Александр Дюма

Der Graf von Moret


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keinen Fall, lieber Herr Michel. Ihr begreift, dass die Sache ganz unter uns bleibt; es ist sogar von höchster Wichtigkeit, dass sie nicht ausposaunt werde. Teufel! wüsste man Euch auf meiner Seite, so wäre Alles gefehlt. Es schadet sogar nicht das Geringste, wenn man glaubt, Ihr wäret für Monsieur oder für die Königin; hierzu wird es Euch genügen, zu sagen, ich wäre ein Tyrann, ich verfolge die Königin, und Ihr begreift nicht, wie König Ludwig XIII. unter einem so harten Joch, wie das meinige, leben könne.«

      »Aber ich werde niemals derartige Suchen sagen können!« rief Souscarières.

      »Schon gut; wenn Ihr Euch etwas Gewalt antut, werdet Ihr sehen, dass das von selbst geht. Wir sind also nun im Reinen. Eure Sessel werden in Mode kommen, Ihr werdet Opposition machen, Ihr werdet den ganzen Hof haben, man wird nirgends mehr hingehen ohne Tragsessel, besonders wenn diese für zwei Personen berechnet sind und recht dichte Vorhänge haben.«

      »Monseigneur haben mir Niemand besonders zu empfehlen?«

      »O doch. Ich empfehle Euch namentlich folgende Damen: die Frau Prinzeß zuvörderst, dann Madame Marie von Gonzaga, die Herzogin von Chevreuse, Frau von Fargis; ferner von den Herren: den Grafen von Moret, Herrn von Montmorency, den Herzog von Chevreuse, den Grafen Cramail. Ich spreche nicht vom Marquis von Pisani; er kann mich, Dank Eurer Geschicklichkeit, einige Tage lang nicht beunruhigen.«

      »Monseigneur können beruhigt sein. Und wann soll ich meine Kundschafterdienste beginnen?«

      »So bald als möglich. In acht Tagen kann die ganze Sache im Zuge sein, natürlich, wenn Euch das Anlagecapital nicht fehlt.«

      »Nein, Monseigneur. Übrigens wenn es mir auch fehlte, bei einer solchen Gelegenheit fände ich es gewiss.«

      »In diesem Falle braucht Ihr nicht zu suchen, sondern Euch nur direkt an mich selbst zu wenden.«

      »An Euch, Monseigneur?«

      »Ja. Habe ich nicht ein Interesse an der Sache? Doch da ist Cavois, der, wie es scheint, mir etwas zu sagen hat. Er ist es, der Euch morgen das kleine Papier zum Unterzeichnen bringt, und da er alle die Bedingungen desselben kennen wird, selbst die, welche unter uns bleiben, so würde auch er es sein, der sie Euch im Falle einer Vergesslichkeit ins Gedächtnis zurückzurufen käme, aber ich glaube gewiss zu sein, dass Ihr nichts vergessen werdet. Tritt ein, Cavois, tritt ein. Du siehst diesen Herrn, nicht wahr?«

      »Ja, Monseigneur,« sagte Cavois, der dem Befehle des Kardinals gehorcht hatte.

      »Gut. Er ist einer meiner Freunde. Aber er gehört zu Jenen, die mich nur zwischen zehn Uhr Abends und zwei Uhr Morgens besuchen. Für mich, aber nur für mich allein, heißt er Michel, für alle Übrigen ist es Herr Peter von Bellegarde, Marquis von Montbrun, Herr von Souscarières. – Auf Wiedersehen, lieber Herr Michel

      Souscarières verneigte sich bis auf die Erde und entfernte sich, kaum an sein Glück glaubend und fast unklar darüber, ob der Kardinal mit ihm ernstlich gesprochen oder sich bloß über ihn lustig gemacht hatte.

      Da er aber wusste, dass der Kardinal stets sehr beschäftigt war, begriff er endlich doch, derselbe habe nicht die Zeit, über ihn zu spotten und habe daher aller Wahrscheinlichkeit nach in vollem Ernste gesprochen.

      Was den Kardinal anbelangt, so hatte er das Bewusstsein, seine Macht durch die Rekrutierung eines mächtigen Alliierten verstärkt zu haben; seine gute Laune war also zurückgekehrt und er rief mit seiner freundlichsten Stimme:

      »Madame Cavois! Madame Cavois. kommt doch herein!«

      XIII.

      Worin der Kardinal sein Schachbrett klar zu übersehen beginnt

      Kaum war dieser Ruf erschallt, als eine kleine Frau von fünfundzwanzig bis sechsundzwanzig Jahren eintrat. Sie war munter, beweglich, das Näschen in der Luft und es schien durchaus nicht, als sei sie durch den Kardinal eingeschüchtert.

