Александр Дюма

Die Fünf und Vierzig


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Gascogner, und sind doppelte Gascogner hier.«

      »Gleichviel. Ich habe fünf und vierzig furchtbare Schwerter.«

      »Befehligt von dem sechs und vierzigsten furchtbaren Schwert, das man Épernon nennt.«

      »Ganz richtig.«

      »Und von wem?«

      »Von Loignac.«

      »Puh!«

      »Willst Du nicht etwa Loignac herabwürdigen?«

      »Ich werde mich wohl hüten, er ist mein Vetter im sieben und zwanzigsten Grad.«

      »Ihr seid Alle mit einander verwandt, Ihr Gascogner.»

      »Das ist gerade das Gegentheil von Euch Valois, die es nie sind.«

      »Wirst Du endlich antworten?«

      »Worauf?«

      »Auf meine Fünf und Vierzig.«

      »Damit gedenkst Du Dich zu beschützen?«

      »Ja, bei Gottes Tod! Ja,« rief Heinrich aufgebracht.

      Chicot oder sein Schatten, denn wir sind hierüber nicht besser unterrichtet als der König und müssen unsere Leser im Zweifel lassen – Chicot, sagen wir, schlüpfte in seinen Lehnstuhl, wobei er seine Absätze auf die Randleiste desselben Stuhles stützte, so daß seine Kniee die Spitze eines Winkels bildeten, der höher war, als Kopf.

      »Nun! sprach er, »ich habe mehr Truppen, als Du.«

      »Truppen? Du hast Truppen?«

      »Warum, nicht?«

      »Und was für Truppen?«

      »Du wirst es sehen. Ich habe zuerst die ganze Armee, die sich die Herren von Guise in Lothringen bilden.«

      »Bist Du ein Narr?«

      »Nein, eine wahre Armee, wenigstens sechs tausend Mann.«

      »Doch aus welchem Grunde willst Du, der Du vor Herrn von Mayenne so sehr Angst hast, Dich gerade durch die Soldaten von Herrn von Guise beschützen lassen?«

      »Weil ich todt bin.«

      »Abermals dieser Scherz.«

      »Chicot war es, dem Herr von Mayenne grollte. Ich habe also diesen Tod benützt, um meinen Körper, meinen Namen und meine gesellschaftliche Stellung zu verändern.«

      »Du bist also nicht mehr Chicot?«

      »Nein.«

      »Wer bist Du denn?«

      »Ich bin Robert Briquet, ehemaliger Handelsmann und Liguist.«

      »Du, Liguist, Chicot?«

      »Und ein wüthender! Folge hiervon ist, daß ich, wenn ich nicht zu nahe von Herrn von Mayenne gesehen werde, zu meiner, Briquet‘s eines Mitgliedes der heiligen Union, persönlichen Vertheidigung zuerst die Armee der Lothringer habe, sechs tausend Mann. Behalte wohl die Zahlen.«

      »Gut.«

      »Sodann hundert tausend Mann Pariser.«

      »Vortreffliche Soldaten!«

      »Vortrefflich genug, um Dir sehr lästig zu werden, mein Fürst. Also hundert tausend und sechs tausend macht hundert und sechs tausend. Sodann das Parlament, der Papst, die Spanier, den Herrn Cardinal von Bourbon, die Flamänder, Heinrich von Navarra, den Herzog von Anjou.«

      »Fängst Du an, die Liste zu erschöpfen?« rief Heinrich ungeduldig.

