Александр Дюма

Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1


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Erstaunens aus.

      Der Baron, der hinter ihr kam, gab einen Seufzer der Befriedigung von sich.

      Andrée ließ ihre Hände mit einer Miene fallen, welche bezeichnete:

      »Mein Gott! was soll das bedeuten?«

      Die junge Dauphine sah aus einem Winkel ihres Auges diese ganze Pantomime: sie besaß einen Geist, der fähig war, solche Geheimnisse zu begreifen, wenn ihr Herz sie dieselben nicht schon hatte errathen lassen.

      Unter dem Geschlinge von Jasmin, blühendem Geisblatt und Waldreben, deren knotige Stämme tausend dichte Zweige trieben, stand eine ovale Tafel bereit glänzend sowohl durch den Schimmer der Damastleinwand, die sie bedeckte, als auch durch das Geschirr von ciselirtem Vermeil, das wiederum die Leinwand bedeckte.

      Zehn Gedecke erwarteten zehn Gäste.

      Ein ausgesuchter, aber seltsam zusammengesetzter Imbiß fesselte von Anfang an die Blicke der Dauphine.

      Es waren erotische Früchte in Zucker eingemacht, Confituren aus allen Ländern, Zwiebacke aus Alep, Orangen von Malta, Limonen und Cedrats von einer unerhörten Größe, und Alles dies ruhte auf weiten Schalen. Die reichsten Weine der Farbe nach, die edelsten dem Ursprunge nach, funkelten in allen Nuancen von Rubin und Topas in vier bewunderungswürdigen, in Persien geschnittenen und gravirten Caraffen.

      Die Milch, welche die Dauphine verlangt hatte, füllte eine Kanne von Vermeil.

      Die Dauphine schaute umher und erblickte unter ihren Wirthen nur bleiche, bestürzte Gesichter.

      Die Leute vom Gefolge bewunderten und ergötzten sich, ohne zu begreifen, aber auch ohne daß sie zu begreifen suchten.

      »Sie erwarteten mich also, mein Herr?« fragte die Dauphine den Baron von Taverney.

      »Ich, Madame?« stammelte dieser.

      »Allerdings; in zehn Minuten trifft man keine solche Vorbereitungen, und ich bin erst seit zehn Minuten bei Ihnen.«

      Sie vollendete ihren Satz dadurch, daß sie La Brie anschaute, was sagen wollte:

      »Besonders wenn man einen einzigen Bedienten hat.«

      »Madame,« antwortete der Baron, »ich erwartete wirklich Eure Königliche Hoheit, oder vielmehr, ich war von Ihrer Ankunft benachrichtigt.«

      Die Dauphine wandte sich gegen Philipp und fragte:

      »Hatte Ihnen der Herr denn geschrieben?«

      »Nein, Madame.«

      »Niemand wußte, daß ich bei Ihnen anhalten sollte, mein Herr, nicht einmal ich selbst, möchte ich beinahe sagen, denn ich verbarg mir meinen Wunsch, um nicht hier die Beschwerde zu veranlassen, die ich veranlasse, und ich sprach erst in der vergangenen Nacht davon mit Ihrem Herrn Sohn, der noch vor einer Stunde bei mir war und nur einige Minuten vor mir ankommen konnte.«

      »In der That, Madame, kaum eine Viertelstunde.«

      »Dann hat Ihnen dies irgend eine Fee enthüllt, etwa die Pathin des Fräuleins,« fügte die Dauphine bei und schaute lächelnd Andrée an.

      »Madame,« sprach der Baron, der Prinzessin einen Stuhl anbietend, »nicht eine Fee hat mich von diesem Glücke benachrichtigt, sondern  . . .«

      »Sondern?« wiederholte die Prinzessin, als sie den Baron zögern sah.

      »Meiner Treue! ein Zauberer!«

      »Ein Zauberer! wie dies?«

      »Ich weiß es nicht, denn ich mische mich nicht in die Zauberei, aber ihm, Madame, habe ich es zu verdanken, daß ich Eure Königliche Hoheit ziemlich anständig empfangen kann,« sagte der Baron.

      »Dann können wir nichts berühren,« sprach die Dauphine, »da der Imbiß, den wir vor uns haben, das Werk der Hererei ist, und Seine Eminenz beeilte sich zu sehr, diese Straßburger Pastete zu öffnen, von der wir sicherlich nichts essen werden,« fügte sie bei, indem sie sich an den schwarz gekleideten Herrn wandte. »Und Sie, meine liebe Freundin,« sprach sie zu ihrer Hofmeisterin, »mißtrauen Sie diesem Cyperwein und machen Sie es wie ich.«

      Bei diesen Worten goß die Prinzessin aus einer kugelrunden Caraffe mit kurzem Halse Wasser in einen goldenen Becher.

