Александр Дюма

Der Graf von Monte Christo


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erbitten werde.«

      »Das ist nicht mehr als billig!« rief Herr von Boville. »Die Commission beträgt gewöhnlich anderthalbe wollen Sie zwei? wollen Sie drei? wollen Sie fünf? wollen Sie noch mehr? sprechen Sie!«

      »Mein Herr,« antwortete der Engländer lachend, ich bin wie mein Haus« ich mache keine solche Geschäfte; mein Mäklerlohn ist ganz anderer Natur.«

      »Reden Sie, mein Herr, ich höre.«

      »Sie sind Inspector der Gefängnisse?«

      »Seit vierzehn Jahren.«

      »Sie halten Eintritts- und Abgangs-Register?«

      »Allerdings.«

      »Diesen Registern müssen Noten bezüglich auf die Gefangenen beigefügt sein?«

      »Jeder Gefangene hat seinen Fascikel.«

      »Nun wohl, ich bin in Rom von einem armen Teufel von Abbé erzogen worden, welcher plötzlich von dort verschwunden ist. Seitdem habe ich erfahren, daß man ihn in dem Castell If gefangen gehalten, und ich möchte wohl gern etwas Näheres über seinen Tod wissen.«

      »Wie hieß er?«

      »Abbé Faria.«

      »Oh! ich erinnere mich seiner ganz genau,« rief Herr von Boville, »er war ein Narr.«

      »Man sagte es.«

      »Oh! er war es ganz gewiss.«

      »Es ist möglich; was war seine Narrheit?«

      »Er behauptete Kenntnis von einem unermeßlichen Schatze zu haben, und bot der Regierung tolle Summen, wenn man ihn in Freiheit setzen wollte.«

      »Armer Teufel! Und er ist tot?«

      »Ja, mein Herr, er starb ungefähr vor fünf oder sechs Monaten, im vergangenen Februar.«

      »Sie haben ein glückliches Gedächtnis, mein Herr, daß Sie sich so der einzelnen Umstände erinnern.«

      »Ich erinnere mich dieser Geschichte, weil der Tod des armen Teufels von einem seltsamen Ereignis begleitet war.«

      »Dürfte man dieses Ereignis erfahren?« fragte der Engländer mit einem Ausdrücke von Neugierde, welchen auf seinem phlegmatischen Gesichte zu finden, ein tiefer Beobachter erstaunt gewesen wäre.

      »Oh! mein Gott, , ja, mein Herr; das Gefängnis des Abbé war ungefähr fünf und vierzig bis fünfzig Fuß von dem eines ehemaligen bonapartistischen Agenten entfernt, eines sehr entschlossenen und gefährlichen Menschen von der Zahl derjenigen, welche am meisten zu der Rückkehr des Usurpators im Jahre 1815 beigetragen haben.«

      »Wirklich!« sagte der Engländer.

      »Ja, ich hatte selbst Gelegenheit, diesen Menschen im Jahre 1816 oder 1817 zu sehen; man stieg in seinen Kerker nur mit einem Piquet Soldaten hinab; er machte einen tiefen Eindruck auf mich, und ich werde sein Gesicht nie vergessen.

      Der Engländer lächelte unmerklich.

      »Und Sie sagen,« versetzte er, »die zwei Kerker . . . «

      »Waren durch eine Entfernung von fünfzig Fuß getrennt, aber es scheint, dieser Edmond Dantes . . . «

      »Der gefährliche Mensch hieß . . . «

      »Edmond Dantes. Ja, mein Herr, es scheint dieser Edmond Dantes hatte sich Werkzeug verschafft oder verfertigt, denn man fand einen Gang, durch welchen die Gefangenen mit einander in Verbindung standen.«

      »Dieser Gang war ohne Zweifel in der Absicht zu entweichen gemacht worden?«

      »Allerdings; aber zum Unglück für die Gefangenen wurde der Abbé, von der Starrsucht befallen und starb.«

      »Ich begreife, das mußte die Entweichungspläne kurz abschneiden.«

      »Für den Toten, ja,« antwortete Herr von Boville, »für den Lebenden nicht; dieser Dantes sah im Gegenteil darin ein Mittel, seine Flucht zu beschleunigen; er dachte ohne Zweifel, die im Castell If gestorbenen Gefangenen würden in einem gewöhnlichen Friedhofe begraben, trug den Hingeschiedenen in seine Zelle, nahm seinen Platz in dem Sacke ein, in welchen man jenen genäht hatte, und erwartete den Augenblick des Begräbnisses.«

      »Das war ein gewagtes Mittel, woraus sich auf einigen Mut schließen ließ,« bemerkte der Engländer.

