Александр Дюма

Die Fünf und Vierzig


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ist gut… Ruft meinen Kammerdiener und entfernt Euch.«

      »Sire, das Gemach Eurer Majestät ist bereit und Ihre Majestät die Königin hat nach den Befehlen des Königs fragen lassen.«

      Heinrich spielte den Tauben.

      »Soll man Ihrer Majestät melden, sie möge das Kopfkissen legen?« fragte schüchtern der Huissier.

      »Nein, nein,« erwiederte Heinrich. »Ich habe meine Andachten, ich habe meine Arbeiten, und dann bin ich leidend und werde allein schlafen.«

      Der Huissier verbeugte sich.

      »Hört,« sagte Heinrich ihn zurückrufend, »bringt der Königin diese Confituren aus dem Orient, sie bereiten Schlaf.«

      Und er übergab dem Huissier seine Confectbüchse.

      Der König trat in sein Gemach, das die Bedienten wirklich zubereitet hatten.

      Als Heinrich hier war, warf er einen Blick auf alle die ausgesuchten, umständlichen, kleinlichen Nebendinge und Beigaben jener ausschweifenden Toiletten, die er kurz zuvor noch machte, um der schönste Mann der Christenheit zu sein, da er nicht der größte König derselben sein konnte.

      Aber nichts sprach ihm zu Gunsten dieser Zwangsarbeit, in die er sich sonst so muthig fügte. Alles, was er einst vom Weibe in dieser Hermaphroditen-Organisation hatte, war verschwunden. Heinrich war wie jene alten Coquetten, welche ihren Spiegel gegen ein Meßbuch vertauscht haben; er fühlte beinahe einen Abscheu vor den Dingen, die er einst so sehr geliebt.

      Parfumirte und gesalbte Handschuhe, Masken von feiner Leinwand mit Teigen überstrichen, chemische Combinationen, um die Haare zu kräuseln, den Bart zu schwärzen, die Ohren roth und die Augen glänzend zu machen, dies Alles vernachläßigte er schon seit längerer Zeit.

      »Mein Bett,« sagte er mit einem Seufzer.

      Zwei Diener entkleideten ihn, zogen ihm Unterhosen von schöner friesischer Leinwand an, hoben ihn vorsichtig auf und schoben ihn zwischen seine Leinenlaken.

      »Der Vorleser Seiner Majestät!« rief eine Stimme.

      Denn Heinrich, der Mann der langen und grausamen Schlaflosigkeiten, ließ sich zuweilen durch eine Vorlesung einschläfern, und man bedurfte sogar des Polnischen, um dieses Wunder zu bewirken, während ihm einst, nämlich ursprünglich, das Französische genügte.

      »Nein. Niemand,« sagte Heinrich, »keinen Vorleser, oder er mag in seinem Zimmer für mich Gebete lesen; nur Herrn von Joyeuse, wenn er zurückkommt, führt zu mir.«

      »Aber, wenn er spät kommt, Sire?«

      »Ach! er kommt immer spät nach Hause, doch zu welcher Stunde er auch kommen mag, führt ihn zu mir, hört Ihr?«

      Die Diener löschten die Kerzen aus und zündeten beim Feuer eine Lampe mit Essenzen an, welche blasse und bläuliche Flammen gaben… eine Art von phantasmagorischer Unterhaltung, die der König seit der Rückkehr seiner Grabgedanken besonders liebte; dann verließen sie auf den Fußspitzen das schweigsame Gemach.

      Brav im Angesicht einer wirklichen Gefahr, hatte Heinrich jede Angst, jede Schwäche der Weiber und der Kinder. Er fürchtete die Erscheinungen, es graute ihm vor Gespenstern, und dennoch hegte er das Gefühl, daß er sich weniger langweile, wenn er Furcht habe. In dieser Hinsicht war er jenem Gefangenen ähnlich, der, überdrüssig der Unthätigkeit einer langen Kerkerhaft, denjenigen, weiche ihm ankündigten, er habe die Folter auszustehen, antwortete:

      »Gut, damit werde ich immer einen Augenblick hinbringen.«

      Während er indessen den Reflexen seiner Lampe auf der Wand folgte, während er mit dem Blick die dunkelsten Winkel seines Zimmers sondirte, während er das geringste Geräusch aufzufassen suchte, das den geheimnißvollen Eintritt eines Schattens hätte verkündigen können, verschleierten sich die Augen von Heinrich, der durch das Schauspiel am Tage und durch den Verlauf des Abends ermüdet war, und bald entschlummerte er in dieser Stille und Einsamkeit.

