Александр Дюма

Der Graf von Moret


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lassen können.«

      »Er ist keiner von Denen, die man mit dem Stocke schlägt.«

      »O! O! Es ist also der Herr Kardinal selbst, dem Ihr an den Kragen wollt?«

      Der Unbekannte antwortete nicht, er zog aus seiner Tasche zwei Geldrollen, deren jede hundert Pistolen enthielt, und welche er neben die Börse auf den Tisch legte. Bei der Bewegung aber, die er machte, verschob sich sein Mantel, und Latil konnte bemerken, dass Derjenige, der mit ihm unterhandelte, sowohl vorne als hinten einen Höcker hatte.

      »Dreihundert Pistolen,« sagte der bucklige Edelmann, »werden wohl Eure Skrupel beseitigen und Euren Einwürfen ein Ziel setzen.«

      Latil schüttelte den Kopf und stieß einen Seufzer aus.

      »Ihr habt sehr verlockende Manieren, mein Edelmann,« sagte er, »und ist schwer, Euch zu widerstehen; man müsste in der Tat ein Herz von Stein haben, um einen Edelmann wie Euch in der Verlegenheit zu sehen, ohne mit ihm das Mittel zu suchen, wie er aus derselben gezogen werden könnte. Suchen wir also!«

      »Ich kenne kein anderes Mittel, als dieses hier,« sagte der Unbekannte, und zwei neue nicht minder gewichtige Geldrollen wurden neben die ersten auf den Tisch gelegt. »Aber,« fuhr er fort, »dies ist auch die Grenze; es ist nun an Euch, zu verweigern oder anzunehmen.«

      »Ah! Versucher!« brummte Latil, indem er die Börse und die Geldrollen an sich zog, »Ihr macht, dass meine Grundsätze wanken.«

      »Seht Ihr,« sagte der Andere, »ich wusste es wohl, dass wir uns endlich verständigen würden.«

      »Kommen wir also zur Sache. Ihr sprecht von der Rue de la Cerisaie, nicht wahr?«

      »Ja.«

      »Für heute Abend?«

      »Wenn es möglich ist.«

      »Ihr müsst mir die Zeichen genau angeben, damit ich nicht fehlgehe.«

      »Das ist selbstverständlich; da Ihr übrigens jetzt zur Vernunft gekommen seid, und da ich Euch bezahlt habe —«

      »Einen Augenblick! Das Geld ist noch nicht in meiner Tasche.«

      »Wollt Ihr neue Schwierigkeiten machen?«

      »Das nicht, aber wir haben von den Ausnahmen noch nicht gesprochen, exceptis excipiendis, wie wir im Collegium von Libourne zu sagen pflegten.«

      »Sprechen wir also von den Ausnahmen.«

      »Vor Allem – es ist weder der König noch der Kardinal?«

      »Weder der Eine noch der Andere.«

      »Noch auch ein Freund des Kardinals?«

      »Im Gegenteile, ein Feind desselben.«

      »Und wie steht er zum Könige?«

      »Er ist ihm gleichgültig; aber die Königin sieht ihn gern, das kann ich Euch nicht verschweigen.«

      »Es ist nicht der Kardinal von Bérulle?«

      »Habe ich nicht gesagt, dass er erst dreiundzwanzig Jahre zählt?«

      »Ich begreife nun: es ist irgend ein Liebhaber der Königin.«

      »Vielleicht! – Bist Du nun mit der Liste deiner Ausnahmen zu Ende?«

      »Ja. . . . «

      »Arme Königin!« murmelte Latil, seine Hand auf das Geld legend und sich vorbereitend, es in die Tasche zu schieben. »Sie hat gar kein Glück, eben hat man ihr erst den Herzog von Buckingham getödtet —«

      »Und,« unterbrach ihn der bucklige Edelmann, welcher seinem Zögern endlich einmal eine Grenze setzen wollte, »jetzt wird man ihr den Grafen von Moret tödten!«

      Latil sprang von seinem Sitze in die Höhe.

      »Wie,« rief er, »den Grafen von Moret

      »Den Grafen von Moret,« wiederholte der Unbekannte; »wie es scheint, habt Ihr ihn in der Liste sturer Ausnahmen nicht genannt.«

      »Anton von Bourbon?« fuhr Latil fort, indem er seine beiden Fäuste auf die Tischplatten stemmte.