      »Ich habe Ihnen bereits gesagt, mein Herr, daß es ein sehr gefährlicher Mensch war, zum Glück befreite er die Regierung selbst von der Furcht, die sie seinetwegen hegte.«

      »Wie dies?«

      »Sie begreifen nicht?«

      »Nein.«

      »Das Castell If hat keinen Friedhof; man wirft die Toten ganz einfach in das Meer, nachdem man ihnen zuvor eine Kugel von sechs und dreißig Pfund an die Füße gebunden hat.«

      »Nun?« fragte der Engländer, als ob er schwer begriffe.

      »Man befestigte ihm die Kugel von sechs und dreißig Pfund an die Füße und warf ihn in das Meer.«

      »Ja der Tat!« rief der Engländer.

      »Ja, mein Herr,« fuhr der Inspector fort. »Sie können sich denken, wie groß das Erstaunen des Flüchtlings gewesen sein muß, als er fühlte, daß man ihn von dem Felsen herabstürzte. Ich hätte sein Gesicht in diesem Augenblick sehen mögen.«

      »Das wäre schwierig gewesen.«

      »Gleich viel,« sagte Herr von Boville, den die Gewißheit, seine zweimal hunderttausend Franken wieder zu erhalten, in gute Laune versetzte; »gleichviel, ich stelle es mir vor.«

      Und er brach in ein Gelächter aus.

      »Und ich auch,« sagte der Engländer.

      Und er fing an, ebenfalls zu lachen, aber wie die Engländer lachen, mit dem Ende der Zähne.

      »Der Flüchtling ist also ertrunken?« fuhr der Engländer fort, welcher zuerst wieder seine Kaltblütigkeit gewann.

      »Ganz und gar.«

      »Somit wurde der Gouverneur des Castells zugleich von dem Wüthenden und von dem Narren befreit?«

      »Gewiß.«

      »Es mußte doch eine Art von Protokoll über dieses Ereignis aufgenommen werden?« fragte der Engländer.«

      »Ja, ja, ein Sterbeprotokoll. Sie begreifen, für die Verwandten von Dantes, wenn er hat, konnte es von Interesse sein, sich zu versichern, ob er gestorben wäre oder noch lebte.«

      »Folglich können Sie nun ruhig sein., wenn sie von ihm erben. Er ist tot, sehr tot?«

      »Oh mein Gott, ja. Man wird ihnen einen Schein ausstellen, wenn sie es haben wollen.«

      »Es sei so,« sprach der Engländer. »Doch um auf die Register zurückzukommen . . . «

      »Richtig . . . Diese Geschichte hat uns davon entfernt. Verzeihen Sie.«

      »Was soll ich verzeihen? Die Geschichte? Keines Weges; sie war mir sehr interessant.«

      »Sie ist es in der Tat, Mein Herr, Sie wünschen also Alles zu sehen, was sich auf den armen Abbé bezieht, der die Sanftmuth selbst war, nicht so?«

      »Es würde mir Vergnügen machen.«

      »Gehen Sie in mein Cabinet, und ich will es Ihnen zeigen.«

      Beide gingen in das Cabinet von Herrn von Boville.

      Alles war hier in vollkommener Ordnung: jedes Register bei seiner Nummer, jeder Fascikel in seinem Fach. Der Inspector hieß den Engländer in seinen Lehnstuhl sitzen, legte ihm das Register und die Akten bezüglich auf Castell If vor, und ließ ihm volle Muße darin zu blättern, während er selbst in einem Winkel sitzend seine Zeitung las.

      Der Engländer fand leicht die Akten, welche sich auf den Abbé Faria bezogen, doch es scheint, die Geschichte, die ihm Herr von Boville erzählt, hatte ihn lebhaft interessiert, denn nachdem er von den ersten Stücken Kenntnis genommen, fuhr er fort, zu blättern, bis er zu dem Fascikel von Edmond Dantes gekommen