Александр Дюма

Die Fünf und Vierzig


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»setzen wir uns zu Tische.«

      »Befreiet mich von diesem Panzer, ich bitte Euch,« sagte Pertinax zu seinem Lackeien.

      Der Graukopf nahm ihn aus seinen Händen und fragte leiser:

      »Und ich, werde ich nicht auch zu Mittag essen? Laß mir doch etwas geben, Pertinax, ich sterbe vor Hunger.«

      Diese Aufforderung, so seltsam vertraulich sie auch sein mochte, erregte durchaus nicht das Erstaunen desjenigen, an welchen sie gerichtet war.

      »Ich werde thun, was mir möglich ist.« antwortete er, »doch zu größerer Sicherheit seht Euch selbst danach um.«

      »Hm!« machte der Lackei mit verdrießlichem Tone, »das ist durchaus nicht beruhigend.«

      »Habt Ihr denn gar nichts mehr?« fragte Pertinax.

      »Wir haben unsern letzten Thaler in Sens verzehrt.«

      »Nun, so sucht irgend Etwas zu Geld zu machen.«

      Kaum hatte er dies gesprochen, als man aus der Straße und dann aus dir Schwelle des Wirthshauses rufen hörte:

      »Alteisenhändler! wer verkauft Eisen?«

      Bei diesem Rufe lief Madame Fournichon nach der Thüre, während Fournichon majestätisch die ersten Platten auftrug.

      Nach dem Empfang, der ihm zu Theil wurde, war die Küche von Fournichon ausgezeichnet.

      Fournichon, der nicht alle Complimente, die man ihm machte, einernten konnte, wollte seine Frau zur Theilnahme zulassen.

      Er suchte sie mit den Augen, aber vergebens; sie war verschwunden.

      Er rief ihr.

      »Was macht sie denn?« fragte er einen Küchenjungen, als er sah, daß sie nicht kam.

      »Ah! Meister, einen Goldhandel,« antwortete dieser.

      »Sie verkauft all Euer altes Eisen gegen neues Geld.«

      »Ich hoffe, daß von meinem Kriegspanzer und meiner Sturmhaube nicht die Rede ist!« rief Fournichon nach der Thüre stürzend.

      »Nein, nein,« sagte Loignac, »das Kaufen von Waffen ist durch eine Verordnung des Königs verboten.«

      »Gleichviel,« erwiederte Fournichon forteilend.

      Madame Fournichon kehrte triumphirend zurück.

      »Nun, was habt Ihr?« fragte sie, ihren erschrockenen Mann anschauend.

      »Man sagt mir, Ihr verkaufet meine Waffen.«

      »Hernach?«

      »Ich will nicht, daß man sie verkauft.«

      »Bah! da wir Frieden haben, sind zwei neue Casserolen mehr werth, als ein alter Panzer.«

      »Es muß ein armseliger Handel sein, der Handel mit altem Eisen, seit dem Edict des Königs, von dem Herr von Loignac so eben sprach,« sagte Chalabre.

      »Im Gegentheil, mein Herr,« erwiederte Dame Fournichon, »seid langer Zeit führte mich derselbe Händler mit seinen Anerbietungen in Versuchung. Heute konnte ich nicht widerstehen, und ich ergriff die Gelegenheit, die sich mir bot. Zehn Thaler, mein Herr, sind zehn Thaler, und ein alter Panzer bleibt ein alter Panzer.«

      »Wie! zehn Thaler!« rief Chalabre, »Teufel! so viel?«

      Und er wurde nachdenkend.

      »Zehn Thaler,« wiederholte Pertinax indem er einen beredeten Blick auf seinen Lackei warf, »hört Ihr Herr Samuel?«

      Aber Samuel war schon nicht mehr da.

      »Ah! mir scheint, dieser Händler setzt sich der Gefahr aus, gehenkt zu werden,« sagte Herr von Loignac.

      »Oh! es ist ein braver Mann, sehr freundlich und sehr fügsam,« versetzte Madame Fournichon.