      »Stille doch, es bleiben mir noch drei Sorten von Leuten.«

      »Sprich.«

      »Die Dir sehr abhold sind.«

      »Sprich.«

      »Die Katholiken zuerst.«

      »Ah! ja, weil ich die Hugenotten nur zu drei Vierteln ausgerottet habe.«

      »Sodann die Hugenotten, weil Du sie zu drei Vierteln ausgerottet hast.«

      »Ja – und die dritten?«

      »Was sagst Du zu den Politikern, Heinrich?«

      »Ah! ja, diejenigen, welche weder von mir, noch von meinem Bruder, noch von Herrn von Guise etwas wissen wollen.«

      »Wohl aber von Deinem Schwager von Navarra.«

      »Ja, wenn er abschwört.«

      »Eine schöne Geschichte! nicht wahr, und wie ihn das in Verlegenheit bringt?«

      »Ah! doch die Leute, von denen Du mir da sprichst…«

      »Nun?«

      »Das ist ganz Frankreich.«

      »Richtig. Das sind die Truppen von mir, dem Liguisten. Vorwärts, addire und vergleiche.«

      »Wir scherzen, nicht wahr, Chicot?« sagte Heinrich, der einen gewissen Schauer durch seine Adern laufen fühlte.

      »Es ist die Stunde zum Scherzen, da Du allein gegen die ganze Welt bist, mein armer Henriquet.«

      Heinrich nahm eine würdevolle, ganz königliche Miene an und sprach:

      »Allein bin ich, allein befehle ich aber auch… Du zeigst mir eine Armee, sehr gut… Zeige mir nun einen Anführer. Oh! Du wirst mir Herrn von Guise bezeichnen… Siehst Du nicht, daß ich ihn in Nancy halte?…Herrn von Mayenne… Du gestehst selbst, daß er in Soissons ist… Den Herzog von Anjou?… Du weißt, daß er sich in Brüssel befindet… Den König von Navarra… Er ist in Pau… während ich, ich allein bin, es ist wahr, aber ich bin frei zu Hause und sehe den Feind kommen, wie mitten auf einer Ebene der Jäger sein Wild, Hasen oder Hühner, aus den umliegenden Wäldern hervorkommen sieht.«

      Chicot kratzte sich an der Nase. Der König hielt ihn für besiegt.

      »Was hast Du hierauf zu antworten?« fragte Heinrich.

      »Daß Du immer beredt bist, Heinrich; es bleibt Dir Deine Zunge; das ist in der That mehr als ich glaubte, und ich mache Dir mein aufrichtiges Compliment. Doch ich werde nur Eines in Deiner Rede angreifen.«

      »Was?«

      »Oh! mein Gott, nichts, beinahe nichts, eine rhetorische Figur, ich werde Deine Vergleichung angreifen.«

      »Worin?«

      »Dann, daß Du behauptest, Du seist der Jäger, der das Wild auf dem Anstande erwarte, während ich im Gegentheil sage, Du seist das Wild, das der Jäger bis in seinem Lager umstellt.«

      »Chicot!«

      »Sprich, Mann im Hinterhalt, wen hast Du kommen sehen.«

      »Niemand, bei Gott!«

      »Und es ist dennoch Jemand gekommen!«

      »Einer von denjenigen, welche ich Dir angeführt habe.«

      »Nicht gerade, aber so ungefähr.«

      »Und wer ist gekommen?«

      »Eine Frau.«

      »Meine Schwester Margot?«

      »Nein, die Herzogin von Montpensier.«

      »Sie! in Paris!«

      »Ei! mein Gott, ja.«

      »Nun! und wenn dies wäre, seit wann habe ich Angst vor den Weibern?«

      »Das ist wahr, man muß nur vor den Männern Angst haben. Warte ein wenig. Sie kommt als Vorläufer; sie kommt, um die Ankunft ihres Bruders zu verkündigen.«

      »Ist Ankunft von Herrn von Guise?«

      »Ja.«

      »Und Du glaubst, das bringe mich in Verlegenheit.?«

      »Oh! Dich bringt nichts in Verlegenheit.«

      »Gib mir Tinte und Papier.«

      »Wozu? um den Befehl an Herrn von Guise, in Nancy zu bleiben, zu unterzeichnen?«

      »Ganz richtig. Der Gedanke ist gut, da er Dir zu gleicher Zeit mit mir gekommen ist.«

      »Im Gegentheil, abscheulich.«

      »Warum?«

      »Sobald