      »Anton von Bourbon, so ist es.«

      »Den Sohn unseres guten Königs Heinrich

      »Den Bastard, wollt Ihr sagen!«

      »Die Bastarde sind die wahren Söhne der Könige, vorausgesetzt, dass diese sie aus Liebe und nicht aus Pflicht zeugen; nehmt Euer Gold zurück, mein Herr, niemals werde ich die Hand gegen einen Sohn des königlichen Hauses erheben.«

      »Der Sohn der Jacqueline von Beuil gehört nicht zum königlichen Hause.«

      »Aber der Sohn König Heinrichs IV. gehört wohl zu demselben.«

      Darauf sich erbebend, die Anne kreuzend und einen fürchterlichen Blick auf den Unbekannten werfend, sagte Latil:

      »Wisst Ihr wohl, mein Herr Cavalier, dass ich dabei war, als man den Vater tödtete?«

      »Ihr?«

      »Ich stand auf dem Fußtritte der Carosse als Page des Herrn Herzogs von Epernon. Der Mörder musste mich mit seinen Händen beiseite schieben, um zu ihm zu gelangen; ohne mich hätte er sich vielleicht geflüchtet. Ich war es, der sich an seine Kleider klammerte, als er davon springen wollte. Da seht her« – Latil zeigte seine mit Narben bedeckten Hände – »hier sind die Spuren der Messerhiebe, mit denen er mich tractirte, um meiner los zu werden. Das Blut des großen Königs vermischte sich mit dem meinigen, und zu mir kommt Ihr, um mir vorzuschlagen, das seines Sohnes zu vergießen? Ich bin kein Ravaillac, aber Ihr, Ihr seid ein Elender! Nehmt also Euer Gold und entfernt Euch schnell, oder ich spieße Euch an die Mauer wie ein giftiges Tier!«

      »Schweige, Bandit,« rief der Unbekannte, einen Schritt zurückweichend, »oder ich lasse deine Zunge durchbohren und deine Lippen zusammennähen.«

      »Nicht ich bin ein Bandit, aber Du bist ein Mörder, und da ich nicht von der Polizei bin und Dich daher auch nicht festnehmen kann, um Dich daran zu verhindern, dass Du Deine schändlichen Vorschläge anderswo machst, wo sie vielleicht angenommen würden, so will ich deine Pläne mit Dir zugleich vernichten und aus deiner missgestalteten Person das machen, wozu sie einzig und allein gut genug ist, eine Vogelscheuche nämlich.«

      Während er die letzten Worte sprach, zog Latil seinen langen Degen aus der Scheide und führte damit nach dem Manne im Mantel einen kräftigen Stoß.

      Jener aber, den dieser Stoß in der Tat durchbohren und einer Fledermaus gleich an die Wand hätte nageln müssen, wenn er ihn abgewartet hätte, machte mit einer Gewandtheit, die man von einem Manne seiner Statur gewiss nicht erwartet hatte, einen Sprung nach rückwärts, zog blitzschnell seinen Degen und lag in demselben Augenblicke vor Latil in der Parade, dem er nun mit so gebundenen Stößen und meisterhaften Finten zusetzte, dass der Klopffechter es für nöthig erachtete, seinen ganzen Vorrat von Kunst. Klugheit und Kaltblütigkeit zu Hilfe zu rufen; dann, als ob es ihn gefreut hätte, in dem Augenblicke, wo er es am wenigsten erwartete, einen Gegner gefunden zu haben, der ihm ebenbürtig war, nahm er sich vor, den Kampf so lange als möglich dauern zu lassen und begnügte sich von nun an, mit einer solchen Geschicklichkeit zu parieren, als ob er sich auf dem Fechtboden befunden hätte, in der Erwartung, die Ermüdung oder ein Fehler seines Gegners würden ihm die Gelegenheit zu einem jener Meisterstöße geben, wegen deren er so berühmt oder vielmehr so berüchtigt war.

      Minder geduldig als er war der Bucklige. Als er die fruchtlose Bemühung sah, eine ungedeckte Stelle an seinem Gegner zu finden, auch ohne Zweifel Eile hatte, und überdies zu bemerken glaubte, dass Latil sich zwischen ihn und die Tür dränge, um ihm den Rückzug abzuschneiden, fing er plötzlich an zu schreien:

      »Zu mir, meine Freunde! Zu Hilfe! Man ermordet mich!«

      Kaum hatte der bucklige Edelmann diesen Ruf ausgestoßen, als drei Männer, welche sich in der benachbarten Gasse aufgehalten hatten, plötzlich in den niederen Saal stürzten und zu gleicher Zeit den unglücklichen Latil angriffen, welcher, als er sich nach ihnen umwandte, nicht den Stoß zu parieren vermochte,