Александр Дюма

Die Fünf und Vierzig


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nein, mein Herr,« rief hastig und erschrocken Madame Fournichon.

      Fournichon hatte theilweise gehört, bei den Worten: Officiere oder Kriegsmänner schlug sein Herz vor Wohlbehagen.

      Er lief herbei.

      »Mein Herrn.« rief er, »Ihr werdet hier Meister, Despot des Hauses sein, und zwar ohne Frage; mein Gott! alle Eure Freunde sind willkommen.«

      »Mein Braver, ich sagte nicht meine Freunde,« erwiederte hochmüthig der Kapitän, »ich sagte meine Landsleute.«

      »Ja, ja, die Landsleute Eurer Herrlichkeit; ich täuschte mich.«

      Dame Fournichon drehte ärgerlich den Rücken; die Liebesrosen hatten sich in Hellebardenbündel verwandelt.

      »Ihr werdet ihnen Abendbrod geben,« fuhr der Kapitän fort.

      »Sehr wohl.«

      »Mit einem Worte Ihr werdet Euch ohne die geringste Frage ganz ihrer Discretion anheimgeben.«

      »Abgemacht.«

      »Hier sind dreißig Livres Angeld.«

      »Der Handel ist abgeschlossen; Eure Landsleute sollen als Könige behandelt werden, und wenn Ihr Euch, den Wein kostend, versichern wollt…«

      »Ich danke, ich trinke nie.«

      Der Kapiteln näherte sich dem Fenster und rief den Hüter der Pferde.

      Meister Fournichon stellte mittlerweile eine Betrachtung an.

      »Gnädigster Herr,« sagte er (seit dem Empfang der so großmüthig zum Voraus bezahlten drei Pistolen nannte Meister Fournichon den Fremden gnädigster Herr): »gnädigster Herr, wie soll ich die Herrn erkennen?«

      »Parfandious! das ist wahr, das habe ich vergessen; gebt mir Wachs, Papier und Licht.«

      Dame Fournichon brachte Alles.

      Der Kapitän drückte auf das siedende Wachs die Gravur eines Ringes, den er an der linken Hand trug.

      »Ihr seht dieses Bild?« sagte er.

      »Meiner Treue, eine schöne Frau.«

      »Ja, es ist eine Cleopatra; nun wohl! jeder von meinen Landsleuten wird Euch einen ähnlichen Abdruck bringen, und Ihr beherbergt den Inhaber eines solchen Abdrucks, das ist abgemacht, nicht wahr?«

      »Wie lange?«

      »Ich weiß es noch nicht; Ihr werdet meine Befehle hierüber erhalten.«

      »Wir werden sie erwarten.«

      Der schöne Kapitän stieg wieder die Treppe hinab, schwang sich in den Sattel und ritt in scharfem Trabe fort.

      In Erwartung seiner Rückkehr sackten die Gatten Fournichon die dreißig Livres Angeld ein… zur großen Freude des Wirthen der unabläßig wiederholte:

      »Kriegsleute! Ah! das Schild hat entschieden nicht Unrecht, durch das Schwert werden wir unser Glück machen.«

      Und er fing an, dem 26sten October entgegenharrend, alle seine Casserolen zu scheuern.

       Achtes Kapitel

      Silhouette von Gascognern

      Wir würden es nicht wagen, zu behaupten, Dame Fournichon sei so discret gewesen, als der Fremde es ihr empfohlen hatte. Uebrigens glaubte sie sich wegen des Vortheils, den er dem Schwerte des kühnen Ritters eingeräumt, ohne Zweifel jeder Verbindlichkeit gegen ihn überhoben; da ihr aber noch mehr zu errathen blieb, als man ihr gesagt hatte, so fing sie, um ihre Vermuthungen auf einer festen Grundlage beruhen zu lassen, damit an, daß sie suchte, wer der unbekannte Cavalier wäre, der seinen Landsleuten so großmüthig Gastfreundschaft bot. Sie verfehlte auch nicht, den ersten Soldaten, den sie vorübergehen sah, nach dem Namen des Kapitäns zu fragen, der die Revue gehalten.

      Ohne Zweifel von verschwiegenerem Charakter, als die Wirthin, fragte der Soldat zuerst, ehe er antwortete, zu welchem Behufe sie diese Frage an ihn richte.

