Александр Дюма

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4


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sondern auch aus eine ehrenvolle Art verdient werden, und zwar in einer Sache, bei der ich, wie der ganze Adel Frankreichs, interessirt bin.«

      »Sie sind also von Adel, Herr Beausire?« versetzte Nicole hohnlächelnd.

      »Sagen Sie von Beausire, Mademoiselle Legay, von Beausire,« erwiederte er mit Nachdruck, »wie dies constatirt der Geburtsschein Ihres Kindes, abgefaßt in der Saint-Paul-Kirche und unterzeichnet von Ihrem Diener Jean Baptiste Toussaint von Beausire an dem Tage, wo ich ihm meinen Namen gegeben habe.«

      »Da haben Sie ihm ein schönes Geschenk gemacht!« murmelte Nicole.

      »Und mein Vermögen!« fügte Beausire emphatisch bei.

      »Schickt ihm der gute Gott nicht etwas Anderes,« sagte Nicole den Kopf schüttelnd, »so ist der arme Kleine sicher, daß er von Almosen leben und im Spital sterben wird.«

      »Wahrhastig, Mademoiselle Nicole,« versetzte Beausire unwillig, »das ist nicht auszuhalten, Sie sind nie zufrieden.«

      »So halten Sie es doch nicht aus!« rief Nicole, welche endlich ihrem lange unterdrückten Zorne die Zügel schießen ließ. »Ei! guter Gott, wer bittet Sie denn, es auszuhalten? Gott sei Dank! ich bin für meine Person und für die meines Kindes nicht in Verlegenheit, und schon heute Abend kann ich auch anderswo Glück suchen.«

      Nach diesen Worten stand Nicole auf und machte drei Schritte gegen die Thüre.

      Beausire seinerseits machte einen gegen dieselbe Thüre und versperrte sie, beide Arme öffnend.

      »Aber, Böse,« rief er, »wenn man Dir doch sagt, daß dieses Vermögen heute Abend kommt  . . .«

      »Nun?« fragte Nicole.

      »Es kommt heute Abend; wenn man Dir sagt, daß, sollte die Martingabe falsch sein, – was nach meinen Berechnungen unmöglich ist, – fünf Louis d’or verloren wären und nicht mehr.«

      »Es gibt Augenblicke, wo fünf Louis d’or ein Vermögen sind, hören Sie, Herr Verschwender! Sie wissen das nicht, Sie, der Sie Gold so schwer wie dieses Haus verzehrt haben.«

      »Das ist ein Beweis für mein Verdienst, Nicole; habe ich dieses Gold verzehrt, so hatte ich es gewonnen, und wenn ich es gewonnen hatte, so kann ich es abermals gewinnen: übrigens gibt es einen Gott für die gewandten Leute.«

      »Ah! ja, darauf rechne!«

      »Mademoiselle Nicole, sollten Sie zufällig Atheistin sein?«

      Nicole zuckte die Achseln.

      »Sollten Sie aus der Schule von Herrn von Voltaire sein, der die Vorsehung leugnet?«

      »Beausire, Sie sind ein Dummkopf,« sagte Nicole.

      »Man dürste sich, da Sie vom Volke herkommen, nicht wundern, wenn Sie solche Ideen hätten. Ich muß Ihnen bemerken, daß es nicht diejenigen sind, welche meiner gesellschaftlichen Kaste und meiner politischen Meinung angehören.«

      »Herr von Beausire, Sie sind ein Unverschämter,« rief Nicole.

      »Ich glaube, verstehen Sie? ich, ich habe den Glauben; und sagte mir Einer: »»Dein Sohn, Jean Baptiste Toussaint von Beausire, der hinabgegangen ist, um rothen Gerstenzucker für ein Zwei-Sous-Stück zu kaufen, wird, mit einer Börse voll Gold in der Hand herauskommen,«« so würde ich antworten: »»Das kann sein, wenn es der Wille Gottes ist!««

      Hierbei schlug Beausire seine Augen frommgläubig zum Himmel auf.

      »Beausire, Sie sind ein einfältiger Tropf!« sagte Nicole.

      Sie hatte diese Worte noch nicht vollendet, als man aus der Treppe die Stimme des jungen Toussaint hörte.

      »Papa! Mama!« rief er.

      Beausire und Nicole horchten bei dieser geliebten Stimme.

      »Papa! Mama!« wiederholte die Stimme, welche immer näher kam.

      »Was ist geschehen?« rief Nicole, während sie die Thüre mit einer ganz mütterlichen Besorgnis! öffnete.