      »Aber was macht er mit all dem alten Eisen?«

      »Er verkauft es wieder nach dem Gewicht.«

      »Nach dem Gewicht,« entgegnete Loignac, »und Ihr sagt, er habe Euch zehn Thaler gegeben, wofür?«

      »Für einen alten Panzer und für eine alte Sturmhaube.«

      »Angenommen, sie haben zusammen zwanzig Pfund gewogen, so ist das ein halber Thaler für das Pfund. Parfandious! wie einer von meinen Bekannten sagt, darunter steckt ein Geheimniß.«

      »Oh! daß ich diesen braven Handelsmann in meinem Schlosse hätte,« sagte Chalabre, dessen Augen sich entzündeten, »ich würde dreißig Centner Armschienen, Beinschienen und Panzer an ihn verkaufen.«

      »Wie! Ihr würdet die Rüstungen Eurer Ahnen verkaufen?« sagte Sainte-Maline mit spöttischem Tone.

      »Ah! mein Herr, Ihr hättet Unrecht,« rief Eustache von Miradoux, »das sind heilige Reliquien.«

      »Bah!« versetzte Chalabre, »zu dieser Stunde sind meine Ahnen selbst Reliquien und bedürfen nur noch der Messen.«

      Man erhitzte sich immer mehr bei dem Mittagessen durch den Burgunderwein, dessen Verbrauch die Gewürze von Fournichon beschleunigten.

      Die Stimmen steigerten sich, die Teller klangen, die Gehirne füllten sich mit Dünsten, durch welche jeder Gascogner Alles rosenfarbig sah, … mit Ausnahme von Militor, der an seinen Sturz dachte, und von Carmainges, der an seinen Pagen dachte.

      »Das sind viele lustige Leute,« sagte Loignac seinem Nachbar, der gerade Ernauton war, »und sie wissen nicht warum.«

      »Ich weiß es auch nicht,« erwiederte Carmainges, »allerdings mache ich meines Theils eine Ausnahme, denn ich bin nicht im Mindesten freudig gestimmt.«

      »Ihr habt Eurerseits Unrecht,« sprach Loignac, »denn Ihr seid einer von denjenigen, für welche Paris eine Goldmine, ein Ehrenparadies, eine Welt der Glückseligkeit ist.«

      Ernauton schüttelte den Kopf.

      »Nun, was sagt Ihr?«

      »Spottet meiner nicht, Herr von Loignac,« sprach Ernauton, »Ihr, der Ihr alle Fäden in der Hand zu haben scheint, welche die Mehrzahl von uns in Bewegung setzen, habt wenigstens die Gnade, den Vicomte Ernauton von Carmainges nicht wie einen hölzernen Komödianten zu behandeln.«

      »Ich werde Euch noch ganz andere Gnaden erweisen, Herr Vicomte,« erwiederte Loignac sich höflich verbeugend, »ich habe Euch mit dem ersten Blick unter Allen unterschieden, Euch, dessen Auge sanft und stolz, und jenen andern jungen Mann dort, dessen Auge verdrießlich und düster ist.«

      »Ihr nennt ihn?«

      »Herrn von Sainte-Maline.«

      »Und was ist die Ursache dieser Unterscheidung, wenn Ihr meine Frage nicht für eine zu große Neugierde von meiner Seite anseht?«

      »Weil ich Euch kenne.«

      »Mich,« sagte Ernauton erstaunt, »mich kennt Ihr?«

      »Euch und ihn, … ihn und alle diejenigen, welche hier sind.«

      »Das ist seltsam.«

      »Ja; aber es ist nothwendig.«

      »Warum ist es nothwendig?«

      »Weil ein Anführer seine Soldaten kennen muß.«

      »Und alle diese Leute?«

      »Werden morgen meine Soldaten sein.«

      »Aber ich glaubte, Herr von Épernon…«

      »St! sprecht diesen Namen hier nicht aus oder sprecht vielmehr gar keinen Namen aus; öffnet die Ohren und, schließt den Mund, und da ich Euch jegliche Gnade verhießen habe, so nehmt vorläufig diesen Rath auf Abschlag.«

      »Ich danke, mein Herr.« sagte Ernauton.

      Loignac wischte sich den Schnurrbart ab, stand auf und sprach:

      »Meine Herren, der Zufall führt hier fünf und vierzig Landsleute zusammen, leeren wir ein Glas von diesem spanischen Wein auf die Wohlfahrt aller Anwesenden.«

      Dieser Vorschlag wurde mit wüthendem Beifall aufgenommen.

      »Sie sind