Александр Дюма

Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2


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mit Ehre.«

      »Sprechen wir offenherziger.«

      »Ich vermöchte nicht offenherziger zu sein, als ich es bin, Monseigneur.«

      »Sie beklagten sich so eben,« sagte der Cardinal umherschauend, als wollte er Jeanne daran erinnern, daß sie ihr Mobiliar eine Grisetteneinrichtung genannt habe.

      »Ja, es ist wahr, ich beklagte mich.«

      »Nun, also. Madame…«

      »Nun, Monseigneur, ich sehe, daß mir Eure Eminenz ein Almosen spenden will, nicht wahr?«

      »Oh! Madame…«

      »Nichts Anderes. Almosen habe ich empfangen, werde aber nicht ferner empfangen.«

      »Was soll dieß bedeuten?«

      »Monseigneur, ich bin seit einiger Zeit genug gedemüthigt; es ist mir nicht mehr möglich zu widerstehen.«

      »Madame, Sie irren sich. Im Unglück ist man nicht entehrt…«

      »Selbst mit dem Namen, den ich führe? sagen Sie, würden Sie betteln, Herr von Rohan?«

      »Ich spreche nicht von mir,« erwiderte der Cardinal in einer gewissen, mit Stolz gemischten Verlegenheit.

      »Monseigneur, ich kenne nur zwei Arten, Almosen zu verlangen: im Wagen oder an einer Kirchenthüre; mit Gold und Sammet oder in Lumpen. Wohl denn! vor Kurzem erwartete ich nicht die Ehre Ihres Besuches; ich glaubte mich vergessen.«

      »Ah! Sie wußten also, daß ich es war, der geschrieben?«

      »Habe ich nicht Ihr Wappen auf dem Siegel des Briefes gesehen, womit Sie mich beehrten?«

      »Sie stellten sich jedoch, als erkennten Sie mich nicht.«

      »Weil Sie mir nicht die Ehre erwiesen, sich melden zu lassen.«

      »Wohl! dieser Stolz gefällt mir,« sprach lebhaft der Cardinal, indem er mit wohlgefälliger Aufmerksamkeit die feurigen Augen und die hoffärtige Physiognomie von Jeanne anschaute.

      »Ich sagte also,« fuhr diese fort, »ich sagte, ich habe, ehe ich Sie gesehen, den Entschluß gefaßt, den elenden Mantel, der meine Armuth verschleiert, der die Nacktheit meines Namens bedeckt, liegen zu lassen und in Lumpen, wie jede christliche Bettlerin, um mein Brod nicht den Stolz, sondern die Menschenliebe der Vorübergehenden anzuflehen.«

      »Ihre Mittel sind hoffentlich noch nicht erschöpft?«

      Jeanne antwortete nicht.

      »Sie haben irgend ein Gut, und wäre es auch mit Hypotheken belastet; Familienschmuck? Dieses zum Beispiel.«

      Er deutete auf eine Büchse, mit der die weißen und zarten Finger der jungen Frau spielten.

      »Dieses?« sagte sie.

      »Eine originelle Büchse, bei meinem Wort. Erlauben Sie?«

      »Ah! ein Porträt.«

      Er nahm sie.

      Alsbald machte er eine Bewegung des Erstaunens.

      »Sie kennen das Original dieses Porträts?« fragte Jeanne.

      »Es ist Maria Theresia.«

      »Maria Theresia?«

      »Ja, die Kaiserin von Oestreich.«

      »Wahrhaftig!« rief Jeanne. »Sie glauben, Monseigneur?«

      Der Cardinal schaute noch einmal die Büchse an und fragte dann:

      »Woher haben Sie das?«

      »Von einer Dame, die vorgestern hier war.«

      »Bei Ihnen?«

      »Bei mir.«

      »Von einer Dame…«

      Der Cardinal betrachtete die Büchse mit neuer Aufmerksamkeit.

      »Ich irre mich, Monseigneur,« sagte die Gräfin, »es waren zwei Damen.«

      »Und eine von den zwei Damen hat Ihnen diese Büchse gegeben?« fragte der Cardinal mißtrauisch.

