie lächelte bei der Erinnerung. Der Kuchen war bunt mit Sombreros und einer Nachricht dekoriert gewesen:

      Buen Viaje, Hallie und Rupert!

      Rupert war der Name ihres imaginären Ehemannes. Sie würde es vermissen über ihn zu reden.

      Sie aß ihr Müsli auf und nippte weiter an dem köstlichen, hausgemachten Tee, den sie nach einem alten Familienrezept zubereitet hatte – ein anderes Rezept als das, was sie mit Cody geteilt hatte, und natürlich ohne die besondere Zutat, die sie für ihn hinzugefügt hatte.

      Sie begann leise zu singen …

      Weit weg von zu Haus'

      So weit weg von zu Haus'––

      Dieses kleine Baby ist weit weg von zu Haus'.

      Du sehnst dich danach

      Jeden Tag

      Zu traurig zu lachen, zu traurig zu spielen.

      Wie sehr Cody dieses Lied gemocht hatte! Genauso wie all ihre anderen Patienten. Und viele weitere Patienten in der Zukunft würden es ebenfalls mögen.