      »In der That,« sprach Andrée mit einem gewissen Schrecken, »in der That, Ihre Hoheit hat vielleicht Recht.«

      Philipp zitterte vor Erstaunen; er wußte nicht, was am Tage vorher vorgefallen war, schaute abwechselnd seinen Vater und seine Schwester an, und suchte aus ihren Blicken zu errathen, was sie selbst nicht erriethen.

      »Das ist gegen die Dogmen, und der Herr Cardinal ist im Begriff zu sündigen,« sagte die Dauphine.

      »Madame,« entgegnete der Prälat, »wir sind zu weltlich, wir Kirchenfürsten, um an den himmlischen Zorn in Beziehung auf Victualien zu glauben, und zu menschlich besonders, um brave Hexenmeister zu verbrennen, die uns mit so guten Dingen füttern.«

      »Scherzen Sie nicht, Monseigneur,« sagte der Baron. »Ich schwöre Eurer Eminenz, daß der Urheber von Allem dem ein wahrer Hexenmeister ist, der mir erst vor einer Stunde die Ankunft Ihrer Königlichen Hoheit und die meines Sohnes prophezeit hat.«

      »Erst vor einer Stunde!« fragte die Dauphine.

      »Ja, höchstens.«

      »Und seit einer Stunde haben Sie Zeit gehabt, diesen Tisch bestellen zu lassen, die vier Welttheile in Contribution zu setzen, um diese Früchte zu vereinigen, diese Weine von Tockai, von Constantia, Cypern und Malaga herbeizuschaffen? In diesem Fall mein Herr sind Sie mehr Hexenmeister, als Ihr Hexenmeister.«

      »Nein Madame, er ist es, und immer er.«

      »Wie! immer er?«

      »Ja, er hat diese Tafel, so wie sie ist, aus der Erde hervorspringen lassen!«

      »Ihr Wort, mein Herr?« fragte die Prinzessin.

      »So wahr ich ein Edelmann bin!« antwortete der Baron.

      »Ah bah!« rief der Cardinal mit dem ernsthaftesten Tone und verließ seinen Teller; »ich glaubte, Sie scherzten.«

      »Nein, Eure Eminenz.«

      »Sie haben einen Zauberer bei sich, einen wahren Zauberer?«

      »Einen wahren Zauberer!  . . . und ich würde nicht staunen, wenn das Gold aus dem dieses Geschirr besteht, von seiner Schöpfung wäre.«

      »Sollte er den Stein der Weisen kennen!« rief der Cardinal, die Augen glänzend vor Begierde.

      »Oh! wie das den Herrn Cardinal entzückt, der ihn sein ganzes Leben gesucht hat, ohne ihn finden zu können,« sprach die Prinzessin.

      »Ich gestehe Eurer Hoheit,« erwiederte die weltliche Eminenz, »daß ich nichts ansprechender finde, als die übernatürlichen Dinge, nichts interessanter, als die unmöglichen Dinge.«

      »Ah! es scheint, ich habe die verwundbare Stelle berührt,« sagte die Dauphine; »jeder große Mann hat seine Geheimnisse, besonders wenn er Diplomat ist. Ich mache Sie darauf aufmerksam, Herr Cardinal, ich bin ebenfalls sehr stark in der Zauberei und errathe zuweilen, wenn nicht unmögliche, wenn nicht übernatürliche, doch wenigstens . . . unglaubliche Dinge.«

      Das war ohne Zweifel ein nur für den Cardinal allein begreifliches Räthsel, denn er zeigte sich sichtbar verlegen. Allerdings hatte sich das so sanfte Auge der Dauphine, während sie mit ihm sprach, von einem jener Blitze entzündet, welche bei ihr einen inneren Sturm ankündigten.

      Es erschien jedoch nur der Blitz allein, nichts donnerte. Die Dauphine bewältigte sich und fuhr fort:

      »Hören Sie, Herr von Taverney, um das Fest vollständig zu machen, zeigen Sie uns Ihren Zauberer. Wo ist er? in welche Schachtel haben Sie ihn gesteckt?«

      »Madame,« antwortete der Baron, »er würde eher mich und mein Haus in eine Schachtel stecken.«

      »In der That, Sie reizen meine Neugierde,« sagte Marie Antoinette, »ich will ihn durchaus sehen.«

      Der Ton, in welchem diese Worte ausgesprochen wurden, ließ, obgleich er den Zauber