Александр Дюма

La San Felice


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Mann sich verneigend, »werde ich mich rühmen, Edelmann zu sein.«

      »Hörst Du, liebe Schwester, hörst Du?« rief Madame Adelaide. »Das ist sehr hübsch, was er da sagt. Nun sind wir doch endlich unter Leuten, wie sie für uns passen.«

      Und die alte Prinzessin athmete freier auf.

      In diesem Augenblick trat der Graf von Chatillon wieder ein.

      »Nun, Chatillon, was sagte der Brigadier Martin?« fragte Madame Adelaide.

      »Er sagte ganz einfach, wenn Eure königliche Hoheit ihm dieses Anerbieten durch einen Andern als mich hätte machen lassen, so würde er diesem die Ohren abgeschnitten haben.«

      »Und Ihnen?«

      »Nun, mir hat er gütigst Schonung angedeihen lassen. Er nahm sogar an, was ich ihm bot.«

      »Und was boten Sie ihm denn?«

      »Einen Händedruck.«

      »Einen Händedruck, Chatillon? Sie haben einem Jakobiner einen Händedruck angeboten? Warum sind Sie, da Sie einmal so weit waren, nicht auch mit einer rothen Mütze auf dem Kopfe zurückgekommen? Es ist unglaublich! Ein Brigadier weist zehn Louis d'or zurück und ein Graf von Chatillon drückt einem Jakobiner die Hand! In der That, ich begreife nicht mehr diese Gesellschaft, die man geschaffen hat.«

      »Oder vielmehr, die man vernichtet hat,« sagte Madame Victoire, immer noch in ihrem Gebetbuch lesend.

      »Ja vernichtet, Du hast Recht, liebe Schwester; vernichtet, dies ist das richtige Wort. Werden wir es aber erleben, sie neu geschaffen zu sehen?«

      »Dies bezweifle ich.«

      »Mittlerweile, Chatillon, erheilen Sie Ihre Befehle. Um vier Uhr reisen wir weiter. Mit einer Escorte wie die dieser Herren können wir es wagen, des Nachts zu reisen. Herr von Bocchechiampe, Sie werden mit uns speisen.«

      Und mit einer Geberde, in welcher mehr Herrschsucht als Würde lag, verabschiedete die alte Prinzessin ihre sieben Vertheidiger, ohne im mindesten zu fühlen, wie verletzend es für die jungen Männer sein mußte, den vornehmsten unter ihnen mit Ausschluß der übrigen zu ihrem und ihrer Schwester Diner eingeladen zu haben.

      Bocchechiampe bat seine Cameraden durch einen Wink um Verzeihung für die ihm erwiesene Gunst. Sie antworteten ihm durch einen Druck der Hand.

      Ganz wie Cesare gesagt, war die Musik, welche man gehört, die, welche dem Brautzuge Francescas und Peppino's voranschritt.

      Der Zug war zahlreich, denn, wie Cesare ebenfalls gesagt, war man im Allgemeinen auf eine durch Michele Pezza herbeigeführte Katastrophe gefaßt.

      Beim Betreten der Terrasse richteten sich daher die Blicke der Neuvermälten auch sofort auf die halbverfallene Mauer, auf welcher sich vom frühen Morgen an der Urheber ihrer Unruhe befunden.

      Die Mauer war leer.

      Uebrigens zeigte kein Gegenstand die düstere Färbung, welche in den Augen des vermeinten Königs der Schöpfung sein Verschwinden aus dieser Welt immer ankündigen zu müssen scheint.

      Es war Mittag. Die in ihrem vollen Glanze am Himmel stehende Sonne ließ ihre Strahlen durch das Spalier fallen, welches über den Köpfen der Hochzeitsgäste einen grünen Baldachin bildete. Die Drosseln zwitscherten, die Amseln fangen, die Sperlinge piepten und die mit Wein gefüllten geschliffenen Caraffen spiegelten mitten aus ihren flüssigen Rubinen einen Goldglanz zurück.

      Peppino athmete auf. Er sah den Tod nirgends, sondern im Gegentheile das Leben überall. Es ist ja auch so schön, zu leben, wenn man mit der Geliebten soeben vermählt worden und endlich bei dem seit zwei Jahren erwarteten Tage angelangt ist.

      Einen Augenblick lang vergaß er Michele Pezza und dessen letzte Drohung, von welcher er noch bleich war.

      Was Don Antonio betraf, der weniger mit diesem Gedanken beschäftigt war als Peppino, so hatte er an der Thür den zerbrochenen Wagen und auf der Terrasse den Eigenthümer dieses Wagens gefunden. Sich hinter dem Ohr kratzend, ging er auf ihn zu.

