Александр Дюма

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4


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d’or für seine Mühe gegeben. Vorwärts, ich verbürge mich für ihn.«« Sobald ich mich für Sie verbürgte, machte der Kutscher keine Schwierigkeit mehr. Ich steckte die Louis d’or, welche herausgefallen waren, wieder in Ihre Tasche; man legte sie sachte in den Wagen, ich setzte mich aus den Bock, wir stiegen bei dieser Schenke ab, und hier sind Sie und beklagen sich, Gott sei Dank! über nichts, als daß Sie Ihr Gesell verlassen hat.«

      »Ich habe von meinem Gesellen gesprochen? Ich habe mich über sein Verlassen beklagt?’ rief Gamain immer mehr erstaunt.

      »Ah! gut, nun erinnert er sich nicht mehr dessen, was er so eben gesagt hat.«

      »Ich?«

      »Wie, haben Sie nicht in diesem Augenblicke gesagt: »»Das ist der Fehler von diesem Burschen, von diesem . . .Ich entsinne mich des Namens, den sie genannt, nicht mehr.«

      »Louis Lecomte.«

      »So ist es  . . .Wie! Sie haben nicht so eben gesagt: »»Das ist der Fehler von diesem Burschen, von diesem Louis Lecomte, der mit mir nach Versailles zurückzukehren versprochen hatte und sich im Augenblick meines Abgangs, ohne Abschied zu nehmen, von mir entfernte.«

      »Das konnte ich allerdings wohl sagen, da es die Wahrheit ist.«

      »Nun also, wenn es die Wahrheit ist, warum leugnen Sie es? Wissen Sie, daß bei einem Anderen als bei mir alle diese Geheimnißkrämereien in der Zeit, in der wir leben, gefährlich wären, mein Lieber?«

      »Ja, doch bei Ihnen,« versetzte Gamain, dem Unbekannten schmeichelnd.

      »Bei mir? Was will das besagen?«

      »Das will besagen, bei einem Freunde.«

      »Ah! ja. Sie bezeigen Ihrem Freunde großes Vertrauen. Sie sagen ihm ja und dann sagen Sie ihm nein; Sie sagen ihm: Das ist wahr, und dann: Das ist nicht wahr. Gerade wie damals hier, bei meinem Ehrenwort! Sie erzählten mir eine Geschichte  . . .man mußte von Pezenas sein, um sie nur einen Augenblick zu glauben.«

      »Welche Geschichte?«

      »Die Geschichte von der geheimen Thüre, welche Sie beschlagen hatten, bei dem vornehmen Herrn, dessen Adresse Sie mir nicht einmal nennen konnten.«

      »Nun! Sie mögen mir diesmal glauben oder nicht glauben, es handelte sich abermals um eine Thüre.«

      »Beim König?«

      »Beim König. Nur, statt um eine Treppenthüre, um die Thüre eines Schrankes.«

      »Und Sie werden mir zu verstehen geben, der König, der sich in die Schlosserei mischt, habe Sie holen lassen, um ihm eine Thüre zu beschlagen? Gehen Sie doch!«

      »Es ist dennoch so. Ah! der arme Mann, er hielt sich freilich für stark genug, um meiner entbehren zu können. Er hatte sein Schloß so angefangen. »»Wozu Gamain? Was mit Gamain machen? Braucht man Gamain?«« Ja, doch man verhaspelt sich in den Barten, und man muß auf diesen armen Gamain zurückkommen!«

      »Dann hat er Sie durch einen vertrauten Kammerdiener holen lassen: durch Hue, durch Durcy oder durch’ Weber?«

      »Ei! gerade darin täuschen Sie sich. Er hatte, um sich von ihm helfen zu lassen, einen Gesellen genommen, der noch weniger verstand als er, und so kam dieser Geselle an einem schönen Morgen zu mir nach Versailles und sagte: »»Vater Gamain, wir wollten ein Schloß machen, der König und ich, ja, gute Nacht! das verdammte Schloß geht nicht!«« »»Was soll ich dabei thun?«« erwiederte ich. »»Sie sollen es in Stand setzen!«« Und da ich ihm entgegnete: »»Das ist nicht wahr; Sie kommen nicht im Auftrage des Königs, Sie wollen mich in eine Falle locken,«« da sprach er: »»Gut! der König hat mir Befehl gegeben, Ihnen fünfundzwanzig Louis d’or zuzustellen, damit Sie nicht zweifeln.«« »»Fünfundzwanzig Louis d’or!«« versetzte ich. »»Wo sind Sie?’« »»Hier.«« Und er gab sie mir.«

      »Das sind also die fünfundzwanzig Louis d’or, die Sie bei sich haben?« fragte der Waffenschmied.

