Блейк Пирс

Ersehnt


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Augen. Nur eine Handvoll schien unbeeindruckt.

      Paradoxerweise war sich Riley sicher, dass die unbeeindruckten Studenten diejenigen sein würden, die das Training in der Akademie nicht abschlossen. Für sie waren das hier nur Bilder, nichts Reales. Sie würden den wahren Horror nicht überleben, wenn sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Sie würden nicht in der Lage sein, die persönlichen Auswirkungen, den möglichen posttraumatischen Stress, zu verkraften. Visionen der brennenden Fackel stahlen sich immer noch von Zeit zu Zeit in ihre Gedanken, aber ihr PTBS nahm ab. Sie heilte. Aber sie war sich sicher, dass jeder zuerst etwas fühlen musste, bevor er sich davon erholen konnte.

      “Und jetzt”, sagte Riley, “möchte ich, dass Sie mir sagen, ob die folgenden Aussagen wahr oder falsch sind. Hier ist die Erste. 'Die meisten Serienmörder töten aus sexuellen Gründen.' Fakt oder Mythos?”

      Die Hände der Studenten schossen nach oben. Riley zeigte auf einen besonders eifrig aussehenden Studenten in der ersten Reihe.

      “Fakt?” sagte er.

      “Ja, Fakt”, bestätigte Riley. “Auch wenn es andere Motive gibt, ist die sexuelle Komponente die häufigste. Das kann verschiedene Formen annehmen, manchmal recht bizarre. Derrick Caldwell ist ein klassisches Beispiel. Der Gerichtsmediziner hat festgestellt, dass er die Leichen der Opfer geschändet hat, bevor er sie zerteilte.”

      Riley sah, wie die meisten ihrer Studenten Notizen in ihre Laptops tippten. Sie fuhr fort, “Hier ist die nächste Aussage: 'Serienmörder werden zunehmend gewalttätiger, je länger sie töten.'“

      Wieder hoben sich viele Hände. Diesmal zeigte sie auf einen Studenten weiter hinten in den Reihen.

      “Fakt?” sagte der Student.

      “Mythos”, schüttelte Riley den Kopf. “Auch wenn ich Ausnahmen für die Regel gesehen habe, zeigt sich in den meisten Fällen keine solche Änderung über die Zeit. Derrick Caldwells Gewalttätigkeit blieb konsistent, während er tötete. Aber er war waghalsig, kaum ein böses Genie. Er wurde gierig. Er hat seine Opfer in einem Zeitraum von anderthalb Monaten getötet. Indem er dadurch die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, war seine Verhaftung unausweichlich.”

      Sie sah auf die Uhr und bemerkte, dass ihre Stunde vorbei war.

      “Das ist alles für heute”, sagte sie. “Aber es gibt viele falsche Annahmen über Serienmörder und viele Mythen zirkulieren noch. Das BAU hat die Daten gesammelt und analysiert und ich habe an Serienmorden im ganzen Land gearbeitet. Trotzdem gibt es noch viele Informationen, die uns fehlen.”

      Die Klasse zerstreute sich und Riley fing an, ihre Materialien zusammenzupacken, um nach Hause zu gehen. Drei oder vier Studenten drängten sich um ihr Pult, um Fragen zu stellen.

      Ein Student fragte, “Agentin Paige, waren sie nicht auch an dem Derrick Caldwell Fall beteiligt?”

      “Ja, das war ich”, sagte Riley. “Aber das ist eine Geschichte für ein andermal.”

      Es war auch eine Geschichte, die sie nicht unbedingt erzählen wollte, aber das sagte sie nicht.

      Eine junge Frau fragte, “Wurde Caldwell für seine Verbrechen hingerichtet?”

      “Noch nicht”, sagte Riley.

      Riley wollte nicht unhöflich sein, aber schob sich an den Studenten vorbei zum Ausgang. Caldwells bevorstehende Hinrichtung war nichts, was sie mit ihnen diskutieren wollte. In Wahrheit erwartete sie, dass die Hinrichtung jetzt jederzeit festgesetzt werden konnte. Als die leitende Agentin in seinem Fall, hatte sie die Einladung seinem Tod beizuwohnen. Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie sie annehmen würde.

      Riley fühlte sich gut, als sie aus dem Gebäude in einen angenehmen September Nachmittag ging. Sie hatte schließlich immer noch Urlaub vom Außendienst.

