Александр Дюма

Die beiden Dianen


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Wette,« antwortete Herr von Boutières, »und Eure Gegenwart hier, mein lieber Graf, macht, daß ich die meinige in diesem Augenblick gewinne.«

      »Ich,« sagte Herr von Langeais, »ich hatte die meinige schon gewonnen.«

      »Und ich,« versetzte der Graf von Sancerre, »ich werde Die meinige sogleich gewinnen, das sollt Ihr sehen.«

      »Und was habt Ihr denn gewettet, meine Herren?« fragte Montgommery.

      »Langeais hatte mit d’Enghien gewettet, der Dauphin wäre diesen Abend nicht im Louvre,« sagte Herr von Boutières. »Wir gehen an Ort und Stelle und erhalten den erforderlichen Beweis, daß d’Enghien verloren hat.«

      »Was Herrn von Boutières betrifft,« sprach der Graf von Sancerre, »so hatte er mit Herrn von Montejan gewettet, Ihr wäret diesen Abend zu Hause, mein lieber Graf, und Ihr seht, daß er gewonnen hat.«

      »Und Du hast auch gewonnen, Sancerre, dafür stehe ich Dir,« versetzte seinerseits Herr von Langeais, »denn im Ganzen bilden die drei Wetten nur eine, und wir hätten mit einander verloren oder gewonnen. Sancerre, Herr von Montgommery, hat hundert Pistolen gegen d’Aussun gewettet, Frau von Poitiers wäre diesen Abend krank.«

      Euer Vater, Gabriel, erbleichte furchtbar.

      »Ihr habt in der That gewonnen, Herr von Sancerre,« sagte er mit erschütterter Stimme, »denn die Frau Großseneschallin ließ mich so eben benachrichtigen, sie könne Niemand empfangen, weil sie plötzlich unpäßlich geworden sei.«

      »Ah!« rief der Graf von Sancerre, »ich sagte es doch! Meine Herren, Ihr werdet's mir gegen d’Aussun bezeugen, daß er mir hundert Pistolen schuldig ist.«

      Und Alle lachten wie die Narren. Doch der Graf von Montgommery blieb ernsthaft.

      »Meine Freunde,« sagte er mit einem etwas bitteren Tone, »wollet Euch nun herbeilassen, mir dieses Räthsel zu erklären.«

      »Meiner Treue! sehr gern,« erwiderte Herr von Boutières, »doch entfernt diese guten Leute.«

      »Wir waren schon an der Thüre, Perrot und ich, doch der Herr Graf gebot uns durch ein Zeichen, zu bleiben, und sprach zu den jungen Edelleuten:

      »Es sind ergebene Freunde, und da ich über nichts zu erröthen habe, so habe ich auch nichts zu verbergen.«

      »Es sei,« erwiderte Herr von Langeais, »das riecht zwar ein wenig nach der Provinz, doch die Sache geht im Ganzen mehr Euch an, als uns, Graf. Ich bin auch sicher, daß sie das große Geheimniß schon wissen, denn es ist in der Stadt im Umlauf und Ihr werdet herkömmlicher Weise der Letzte sein, der es erfährt.«

      »Aber sprecht doch!« rief der Graf von Montgommery.

      »Mein lieber Graf,« sagte Herr von Langeais, »wir werden sprechen, denn es ist uns peinlich, einen Edelmann wie wir und einen galanten Mann, wie Ihr seid, so täuschen sehen zu sollen. Doch wenn wir sprechen, so geschieht es unter der Bedingung, daß Ihr die Offenbarung mit Philosophie, das heißt lachend, hinnehmt, denn ich versichere Euch, dies Alles ist Euren Zorn nicht werth, und überdies wäre Euer Zorn hier zum Voraus entwaffnet.«

      »Ich warte, und wir werden sehen,« erwiderte der gnädige Herr mit kaltem Tone.

      »Lieber Graf,« sprach sodann Herr von Boutières, der jüngste und unbesonnenste der drei Edelleute, »Ihr kennt die Mythologie nicht wahr, Ihr wißt ohne Zweifel die Geschichte von Diana und Endymion? Doch welches Alter glaubt Ihr, daß Endymion zur Zeit seiner Liebschaft mit Diana–Phöbe gehabt habe? Wenn Ihr Euch einbildet, er habe vierzig gezählt, so enttäuscht Euch, mein Theater, denn er zählte noch nicht einmal zwanzig Jahre, und sein Bart war noch nicht gewachsen. Ich weiß das von meinem, Hofmeister, der vollkommen damit vertraut war. Und deshalb ist diesen Abend Endymion nicht im Louvre, deshalb ist Diana Luna untergegangen und unsichtbar, ohne Zweifel wegen des Regens, und deshalb endlich seid Ihr zu Hause, Herr von Montgommery . . . Woraus Folgt, daß mein Hofmeister ein großer Mann ist, und daß wir unsere drei Wetten gewonnen haben. Es lebe die Freude!«

      »Beweise?« fragte kalt der Graf.