      »Nein, sie hat sie mir nicht gegeben.«

      »Wie kommt sie dann in Ihre Hände?«

      »Sie hat sie bei mir vergessen.«

      Der Cardinal versank dermaßen in Gedanken, daß die Gräfin von Valois darüber besorgt wurde und dachte, sie thue wohl daran, auf ihrer Hut zu sein.

      Dann erhob der Cardinal das Haupt, schaute die Gräfin aufmerksam an und sagte:

      »Und wie heißt diese Dame? Nicht wahr, Sie verzeihen mir, daß ich diese Frage an Sie richte? ich schäme mich dessen und komme mir vor wie ein Richter.«

      »Monseigneur, die Frage ist in der That seltsam.«

      »Indiscret vielleicht; aber seltsam…«

      »Seltsam, ich wiederhole es. Wenn ich die Dame kennte, welche die Bonbonniere hier hat liegen lassen…«

      »Nun!«

      »So hätte ich sie ihr schon zurückgeschickt. Ohne Zweifel ist ihr daran gelegen, und ich möchte nicht gern ihren freundlichen Besuch durch eine Unruhe von achtundvierzig Stunden belohnen.«

      »Ah! Sie kennen sie nicht…«

      »Nein, ich weiß nur, daß es die Superiorin einer Stiftung zu guten Werken ist.«

      »Von hier?«

      »Von Versailles.«

      »Von Versailles … die Superiorin einer Wohlthätigkeitsanstalt…«

      »Monseigneur, ich empfange Frauen, die Frauen demüthigen eine arme Frau nicht, indem sie ihr Unterstützung bringen, und diese Dame, die durch menschenfreundliche Mittheilungen über meine Lage in Kenntniß gesetzt war, legte hundert Louisd'or auf mein Kamin, als sie mich besuchte.«

      »Hundert Louisd'or!« sagte der Cardinal mit Erstaunen; dann, als er sah, er könnte die Empfindlichkeit von Jeanne verletzen, denn diese machte wirklich eine Bewegung, fügte er bei:

      »Verzeihen Sie, Madame, ich wundere mich nicht, daß man Ihnen diese Summe gegeben hat. Sie verdienen im Gegentheil alle Fürsorge wohlthätiger Leute, und Ihre Geburt macht es für sie zum Gesetz, Ihnen nützlich zu sein. Nur der Titel: Dame vom guten Werke, setzte mich in Erstaunen; die Damen vom guten Werke pflegen kleinere Almosen zu spenden. Könnten Sie mir nicht das Porträt dieser Dame geben, Gräfin?«

      »Das ist schwierig, Monseigneur,« erwiderte Jeanne, um die Neugierde des Kardinals zu stacheln.

      »Wie, schwierig, da sie hier gewesen ist?«

      »Allerdings. Die Dame, welche ohne Zweifel nicht erkannt sein wollte, verbarg ihr Gesicht in einer ziemlich weiten Kaputze; überdieß war sie in Pelze gehüllt. Doch…«

      Die Gräfin gab sich das Ansehen, als besinne sie sich.

      »Doch…« wiederholte der Cardinal. – »Doch glaubte ich zu sehen … Ich behaupte nicht, Monseigneur.« – »Was glaubten Sie zu sehen?« – »Blaue Augen.« – »Der Mund?« – »Klein, obgleich die Lippen ein wenig dick, besonders die Unterlippe.« – »Von hohem oder mittlerem Wuchs?« – »Von mittlerem Wuchs.« – »Die Hände?« – »Vollkommen.« – »Der Hals?« – »Lang und dünn.« – »Die Physiognomie?« – »Streng und edel.« – »Der Accent?« – »Etwas gehemmt. Doch, Sie kennen vielleicht diese Dame, Monseigneur?«

      »Wie sollte ich sie kennen, Frau Gräfin?« fragte lebhaft der Prälat.

      »Nach der Art, wie Sie mich befragen, Monseigneur, oder sogar durch die Sympathie, welche alle Arbeiter guter Werke für einander hegen.«

      »Nein, Madame, nein, ich kenne sie nicht.«

      »Wenn Sie jedoch irgend eine Vermuthung hätten?«

      »In welcher Hinsicht?«

      »Etwa eine Vermuthung, die Ihnen dieses Porträt einflößte?«

      »Ah!« erwiderte rasch der Cardinal, der befürchtete, er habe zu viel errathen lassen, »ja,