      Seit ein wahnsinniger Serienmörder sie gefangen gehalten hatte, litt sie unter PTSD. Sie war entkommen und hatte ihren Peiniger schließlich ausschalten können. Aber selbst danach hatte sie keinen Urlaub gemacht. Sie war gleich zum nächsten Fall gefahren. Ein schauriger Fall im Hinterland von New York, der damit geendet hatte, dass sich der Mörder vor ihnen mit einem Messer die Kehle durchschnitt.

      Der Moment verfolgte sie immer noch. Als ihr Vorgesetzter, Brent Meredith, sie wegen eines neuen Falles ansprach, hatte sie abgelehnt. Auf Merediths Vorschlag hin hatte sie zugestimmt stattdessen eine Klasse in Quantico, an der FBI Akademie zu unterrichten.

      Als sie nun in ihr Auto stieg und nach Hause fuhr, dachte Riley darüber nach, was für eine gute Entscheidung es gewesen war. Endlich hatte ihr Leben ein Gefühl von Ruhe und Frieden.

      Und trotzdem kroch ein vertrautes Gefühl in ihr hoch, eines, das ihr Herz mitten an diesem klaren, blauen Tag zum Pochen brachte. Es war das Gefühl von Vorahnung, wurde ihr klar, von etwas Drohendem, das kurz bevorstand.

      Und so sehr sie auch versuchte sich vorzustellen für immer in dieser Ruhe zu verbringen, wusste sie doch, dass sie nicht anhalten würde.

      Kapitel Zwei

      Riley zuckte leicht zusammen, als sie das Vibrieren in ihrer Tasche spürte. Sie hielt vor der Haustür des neuen Stadthauses und zog ihr Telefon heraus. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.

      Es war eine Nachricht von Brent Meredith.

      Rufen Sie an.

      Riley machte sich Sorgen. Ihr Chef könnte einfach fragen wollen, wie es ihr ging. Das tat er in letzter Zeit häufiger. Auf der anderen Seite könnte er sie zurück zur Arbeit rufen. Was würde sie dann tun?

      Ich würde natürlich nein sagen, dachte Riley bestimmt.

      Das könnte allerdings alles andere als leicht werden. Sie mochte ihren Chef und sie wusste, dass er sehr überzeugend sein konnte. Es war eine Entscheidung, die sie nicht treffen wollte, also legte sie ihr Telefon zurück.

      Als sie die Haustür öffnete und in ihr helles, sauberes neues Zuhause trat, verschwanden Rileys Ängste für einen Moment. Alles fühlte sich so richtig an, seit sie hierher gezogen waren.

      Eine melodische Stimme rief.

      “¿Quién es?”

      “Soy yo,” rief Riley zurück. “Ich bin wieder zu Hause Gabriela.”

      Ihre guatemalische Haushälterin trat aus der Küche und trocknete sich die Hände mit einem Handtuch. Es war schön Gabrielas lächelndes Gesicht zu sehen. Sie war seit langem ihre Haushälterin, schon Jahre bevor Riley sich von Ryan hatte scheiden lassen. Riley war dankbar, dass Gabriela zugestimmt hatte, bei ihr und ihrer Tochter einzuziehen.

      “Wie war dein Tag?” fragte Gabriela.

      “Sehr gut”, erwiderte Riley.

      “¡Qué bueno!”

      Gabriela verschwand wieder in der Küche. Der wundervolle Geruch von Abendessen lag in der Luft. Sie hörte Gabriela auf Spanisch singen.

      Riley stand in ihrem Wohnzimmer und genoss ihre Umgebung. Sie und ihre Tochter waren erst vor kurzem hierher gezogen. Das kleine Haus im Farm-Stil, in dem sie seit dem Ende ihrer Ehe gelebt hatten, war zu isoliert, um sicher zu sein. Außerdem hatte Riley das dringende Verlangen gehabt, etwas zu ändern, für sich selbst und für April. Jetzt, wo ihre Scheidung endlich durch war und Ryan großzügigen Unterhalt zahlte, war es Zeit ein neues Leben anzufangen.

      Es gab immer noch unfertige Ecken, um die sie sich kümmern musste. Viele ihrer Möbel waren recht alt und passten nicht in so ein hochwertiges Umfeld. Sie würde Ersatz dafür finden müssen. Eine der Wände sah zu leer aus und Riley hatte schon alle ihre Bilder aufgehängt. Sie machte sich eine mentale Notiz, am kommenden Wochenende mit April einkaufen zu gehen. Der Gedanke schien Riley angenehm normal, als wäre sie eine Frau mit einem schönen Familienleben anstatt eine Agentin, die teuflische Mörder jagte.

      Jetzt fragte sie sich—wo ist April?

      Sie lauschte. Keine Musik kam