Александр Дюма

Der Graf von Moret


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vorgestern.«

      »Um 11 Uhr des Abends?«

      »Wieso weißt Du das?«

      »Ich weiß es, ich weiß es. Ebenso wie ich weiß, dass Frau von Maugiron nicht die Geliebte des Grafen von Moret ist.«

      »Du irrst, sage ich Dir.«

      »Erzähle immerhin weiter.«

      »Ich bestand darauf, bei ihr einzutreten; sie hatte mir gesagt, dass ich kommen könnte und sie allein finden würde. Ich stoße also den Lakai zur Seite und dringe bis an die Tür ihres Schlafzimmers vor. Aus diesem Schlafzimmer aber drang eine Männerstimme au mein Ohr.«

      »Ich sage auch nicht, dass Du nicht die Stimme eines Mannes gehört hast, ich behaupte bloß, dass diese Stimme nicht dem Grafen von Moret gehörte.«

      »O, Du folterst mich in der Tat mit deinem Zweifel.«

      »Du hast ihn doch nicht gesehen?«

      »Ja! ich habe ihn allerdings gesehen.«

      »Wie das?«

      »Ich postierte mich in den Schatten des gegenüberliegenden Hauses und von dort sah ich ihn das Haus der Maugiron verlassen, sah ihn so deutlich, wie ich Dich jetzt sehe.«

      »Nur vergisst Du, dass er um jene späte Stunde nicht die Maugiron, sondern die Montagne verließ.«

      »Wenn dem so ist,« rief Pisani, »wer war.dann jener Mann, dessen Stimme ich aus dem Schlafzimmer der Maugiron hörte?«

      »Nah! Marquis, sei ein Philosoph.«

      »Wie meinst Du das?«,

      »Ja, wozu ist es gut, sich über derlei Dinge zu beunruhigen.«

      »Wie, wozu das gut wäre? Und ich sage Dir, dass ich mich so weit darüber beunruhige, dass ich den Mann tödten werde, da er nicht zu der königlichen Familie gehört.«

      »Dass Du ihn umbringen wirst? Ah! Ah!« sagte Souscarières in einem Tone, welcher dem Marquis auffiel.

      »Ganz gewiss, Du kannst meine Worte buchstäblich nehmen.«

      »So? So? Und ohne weiteres willst Du ihn tödten, ohne ihn sogar zu warnen,« fragte Souscarières, und der Ausdruck seiner Worte wurde immer ironischer.

      »Ja, ja! und hundertmal ja!«

      »So? Nun dann tödte mich, denn jener Mann war meine eigene Wenigkeit.«

      »Ah, Schelm!« rief Pisani mit den Zahnen knirschend und seinen Degen blitzschnell aus der Scheide reißend, »vertheidige Dich!«

      »O, Du hast nicht nöthig, mich darum zu bitten, lieber Marquis,« rief Souscarières, einen Sprung nach rückwärts machend und sich auslegend. »Achtung!«

      Und nun begann ungeachtet der Rufe Voiture's und ungeachtet des Erstaunens des würdigen Brancas, welcher von dem was vorging nicht das Geringste begriff, zwischen dem Marquis Pisani und Souscarières ein Kampf, der um so fürchterlicher war, als er ohne jede andere Beleuchtung vor sich ging, als die der von Wolken verschleierte Mond gewährte; ein Kampf, in dem beide Gegner sowohl durch die Eigenliebe als durch den Selbsterhaltungstrieb veranlasst wurden, alle Mittel der Fechtkunst anzuwenden.

      Souscarières, welcher in allen Leibesübungen Meister war, bildete auch hier den stärkeren und geschickteren Teil, aber die langen Beine Pisani's und sein verschrobener Körper gaben ihm in Bezug auf die Plötzlichkeit des Angriffes einen großen Vorteil. Endlich, nachdem etwa eine halbe Minute verlaufen sein mochte, wahrend die Klingen funkensprühend aneinander schlugen, stieß der Marquis einen Schrei aus, den er nur mit Mühe zwischen seinen geschlossenen Zähnen hervorbrachte, ließ den Arm sinken, den Degen zu Boden fallen und stürzte dann zusammen.

      »Meiner Treu,« sagte Souscarières, nun auch seinen Degen senkend, »Ihr seid Zeugen, dass er es so gewollt hat.«

      »Ah ja,« antworteten Brancas und Voiture.

      »Und Ihr werdet auch bezeugen, dass Alles nach den Regeln der Ehre vor sich gegangen ist.«

      »Wir werden es bezeugen.«

      »Und nun, da ich nicht den Tod, sondern im Gegenteile die Heilung des Sünders will, so traget ihn in das Hotel seiner Mutter und holt eiligst Bouvard, den Chirurgen des Königs.

