Entzücken.«
»Und wird die Botschaft, mit der ich betraut bin, gut aufgenommen werden?«
»Enthusiastisch!«
»Und dennoch sind bereits acht Tage verflossen, dass ich zurückgekehrt bin, und zwei Tage, dass ich warte.«
»Ihr seid in der Tat köstlich. Monseigneur! Und wie lange ist es denn, dass wir selbst von La Rochelle zurückgekehrt sind? Zwei Tage und ein halber.«
»Das ist wahr!«
»Und womit ist diese Zeit zugebracht worden?«
»Mit Festlichkeiten; ich weiß es, denn ich habe sie gesehen.
»Von wo aus?«
»Mein Gott, von der Straße aus, wie ein anderer einfacher Sterblicher.«
»Wie habt Ihr dieselben gefunden?«
»Entzückend!«
»Nicht wahr? Er besitzt Einbildungskraft, unser treuerer Kardinal. Seine Majestät Ludwig XIII. als Jupiter.«
»Ja, als Jupiter Stator.«
»Stator oder ein anderer, darauf kommt es wohl nicht an.«
»O, es kommt wohl darauf an, meine schöne Cousine: der Schwerpunkt der Frage liegt vielmehr in diesem Worte.«
»In welchem Worte?«
»In dem Worte Stator; wisst Ihr, was es bedeutet?«
»Nein!«
»Es will sagen, Jupiter, welcher aufhält oder auch welcher sich aufhält, mit andern Worten, welcher stehen bleibt.«
»Nehmen wir an, es hieße: Jupiter, welcher stehen bleibt.«
»Am Fuße der Alpen, nicht wahr?«
»Wir wenigstens werden unser Bestes tun, trotz des Blitzes, den Jupiter in der Hand hielt, und mit welchem er Österreich und Spanien zugleich bedrohte.«
»Ein Blitz von Holz —«
»Und ungeflügelt; die Flügel des Blitzes sind in Bezug auf den Krieg stets die Geldkassen, und ich halte weder den König noch den Kardinal für besonders reich. Jupiter Stator wird also, nachdem er dem Osten und dem Westen genug drohte, wahrscheinlich den Blitz aus der Hand legen, ohne ihn geschleudert zu haben.«
»O, sagt Ihr das heute Abend unseren armen Königinnen und Ihr werdet sie glücklich machen.«
»Ich habe ihnen Besseres als das zu sagen; ich habe ihnen, wie ich es bereits Ihre Majestäten wissen ließ, einen Brief des Fürsten von Piemont zu übergeben, welcher schwört, dass die französische Armee die Alpen nicht überschreiten wird.«
»Wenn er nur diesmal Wort hält; es ist, Ihr wisst es, sonst nicht seine Gewohnheit.«
»Aber diesmal hat er alles Interesse dabei, Wort zu halten.«
»Wir plaudern, Vetter, wir plaudern und lassen die Zeit unnütz verstreichen.«
»Das ist Eure Schuld, Cousine,« sagte der junge Mann mit einem Lächeln, das seine schönen Zähne sehen ließ, »Ihr wollt die Zeit nicht mit nützlichen Dingen ausfüllen.«
»Da sei einmal Jemand seiner Herrschaft ergeben und nehme sich ihretwegen das Brot aus dem Munde; nichts als Vorwürfe werden diese Ergebenheit belohnen. Mein Gott, wie undankbar ist doch die Welt!«
»Nun, ich höre Euch an, Cousine!«
Und der junge Mann gab seiner Miene den ernstesten Ausdruck, den er hervorzubringen vermochte.