      »Komm, mein Kind, komm!«

      »Papa! Mama!« fuhr die Stimme fort, immer näher kommend, wie die eines Bauchredners, der sich den Anschein gibt, als öffnete er die Thüre eines Kellers.

      »Ich würde nicht erstaunen,« sagte Beausire, der in dieser Stimme das auffaßte, was sie Freudiges hatte, »ich würde nicht erstaunen, wenn das Wunder sich verwirklichte und der Kleine die Börse gefunden hätte, von der ich so eben sprach.«

      In diesem Augenblick erschien das Kind auf der letzten Stufe der Treppe und stürzte in das Innere; es hielt im Munde sein Stück rothen Gerstenzucker, schloß mit seinem linken Arm einen Sack Zuckerwerk an seine Brust und zeigte in seiner offenen und ausgestreckten rechten Hand einen Louis d’or, der beim Scheine des magern Talglichtes glänzte wie der Stern Aldebaran.

      »Ah! mein Gott! mein Gott!« rief Nicole, welche es der Thüre überließ, sich allein zu schließen. »Was ist Dir denn begegnet, liebes armes Kind?»

      Und sie bedeckte das schmierige Gesicht des jungen Toussaint mit jenen mütterlichen Küssen, welche nichts anekelt, weil sie Alles zu reinigen scheinen.

      »Es ist,« sagte Beausire, indem er sich geschickt des Louis d’or bemächtigte und ihn beim Lichte prüfend betrachtete, »es ist ein ächter Louis d’or, vierundzwanzig Livres werth.«

      Dann kam er zu dem Kinde zurück und fragte:

      »Wo hast Du das gefunden, Bürschchen, damit ich die andern suchen kann?«

      »Ich habe es nicht gefunden,« erwiederte das Kind, »man hat es mir geschenkt.«

      »Wie man hat es Dir geschenkt?« rief die Mutter.

      »Ja, Mama, ein Herr.«

      Nicole war nahe daran, wie Beausire es bei dem Louis d’or gemacht hatte, zu fragen, wo dieser Herr sei.

      Doch klug durch die Erfahrung, denn sie wußte, wie empfindlich Beausire im Punkte der Eifersucht war, wiederholte sie nur:

      »Ein Herr!«

      »Ja, Mütterchen,« antwortete das Kind, während es seinen Gerstenzucker unter seinen Zähnen krachen ließ, »ein Herr!«

      »Ein Herr!« wiederholte Beausire ebenfalls.

      »Ja, Papachen, ein Herr, der beim Spezereihändler eintrat, während ich dort war; er sagte: »»Herr Specereihändler, ist es nicht ein junger Edelmann Namens von Beausire, den Sie in diesem Augenblicke zu bedienen die Ehre haben?««

      Beausire warf sich in die Brust; Nicole zuckte die Achseln.

      »Und was hat der Specereihändler geantwortet, mein Sohn?« fragte Beausire.

      »Er hat geantwortet: »»Ich weiß nicht, ob er Edelmann ist, aber er heißt wirklich Beausire.«« »»Und wohnt er nicht ganz hier in der Nähe?«« fragte der Herr. »»Dort in dem Hause links, im dritten Stocke.«« »Geben Sie diesem Kinde alle Arten von guten Dingen, ich bezahle,«« sagte der Herr. Und zu mir sprach er: »»Hier, Kleiner, da ist ein Louis d’or ’, dafür kaufe Dir andere Bonbons, wenn diese gegessen sind.«« Und er legte mir den Louis d’or in die Hand; der Specereihändler gab mir dieses Paquet auf den Arm, und ich ging sehr zufrieden weg . . .Halt! wo ist denn mein Louis d’or?«

      Und der Knabe, der die Escamotage von Beausire nicht gesehen hatte, fing an auf allen Seiten zu suchen.

      »Kleiner Ungeschickter,« sagte Beausire, »Du wirst ihn verloren haben!«

      »Nein! nein! nein!« rief das Kind.

      Dieser Streit hätte ernster werden können; ohne das Ereigniß, das sogleich folgen wird und demselben ein Ende machen mußte.

      Während das Kind, noch an sich selbst zweifelnd, auf der Erde den Louis d’or suchte, welcher schon im doppelten Boden der Westentasche von Beausire ruhte; während Beausire den Verstand des jungen Toussaint bewunderte, der sich durch die von uns mitgetheilte Erzählung geoffenbart, welche sich vielleicht ein wenig unter unserer Feder verbessert hat; während sich Nicole, die Begeisterung ihres Liebhabers für diese frühreife