      »Das ist in der Tat das Beste, was wir tun können. Helft mir, Brancas; glücklicher Weise sind wir von dem Hotel nicht weit entfernt.«

      »Ah!« sagte Brancas, »welches Unglück, eine Partie, welche so schön angefangen hatte.«

      Während Brancas und Voiture den Körper Pisani's so sanft als möglich in das Hotel trugen, verschwand Souscarières um die Ecke der Rue Froidmanteau, und sagte im Fortgehen zu sich:

      »Diese verdammten Buckligen? Ich weiß nicht, was sie alle so gegen mich hetzt. Das ist nun schon der dritte, dem ich meinen Degen durch den Leib rennen muss, um mich seiner zu entledigen.«

      IV.

      Das Hotel Rambouillet

      Wie wir schon erwähnt haben, war das Hotel Rambouillet zwischen der Kirche St. Thomas du Louvre, welche man zu Ende des zwölften Jahrhunderts zum Andenken an den heiligen Märtyrer Thomas gebaut hatte, und dem Hospital der Quinze-vingt gelegen, welches Ludwig IX. bei seiner Rückkehr aus Egypten als Asyl für die dreihundert, oder, wie man damals sagte, fünfzehnmal zwanzig Ritter errichtet hatte, denen von den Saracenen die Augen ausgestochen worden waren.

      Die Erbauerin des Hotels, die Marquise Rambouillet, war im Jahre 1588 geboren, das heißt in dem Jahre, in welchem der Herzog von Guise und sein Bruder auf Befehl Heinrichs III.bei den Ständen von Blois ermordet wurden. Sie war die Tochter des Johann von Bivonne, Marquis von Pisani und der Julia Savelli, einer römischen Dame aus der glorreichen Familie der Savelli, welche der Christenheit zwei Päpste schenkte, Honorius III. und Honorius IV. und eine Heilige der Kirche, die heilige Lucine. In ihrem zwölften Jahre ward sie mit dem Marquis von Rambouillet, aus dem Hause Angennes, verheiratet, einem berühmten Hause, welchem der Kardinal von Rambouillet entstammte, sowie jener Marquis von Rambouillet, welcher in Erwartung der Ankunft Heinrichs III. Vizekönig von Polen war.

      I« Jahre 1606, d. h. sechs Jahre nach der Hochzeit, war der Marquis von Rambouillet in einem Augenblicke der Verlegenheit gezwungen gewesen, das Hotel Pisani an Pierre Forget Dufresne zu verkaufen. Der Kaufcontract bestimmte die Summe von 34.500 Livres Tournois; der Käufer seinerseits verkaufte es wieder im Jahre 1624 an den Kardinalminister um den Preis von 30.000 Talern, der es niederreißen und in der Zeit, zu welcher wir gelangt sind, auf demselben Platze den Kardinalspalast erbauen ließ. Bis dieser Palast, von dem man sich Wunderdinge erzählte, bezogen werden konnte, wohnte der Kardinal entweder in einem seiner beiden Landhäuser zu Chaillot und Reuil, oder in seinem Stadthaus auf der Place Royal, welches an das von Marion Delorme bewohnte Haus anstieß.

      Seit dreißig Jahren vergrößerte und verschönerte sich Paris mit jedem Tage Heinrich IV. hat so zu sagen zu dem modernen Paris den Grund gelegt; unter ihm bedeckte sich eine Menge von Garten-, Sumpf- und brachliegendem Lande mit Gebäuden; man baute die Rue Dauphine und den Place Royale; die Vorstädte St. Antoine, Montmartre, St. Martin, St. Denis, St. Honoré fingen an sich zu erheben, und der Faubourg St. Germain bildete ein siebzehntes Stadtviertel. —

      Im Jahre 1604 wurde der Pont-Neuf, dessen Grundstein Heinrich III. im Jahre 1518 gelegt hatte, vollendet im Jahre 1605 fügte man den letzten Stein in das Stadthaus, welches man 1533 unter Franz I. zu bauen angefangen hatte. Von l 614 – 1616 beschäftigte man sich damit, die Brücken und Häuser der Insel St. Louis zu errichten, auf den Pont-neuf wurde die Reiterstatue Heinrich IV. gesetzt, und man legte den Grund zum Palais Luxemburg. Maria von Medicis ließ die Höfe mit Anlagen versehen, welche den Namen die Höfe der Königin erhielten.

      Noch sichtbarer wurde die Vergrößerung von Paris in den Jahren 1624 – 1628. Die neuen