      »Beweise!« versetzte Herr von Langeais »Ihr könnt sie selbst holen. Wohnt Ihr nicht zwei Schritte von der Luna?«

      »Das ist richtig. Ich danke!« sprach der Graf.

      Und er stand auf. Die drei Freunde mußten ebenfalls aufstehen, sie waren ziemlich abgekühlt und beinahe erschrocken über das strenge, düstere Wesen von Herrn von Montgommery.

      »Ah! Graf,« sagte Herr von Sancerre, »begeht keine Albernheit, keine Unklugheit, und erinnert Euch, daß es eben so wenig gut ist, sich am jungen Löwen, als am alten Löwen zu reiben.«

      »Seid unbesorgt!« erwiderte der Graf.

      »Ihr grollt uns darum nicht im Mindesten?«

      »Je nachdem,« entgegnete er.

      Dann geleitete er sie zurück, oder er trieb sie vielmehr bis zur Thüre, und als er sich wieder umwandte, sagte er zu Perrot:

      »Meinen Mantel und meinen Degen.«

      Perrot brachte Beides.

      »Ist es wahr. daß Ihr das wußtet, Ihr Leute?« fragte der Graf seinen Degen umschnallend.

      »Ja, gnädiger Herr,« antwortete Perrot mit niedergeschlagenen Augen.

      »Und warum habt Ihr mich nicht davon in Kenntniß gesetzt?«

      »Gnädiger Herr! . . .« stammelte mein Gatte.

      »Es ist richtig; Ihr waret nicht Freunde, sondern nur gute Leute.«

      Dabei klopfte er freundschaftlich auf die Schulter seines Stallmeisters. Er war sehr bleich, sprach jedoch mit einer gewissen feierlichen Ruhe. Er sagte zu Perrot:

      »Ist es schon lange, daß diese Gerüchte im Umlauf sind?«

      »Gnädiger Herr,« erwiderte Perrot, »es sind fünf Monate, daß Ihr Frau Diana von Poitiers liebt, da Eure Heirath auf den Monat November festgestellt worden ist. Und man versichert, der Dauphin habe Diana einen Monat nachdem sie Euer Gesuch entgegengenommen, geliebt; doch man spricht erst seit zwei Monaten davon und es sind keine vierzehn Tage, daß ich es weiß. Die Gerüchte haben erst seit der Vertagung Eurer Heirath Haltbarkeit gewonnen, und man spricht nur insgeheim davon aus Furcht vor seiner Hoheit dem Dauphin. Ich habe gestern einen von den Leuten von Herrn de la Garde geschlagen, weil er so unverschämt war, in meiner Gegenwart darüber zu lachen, und der Baron de la Garde hat es nicht gewagt, mir deshalb einen Verweis zu geben.«

      »Man wird nicht mehr darüber lachen,« sprach der gnädige Herr mit einem Tone, der mich schauern machte.

      Als er fertig war, fuhr er mit der Hand über seine Stirne und sagte zu mir:

      »Aloyse, hole mir Gabriel, ich will ihn umarmen.«

      »Gnädiger Herr Gabriel, Ihr schliefet Euren Cherubimschlaf und Ihr finget an zu weinen, als ich Euch weckte und aufhob. Ich hüllte Euch in eine Decke und brachte Euch so zu Eurem Vater. Er nahm Euch in seine Arme, schaute Euch eine Zeit lang stillschweigend an, als wollte er durch Euren Anblick Ruhe gewinnen, und drückte dann auf Eure schönen, halbgeschlossnen Augen einen Kuß. Eine Thräne rollte zu gleicher Zeit auf Euer rosiges Antlitz, die erste Thräne, die dieser starke, muthige Mann in meiner Gegenwart vergossen hatte. Er übergab Euch sodann wieder mir und sprach:

      »Ich empfehle Dir mein Kind, Aloyse.«

      »Ach! dies ist das letzte Wort, das er an mich gerichtet hat. Es ist in meinem Innern geblieben und ich höre es noch.«

      »Ich will Euch begleiten, gnädiger Herr,« sagte nun mein braver Perrot.

      »Nein, Perrot,« antwortete Herr von Montgommery, »ich muß allein sein, bleibe.«

      »Aber gnädiger Herr . . .«

      »Ich will es,« sagte er.

      Man durfte keine Einwendung machen, wenn er so sprach, und Perrot schwieg.

      »Der Graf nahm unsere Hände und sagte:

      »Gott befohlen! meine guten Freunde; nein! nicht Gott befohlen, auf Wiedersehen!«

      Und