      Die Arbeit kam an einem solchen Tage sehr ungelegen.

      »Also,« fragte er den Gesandten, den er immer noch blos für einen vornehmen Reisenden hielt, »Sie bestehen durchaus darauf, Excellenz, Ihre Reise heute noch weiter fortzusetzen?«

      »Ja, darauf bestehe ich,« antwortete der Bürger Garat. »Man erwartet mich in Rom wegen einer Angelegenheit von der größten Bedeutung und ich habe durch den Unfall, der mir begegnet ist, ohnehin schon drei bis vier Stunden versäumt.«

      »Wohlan, ein ehrlicher Mann hält sein Wort. Ich habe gesagt, wenn Sie uns die Ehre erzeigt haben würden, mit uns ein Glas Wein auf die glückliche Vermälung dieser Kinder zu trinken, so würde man dann arbeiten. Trinken wir und arbeiten wir dann.«

      Man füllte sämmtliche auf dem Tische stehende Gläser und reichte dem Fremden das mit einem goldenen Rande verzierte Ehrenglas.

      Der Gesandte trank, um sein Wort zu halten, auf die glückliche Vereinigung Francescas und Peppino's. Die jungen Mädchen riefen: »Es lebe Peppino!« Die jungen Bursche: »Es lebe Francesca!« und Trommeln und Guitarren stimmten die lustigste Tarantella an.

      »Wohlan,« sagte Meister della Rota zu Peppino, »es handelt sich jetzt nicht darum, verliebte Blicke auszutauschen, sondern sich an die Arbeit zu machen. Alles hat seine Zeit. Umarme deine Frau, Junge, und dann an die Arbeit.«

      Peppino ließ sich den ersten Theil dieser Aufforderung nicht zweimal sagen. Er faßte ein junges Weib in die Arme und drückte mit einem dankbaren Blick gen Himmel sie an sein Herz.

      In dem Augenblick aber, wo er, indem er die Augen mit jenem unbeschreiblichen Ausdruck der Liebe, welche lange gewartet hat und endlich befriedigt zu werden im Begriff steht, auf Francesca herabsenkte und seine Lippen den ihrigen näherte, knallte ein Schuß, man hörte eine Kugel pfeifen und dann folgte ein dumpfes Geräusch.

      »Oho!« sagte der Gesandte, »das war eine Kugel, die höchst wahrscheinlich mir gelten sollte.«

      »Sie irren sich, stammelte Peppino, indem er zu Francescas Füßen niedersank; »diese Kugel gilt mir.«

      Und ein heißer Blutstrom entquoll seinem Munde.

      Francesca stieß einen lauten Schrei aus und stürzte vor dem Körper ihres Gatten auf die Knie nieder.

      Aller Augen wendeten sich nach dem Punkte, von wo der Schuß hergekommen. Ein leichter weißlicher Rauch stieg in einer Entfernung von etwa hundert Schritten zwischen den Pappeln empor.

      Gleich darauf sah man unter den Bäumen einen jungen Mann, welcher mit raschen Sprüngen und einer Flinte in der Hand den Berg erkletterte.

      »Fra Michele!« riefen die Augenzeugen dieses Schauspiels, »Fra Michele!«

      Auf einer Art Plattform blieb der Fliehende stehen und rief mit drohender Geberde:

      »Ich heiße nicht mehr Fra Michele! Von diesem Augenblick an heiße ich Fra Diavolo.«

      Und unter diesem Namen ward er wirklich später bekannt. Die Taufe des Mordes trug über die der Erlösung den Sieg davon.

      Der Getroffene hatte mittlerweile seinen letzten Seufzer ausgehaucht.

       Zwölftes Capitel.

      Der Palast Corsini in Rom

      Da wir einmal auf dem Wege nach Rom sind, so wollen wir unserm Gesandten zu Championnet voran eilen, eben so wie wir ihm zu dem Stellmacher Don Antonio vorangeeilt sind.

      In einem der größten Zimmer des ungeheuren Palastes Corsini, welcher nach einander von Joseph Buonaparte, als Gesandten der Republik, und von Berthier bewohnt worden, welcher hierhergekommen war, um den an Basseville und Duphot verübten doppelten Meuchelmord zu rächen, wandelten Donnerstags am 24. September zwischen elf und zwölf Uhr Mittags zwei Männer auf und ab.

      Von Zeit zu Zeit blieben sie an großen Tischen stehen, auf welchen ein Plan des alten und des neuen Rom, eine Karte der durch den Vertrag von Tolentino beschnittenen römischen Staaten und eine ganze Sammlung Kupferstiche von Piranese ausgebreitet lagen.

      Auf