»Gut! Am heutigen Abende gegen elf Uhr werdet Ihr im Louvre erwartet.«
»Wie? Heute Abend schon soll ich die Ehre haben, von Ihren Majestäten empfangen zu werden?«,
»Heute Abend!«
»Ich dachte, dass heute Schauspiel und Gelegenheitsballett bei Hofe ist?«
»Ja, aber als die Königin dies hörte, hat sie sich sofort über große Müdigkeit und unerträglichen Kopfschmerz beklagt; sie sagte, dass nur der Schlaf sie wieder herstellen könne. Man holte Bouvard; dieser erkannte alle Symptome einer heftigen Migräne; Bouvard gehört nämlich uns, obwohl er Arzt des Königs ist, mit Leib und Seele. Er verordnete die absoluteste Ruhe und die Königin ruht aus, indem sie Euch erwartet.«
»Aber auf welche Weise gelange ich in den Louvre? Ich setze voraus, dass dies nicht dadurch geschehen soll, dass ich meinen Namen nenne.«
»Seid ruhig, es ist für Alles gesorgt. Ihr werdet Euch heute Abend in der Kleidung eines Edelmannes in die Rue des Fosses St. Germain begeben. Ein Page, in die Farben der Prinzeß – chamois und blau – gekleidet, wird Euch an der Ecke der Rue des Poulies erwarten; er wird das Losungswort haben und Euch bis an den Eingang des Corridors geleiten, wo die Ehrendame vom Dienst Euch in Empfang nehmen wird, um Euch sogleich zu Ihrer Majestät zu führen, wenn dieselbe Euch sofort empfangen kann, oder Euch in einem benachbarten Kabinett warten zu lassen, bis der Augenblick der Audienz gekommen sein wird.«
»Und warum gebt Ihr, teure Cousine, Euch nicht selbst die Mühe, mich während des Wartens geduldig zu erhalten; ich gestehe Euch, dass das mir außerordentlich angenehm wäre.«
»Weil die Woche meines Dienstes zu Ende ist, und ich, wie Ihr seht, meinen Dienst außerhalb des Schlosses verrichte.«
»Und Ihr habt mir ganz das Aussehen, als wüsstet Ihr Euch diesen äußeren Dienst möglichst angenehm einzurichten.«
»Was wollt Ihr, lieber Vetter, man lebt nur einmal!«
In diesem Augenblicke hörte man die Uhr vom Turme der Carmeliter schlagen. ^
»Neun Uhr!« . rief Marina, »umarmt mich schnell, lieber Vetter, und lasst mich hinaus; ich habe kaum noch Zeit, in den Louvre zurückzukehren und daselbst zu erzählen, dass ich einen sehr liebenswürdigen Mann zum Vetter habe, welcher – was würdet Ihr wohl für die Königin geben?«
»Mein Leben! Ist das genug?«
»Es ist Zuviel! gebt nur immer das, was Ihr zurücknehmen könnt, und nie das, was, einmal gegeben, auf ewig, verloren ist. Auf Wiedersehen, Cousin!«
»Apropos!« rief der junge Mann, sie zurückhaltend, »gibt es kein Erkennungszeichen, keine Parole, die mit dem Pagen ausgetauscht werden müsste?« .,
»Es ist wahr! ich vergaß; Ihr werdet ihm Casale sagen und er wird Mantua antworten.«
Und die junge Frau bot dem jungen Manne jetzt nicht ihre Wangen, sondern ihre frischen, vollen Lippen zu einem Kusse, den er auch recht herzlich darauf drückte.
Dann lief sie die Treppe mit einer Schnelligkeit hinab, als ob sie gefürchtet hätte, nicht widerstehen zu können, wenn man den Versuch machen sollte, sie zurückzuhalten.
Jaquelino sah ihr eine Weile nach, setzte dann seine rote Kappe wieder auf seinen Kopf und stieg, ein Liedchen trällernd, langsam genug die Stiege hinab, um der Botin aus dem Louvre Zeit zu lassen, sich indessen aus dem Hause zu entfernen.
Er war bei der dritten Strophe seines Liedes und auf der letzten Stufe der Stiege angelangt, als ihm ein Blick in den Saal des Erdgeschosses, dessen Tür offen stand, einen bleichen und blutigen Mann zeigte, der ausgestreckt auf einem Tische lag und an dessen Seite ein Kapuziner kniete, der die Beichte des Sterbenden zu hören schien. An den Fenstern und der Tür drängten sich Neugierige, welche jedoch durch die Gegenwart des Mönches und die Feierlichkeit der Szene abgehalten wurden, den Saal zu betreten.
Dieser Anblick ließ das Lied auf den Lippen des jungen Mannes ersterben und da der Wirt sich im Bereiche seiner Stimme befand, rief er:
»He. Meister Soteil!«
Meister Soleil kam, die Mütze in der Hand, herbei.
»Was steht denn zu Diensten, mein schöner junger Herr?« fragte er.
»Was zum Teufel tut dort jener Mann auf dem Tische, mit dem Mönche an seiner Seite?«
»Er beichtet.«
»Ich