      »Nein, das sind andere, die ersten fünfundzwanzig das war eine Abschlagszahlung.«

      »Teufel! fünfzig Louis d’or, um ein Schloß zu verbessern! Dahinter steckt etwas, Meister Gamain.«

      »Das sagte ich mir auch; um so mehr als der Geselle  . . .«

      »Nun, der Geselle?«

      »Das sieht mir aus wie ein falscher Geselle. Ich hätte ihn ausforschen, ihn über die einzelnen Umstände seiner Reise in Frankreich befragen sollen.«

      »Sie sind aber nicht der Mann, der sich täuscht, wenn er einen Gesellen bei einer Arbeit sieht.«

      »Gewiß nicht . . .Dieser handhabte die Feile und den Meißel ziemlich gut. Ich habe ihn eine eiserne Stange mit einem Schlage durchhauen und eine Platte mit einem Rattenschwanz durcharbeiten sehen, als hätte er es mit einem Bohrer an einer Latte gethan. Bei Allem dem war aber mehr Theorie als Praxis; er hatte nicht sobald seine Arbeit beendigt, als er seine Hände wusch, und er wusch nicht sobald die Hände, als sie weiß wurden. Werden wahre Schlosserhände so weiß? Ah, ja wohl! ich dürfte die meinigen immerhin waschen!« sagte Gamain.

      Und er zeigte mit Stolz seine schwarzen, schwieligen Hände, welche in der That allen Mandelteigen und allen Seifen der Erde zu trotzen schienen.

      »Aber, versetzte der Unbekannte, den Schlosser zu der Sache zurückführend, die ihn am meisten zu interessiren schien, »was haben Sie gethan, als Sie beim König ankamen?«

      »Vor Allem scheint es, daß wir erwartet wurden. Man ließ uns in die Schmiede eintreten. Dort gab mir der König ein Schloß das, bei meiner Treue! nicht schlecht angefangen war, doch es blieb in den Bärten stecken. Ein Schloß mit drei Bärten, sehen Sie, es gibt nicht viele Schlosser, welche im Stande sind, dies zu machen, und Könige noch viel weniger, wie Sie leicht begreifen werden. Ich schaute mir das Ding an und sagte: »»Es ist gut, lassen Sie mich eine Stunde allein, und in einer Stunde wird das gehen wie auf Rädchen,«« Da erwiederte der König: »Wohl, Gamain, mein Freund, Du bist zu Hause; hier sind Feilen, hier sind Schraubstöcke; arbeite, mein Junge, arbeite, wir wollenden Schrank zurichten.« Wonach er mit dem Teufelsgesellen wegging.«

      »Auf der großen Treppe?« fragte nachlässig der Waffenschmied.

      »Nein, aus der kleinen Geheimtreppe, welche in sein Arbeitscabinet führt  . . .Als ich fertig war, sagte ich zu mir: »»Der Schrank ist nur ein Schein; sie haben sich mit einander eingeschlossen, um irgend ein Complot einzufädeln. Ich will sachte hinabgehen; ich öffne die Thüre des Cabinets und so sehe ich ein wenig, was sie thun.««

      »Und was thaten sie?« fragte der Unbekannte.

      »Ah! ja wohl! sie horchten wahrscheinlich. Sie begreifen, ich habe nicht den Tritt eines Tänzers! Ich mochte mich immerhin so leicht als möglich machen, die Treppe krachte unter meinen Füßen, und so hörten sie mich; sie stellten sich, als kämen sie mir und in dem Augenblick, wo ich die Hand an den Knopf der Thüre legen wollte, krach! da öffnete sie sich. Wer war übertölpelt? Gamain.«

      »So wissen Sie also nichts?«

      »Warten Sie doch! »»Ah! Gamain,«« sagte der König, »»Du bist es?«« »»Ja, Sire,«« erwiederte ich; »»ich bin fertig.«« »»Uno wir auch, wir sind auch fertig,«« sprach er; »»komm, ich will Dir nun ein anderes Geschäft geben,«« Und er ließ mich rasch das Cabinet durchschreiten, doch nicht so rasch, daß ich nicht aus einem Tische ausgebreitet eine große Karte sah, die ich für eine Karte von Frankreich halte, in Betracht, daß sie. drei Lilien an einer ihrer Ecken hatte.«

      »Und Sie haben nichts Besonderes an dieser Karte von Frankreich bemerkt?«

      »Doch: drei lange Reihen von Nadeln, welche, vom Mittelpunkte ausgehend, in einiger Entfernung von einander hinliefen und gegen das Ende vorrückten: man hätte glauben sollen, es seien Soldaten, die aus drei verschiedenen Straßen nach der Grenze marschirten.«

      »Wahrhaftig, mein lieber Gamain,« sprach der Unbekannte, als wäre er von Bewunderung hingerissen, »Sie sind von einem Scharfsinn, dem nichts entgeht, ., . Und Sie glauben, statt sich mit Ihrem Schranke zu beschäftigen, haben sich der König und Ihr Geselle mit