      »Ihr habt mich gerufen, Monseigneur,« sagte sie, das Wort zuerst ergreifend und mit sehr ausgesprochenem Languedoc'schen Accent,, »Hier bin ich.«

      »Gut; und Cavois sagte, Ihr würdet vielleicht nicht kommen wollen.«

      »Ich nicht kommen, wenn Ihr mir die Ehre antut, .mich rufen zu lassen? Eher wäre ich gekommen, wenn mich Auch Euer Eminenz gar nicht hätte holen lassen,«

      »Madame Cavois! Madame Cavois!« sagte der Gardecapitän mit einem Versuche, die Stimme zu erheben.

      »Madame Cavois, so viel Du willst! Monseigneur lässt mich für Dies oder Jenes kommen. Will er mit mir sprechen, so möge er sprechen; will er, dass ich zu ihm spreche, so werde ich zu ihm sprechen.«

      »Ich will Beides, Madame Cavois,« sagte der Kardinal, indem er seinem Gardecapitän winkte, sich nicht in das Gespräch zu mischen,

      »Ah, Monseigneur brauchen ihm kein Stillschweigen aufzuerlegen. Es wird genügen, dass ich ihn schweigen heiße, und er wird schweigen, oder sollte er sich zufällig einmal den Anschein geben wollen, als sei er der Herr?«

      »Monseigneur werden sie entschuldigen,« sagte Cavois; »sie ist nicht vom Hofe und . . .«

      »Wie? Monseigneur soll mich entschuldigen? Das machst Du wahrhaft nicht übel, Cavois! Monseigneur hat sich bei mir zu entschuldigen.«

      »Wie?« sagte der Kardinal lachend, »ich habe mich zu entschuldigen?«

      »Gewiss. Oder ist es etwa christlich gehandelt, wenn man Leute, die sich lieben, ewig getrennt hält?«

      »Ah, ah! Ihr betet also Euren Gatten an?«

      »Wie sollte ich nicht? Wisst Ihr, wie ich ihn kennen gelernt habe, Monseigneur?«

      »Nein, aber saget mir das, Madame Cavois, das interessiert mich ungeheuer.«

      »Mireille, Mireille!« sagte Cavois, indem er Versuchte, seine Frau zur Ordnung zu rufen.

      »Cavois, Cavois!« sagte der Kardinal, den Akzent seines Gardecapitäns nachahmend.

      »Nun denn, wisst Ihr, ich bin die Tochter eines Edelmannes aus Languedoc, während Cavois der Sohn eines Krautjunkers aus der Picardie ist.«

      Cavois machte eine Bewegung.

      »Das will nicht sagen, dass ich Dich verachte, Louise Mein Vater hieß De Serignan, Er war General-Major in Catalonien, nicht mehr nicht minder. Ganz jung wurde ich schon die Witwe eines gewissen Lacroix; ich war kinderlos und hübsch, dessen darf ich mich rühmen.«

      »Ihr seid es noch immer, Madame Cavois,« sagte der Kardinal.

      »Ach, mein Gott ja! Ich war damals 16 Jahre und heute bin ich 26 und habe acht Kinder, Monseigneur.«

      »Wie? Acht Kinder? Unglücklicher; und Du beklagst Dich noch, dass ich Dich hindere, viel zu Hause zu sein?«

      »Wie, Du hast Dich darüber beklagt, mein kleiner Cavois?« rief Mireille, »O Du liebes Männchen, lass Dich umarmen.«

      Und ohne sich an die Anwesenheit des Kardinals zu kehren, sprang sie ihrem Manne an den Hals und küsste ihn.

      »Madame Cavois, Madame Cavois!« rief der Kapitän der Garde zitternd, wahrend der Kardinal, nunmehr im vollen Besitz seiner guten Laune, herzlich lachte.

      »Ich fahre fort, Monseigneur,« sagte Madame Cavois, nachdem sie ihren Mann nach Herzenslust abgeküßt hatte. »Er war zu jener Zeit bei Herrn von Montmorency, und da war es denn nicht zu verwundern, dass er, obschon Picarde, dennoch nach Languedoc kam. Da sieht er mich und ist flugs in mich verliebt. Weil er jedoch nicht sehr reich war und ich etwas Vermögen hatte, so wagte der Einfaltspinsel nicht, sich zu erklären. Durch diesen Liebeshandel aber geräth er in einen Raufhandel und im Begriffe, sich Tags darauf zu schlagen, geht er zu einem Notar, macht sein Testament zu meinen Gunsten und gibt mir – was? Alles, was er bei Leib und Seele besitzt, nicht mehr, nicht minder, – mir, die nicht einmal wusste,