      Doch die Ruhe von Heinrich dauerte nicht lange: untergraben durch das dumpfe Fieber, das in ihm das Leben im Schlafe, wie im Wachen abnutzte, glaubte er Geräusch in seinem Zimmer zu hören und erwachte.

      »Joyeuse, bist Du es?« fragte er.

      Niemand antwortete.

      Die Flammen der blauen Lampe waren schwächer geworden sie sandten nach dem Plafond von geschnitztem Eichenholz nur noch einen bleichen Kreis, der die goldenen Zierrathen grün färbte.

      »Allein, abermals allein,« murmelte der König. »Ah! der Prophet hat Recht: »»Majestät müßte immer seufzen.«« Es wäre besser gewesen wenn er gesagt hätte: Sie seufzt immer.«

      Dann nach einer Pause von einem Augenblick sprach er in Form eines Gebets:

      »Mein Gott, gib mir die Kraft, stets in meinem Leben allein zu sein, wie ich nach meinem Tode allein sein werde.«

      »Ei! ei! allein nach Deinem Tode, das ist nicht sicher,« erwiederte eine scharfe Stimme, welche wie ein metallisches Zusammenstoßen einige Schritte vom Bett klang, »und für was hältst Du die Würmer?«

      Erschrocken setzte sich Heinrich auf und befragte ängstlich jedes Geräthe des Zimmers.

      »Oh! ich kenne diese Stimme,« murmelte er.

      »Das ist ein Glück,« versetzte die Stimme.

      Ein kalter Schweiß floß über die Stirne des Königs und er seufzte:

      »Man sollte glauben, es wäre die Stimme von Chicot.«

      »Du brennst, Heinrich. Du brennst,« antwortete die Stimme.

      Nun erblickte Heinrich, der mit einem Bein aus dem Bette fuhr, in einiger Entfernung vom Kamin in demselben Lehnstuhl, den er eine Stunde zuvor Épernon bezeichnet hatte, einen Kopf, auf den das Feuer einen von jenen rothgelben Reflexen warf, welche allein auf den Gründen von Rembrandt eine Person erleuchten, die man beim ersten Anblick zu bemerken Mühe hat.

      Dieser Reflex stieg auf den Arm des Lehnstuhles herab, worauf der Arm der Person gestützt war, dann auf ihr knochiges, hervorspringendes Knie, und endlich auf die Fußbiege, weiche einen rechten Winkel mit einem nervigen, magern und übermäßig langen Bein bildete.

      »Gott beschütze mich!« rief Heinrich, »es ist der Schatten von Chicot.«

      »Ah! mein armer Henriquet,« sagte die Stimme, »Du bist also immer noch so einfältig?«

      »Was soll das bedeuten?«

      »Die Schatten sprechen nicht, Schwachkopf, denn sie haben keinen Körper und folglich keine Zungen,« erwiederte die im Lehnstuhl sitzende Gestalt.

      »Dann bist Du wirklich Chicot?« rief der König trunken vor Freude.

      »Ich will in dieser Hinsicht nichts entscheiden: wir werden später sehen, was ich bin, wir werden sehen.«

      »Wie, Du bist also nicht todt, mein armer Chicot?«

      »Gut nun schreist Du wie ein Adler; doch, im Gegentheil, ich bin todt, hundertmal todt.«

      »Chicot, mein einziger Freund!«

      »Du hast wenigstens den Vortheil vor mir, daß Du immer dasselbe sagst. Pest! Du hast Dich nicht verändert«

      »Aber, Du, Du,« entgegnete der König traurig, »hast Du Dich verändert?«

      »Ich hoffe wohl.«

      »Chicot, mein Freund,« sagte der König, indem er seine beiden Füße auf den Boden setzte, »sprich, warum hast Du mich verlassen?«

      »Weil ich todt bin.«

      »Aber Du sagtest so eben, Du wärest es nicht.«

      »Und ich wiederhole es.«

      »Was soll dieser Widerspruch heißen?«

      »Dieser Widerspruch soll heißen, daß ich für die Einen todt und für die Andern lebendig bin.«

      »Und was bist Du für mich?«

      »Für Dich bin ich todt.«

      »Warum für mich todt?«

      »Das