      »Weil er so eben von hier weggeht,« sagte Madame Fournichon, »weil er mit uns geplaudert hat, und weil man auch gern wissen möchte, mit wem man spricht.«

      Der Soldat lachte.

      »Der Kapitän, der die Revue commandirte, wäre nicht in das Schwert des kühnen Ritters eingetreten, Madame Fournichon,« sage er.

      »Und warum?« fragte die Wirthin, »ist er zu vornehmer Herr hierzu?«

      »Vielleicht.«

      »Nun, wenn ich sage, daß er nicht seinetwegen in das Gasthaus zum kühnen Ritter gekommen ist?«

      »Und wessen wegen denn?«

      »Seinen Freunden zu Liebe.«

      »Der Kapitän der die Revue commandirte, würde seine Freude nicht im Schwerte des kühnen Ritters einquartieren, dafür stehe ich.«

      »Pest! Wir nehmt Ihr den Mund so voll, mein braver Mann! Und wie nennt sich denn der Herr, der zu vornehm ist, um seine Freunde im besten Gasthof von Paris einzuquartieren?«

      »Nicht wahr, Ihr sprecht von dem, welcher die Revue commandirte?«

      »Allerdings.«

      »Ei, meine liebe Frau, derjenige, welcher die Revue kommandirte, ist ganz einfach der Herr Herzog Nogaret de la Valette d‘Épernon, Pair von Frankreich, General-Oberster der Infanterie des Königs, und ein wenig mehr König, als Seine Majestät selbst. Nun! was sagt Ihr von diesem?«

      »Daß er mir Ehre erwiesen hat, wenn er es ist, der zu mir gekommen.«

      »Habt Ihr ihn Parfandious sagen hören?«

      »Ei! Ei!« machte Dante Fournichon, welche viele außerordentliche Dinge im Leben gesehen hatte, und der das Wort Parfandious nicht ganz unbekannt war.

      Man kann sich nun denken, mit welcher Ungeduld der 26. Oktober erwartet wurde.

      Am 25. Abends trat ein Mann mit einem ziemlich schweren Sack ein, den er auf den Schenktisch von Fournichon legte.,

      »Das ist der Preis für das auf morgen bestellte Mahl,« sagte er.

      »Zu wie viel den Kopf?« fragten gleichzeitig die beiden Ehegatten.

      »Zu sechs Livres.«

      »Die Landsleute des Kapitäns werden also nur ein einziges Mahl hier einnehmen?«

      »Ein einziges.«

      »Der Kapitän hat also eine Wohnung für sie gefunden?«

      »Es scheint.«

      Trotz der Fragen des Rosenstocks und des Schwertes entfernte sich der Bote, ohne daß er dem einen und dem andern mehr antworten wollte.

      Endlich ging die Sonne über den Küchen des kühnen Ritters auf.

      Es hatte halb ein Uhr bei den Augustinern geschlagen, als vier Reiter vor der Thüre des Gasthauses hielten, vom Pferde stiegen und eintraten.

      Sie waren von der Porte Bussy gekommen und trafen natürlich zuerst ein, einmal weil sie Pferde hatten, und sodann weil das Gasthaus zum Schwerte nur hundert Schritte von der Porte Bussy entfernt lag.

      Einer von ihnen, der, sowohl nach seinem guten Aussehen, als nach seinem Luxus zu schließen, ihr Anführer zu sein schien, kam sogar mit zwei wohl berittenen Lackeien.

      Jeder von ihnen zeigte sein Siegel mit dem Bilde der Cleopatra und wurde von dem Ehepaar mit jeglicher Zuvorkommenheit empfangen, besonders der junge Mann mit den zwei Lackeien.

      Mit Ausnahme des Letzteren erschienen die Ankömmlinge indessen nur schüchtern und mit einer gewissen Befangenheit; man sah, daß sie etwas Ernstes beunruhigte, besonders wenn sie maschinenmäßig die Hand in ihre Tasche steckten.

      Die Einen verlangten, sich zur Ruhe zu legen, die Andern, vor dem Abendbrod die Stadt zu durchlaufen; der junge Mann mit den zwei Lackeien fragte, ob es nichts Neues in Paris zu sehen gebe.

      Sehr empfänglich für die gute Miene des Cavaliers, antwortete Dame Fournichon:

      »Meiner