Александр Дюма

Ritter von Harmental


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Jahrhunderts, dabei aber der Familie Maine und ganz besonders der Herzogin, für die er, im wahren Sinne des Worts, durchs Feuer gegangen wäre, wahrhaft zugethan.

      Der Abbé Brigaud war der Sohn eines Kaufmanns in Lyon. Sein Vater, welcher große Handelsverbindungen mit dem spanischen Hofe hatte, erhielt den Auftrag, so als ob die Idee dazu in seinem eigenen Kopfe entstanden wäre, jenem Eröffnungen wegen einer Verbindung des jungen Ludwigs XIV. mit der Infantin Maria Theresia von Oestreich zu machen. Wären diese Eröffnungen ungünstig aufgenommen worden, hätten die Minister Frankreichs sie desavouiert; aber sie fanden eine freundliche Aufnahme und die Minister gaben ihre Zustimmung. Die Vermählung fand statt, und da der kleine Brigaud fast zu gleicher Zeit mit dem Dauphin geboren wurde, ward der Monarch ersucht, daß sein Sohn Pathenstelle bei dem Kinde vertrete, welches auch huldreicht bewilligt wurde. Er ward sogar dem Dauphin beigesellt, wählte später den geistlichen Stand und ward Abbé. Er war ein seiner, schlauer, ehrgeiziger Mann; die Versuche, sein Glück zu machen, aber waren, wie es oft den Genies zu gehen pflegt, ihm stets mißlungen. Einige Zeit vor der Epoche, von der wir erzählen, hatte er den Marquis von Pompadour angetroffen, der einen verschwiegenen und geistreichen Mann suchte, um dem Amte eines Secretairs bei der Herzogin von Maine vorzustehen. Brigaud wog die Vortheile und Nachtheile dieses Anerbietens gegen einander ab, und da die ersten ihm vorherrschend schienen, nahm er es an.

      Von diesen vier Männern kannte Harmental persönlich nur den Marquis von Pompadour. Die drei erstgenannten Herren besprachen sich mit einander vor dem Camin, der Abbé Brigaud saß an einem Tisch und ordnete Papiere.

      »Meine Herren,« sprach die Herzogin, nachdem sie eingetreten war, »hier sehen Sie den tapferen Ritter, von dem der Baron Valef gesprochen, und den uns Ihre theure de Launay zugeführt hat, Herr von Malezieux. Wenn sein Name und seine früheren Thaten nicht schon für ihn sprächen, so würde ich mich für ihn verbürgen.

      »So von Ew. Hoheit uns vorgestellt,« entgegnete Malezieux, »soll er uns nicht bloß ein willkommener Gefährte, sondern ein Operhaupt seyn, dem wir mit Freuden folgen werden.«

      »Mein lieber Harmental,« sprach der Marquis von Pampadour, indem er dem jungen Manne die Hand reichte, wir sind von heute an Brüder!«

      »Seyn Sie uns herzlich willkommen, mein Herr,« nahm der Cardinal von Polignac, mit dem ihm eigenthümlichen salbungsreichen Tone, das Wort, der zu der Kälte seines Gesichts so gewaltig contrafirte.

      Der Abbé Brigaud hob den Kopf und neigte ihn mit einer schlangenähnlichen Bewegung gegen den Ritter, den er mit seinen Luchsaugen forschend betrachtete.

      »Meine Herren, entgegnete Harmental, nachdem er die Begrüßungen erwidert hatte, »ich bin ganz und gar ein Neuling in Ihrer Mitte; ich weiß durchaus nicht, was sich hier zuträgt und wozu Sie mich gebrauchen können; mein Wort gab ich zwar erst vor wenigen Augenblicken; meine Anhänglichkeit aber an der Sache, die uns vereinigt, ist schon Jahre alt. Ich bitte Sie also, mir das Vertrauen zu schenken, um welches Ihre Hoheit huldreicht für mich ersucht hat. Alles was ich weiter begehrt, ist, daß Sie mir recht bald Gelegenheit geben, mich dieses Vertrauens würdig zu beweisen.«

      »Wir werden kein Geheimniß für Sie haben, Herr Chevalier,« rief die Herzogin von Maine, »und die gewünschte Gelegenheit soll Ihnen bald werden.«

      »Verzeihung gnädigste Frau,« fiel ihr der Cardinal von Polignac in die Rede, »so rasch wie Ew. Hoheit zu Werke gehen, könnte der Chevalier glauben, daß wir eine Verschwörung beabsichtigten.«

      »Und warum handelt es sich denn sonst, Cardinal?« fragte die Herzogin mit einiger Ungeduld.

      »Es ist,« erwiderte der Cardinal, »hier nur die Rede von einer Berathung, einer geheimen zwar, die aber nichts Furchtbares an sich hat und die uns belehren soll, welche Mittel wir anwenden müssen, dem Mißgeschicke Frankreichs vorzubeugen, und dasselbe über sein wahres Interesse zu unterrichten, indem wir ihm den letzten Willen Ludwigs XIV. in das Gedächtniß zurückrufen.«

      »Ihre Umwege werden mich noch zur Verzweiflung treiben,« rief die Herzogin, indem sie mit ihren kleinen Füßen den Boden stampfte; »Chevalier, fuhr sie alsdann, sich zu Harmental wendend, fort, »Hören Sie Sr. Eminenz nicht an; wäre hier nur die Rede von einer Berathung, das treffliche Gehirn des Herrn Cardinals würde uns allein aus der Noth geholfen haben; aber es handelt sich hier um eine vollständige Verschwörung gegen den Regenten; eine Verschwörung, zu der der König von Spanien, der Cardinal Alberoni, der Herzog von Maine, ich, der Marquis von Pompadour, ja der Herr Cardinal selbst angehören. Der erste Präsident, das halbe Parlament, drei Viertel Frankreichs werden sich mit uns vereinigen. Das also ist’s, warum es sich handelt. Sind Sie jetzt zufrieden, Herr Cardinal? Habe ich klar und deutlich gesprochen, Ihr Herren? Wozu das Zaudern? Ich bin nur ein Weib, verlange weder Schwert noch Dolch, aber man gebe mir einen Nagel und ich will, eine zweite Jabel, mit ihm die Schläfe jenes zweiten Sisarra durchbohren.«

      Herr von Polignac stieß einen tiefen Seufzer aus, Herr von Pompadour lachte, Herr von Malezieux suchte die Herzogin zu beruhigen; der Abbé Brigaud senkte das Haupt und schrieb, so als ob er nichts vernommen habe.

      Harmental seinerseits hätte gern die Fußspitzen der Herzogin geküßt, so hoch schien sie ihm über den vier Männern zu stehen, welche sie umgaben.

      In diesem Augenblick hörte man neuerdings das Rollen eines Wagens, der in den Hof fuhr und vor der Treppe anhielt. Ohne Zweifel war die Person, welche man erwartete, eine Person von großer Wichtigkeit, denn die Anwesenden beobachteten plötzlich das tiefste Schweigen und die Herzogin von Maine eilte selbst, die Thür zu öffnen.

      »Nun?« fragte sie hinaus.

      »Er ist hier,« entgegnete eine Stimme, in welcher Harmental die seiner geheimnißvollen Fledermaus wiedererkannte.

      »Herein, herein, mein Prinz,« rief die Herzogin, »wir erwarten Sie.«

       VI.

      Der Prinz von Cellamare

      Auf diese Einladung erschien ein hochgewachsener hagerer Mann, von ernstem würdevollen Ansehen, den ein Mantel dicht umhüllte, und der mit einem einzigen Blicke. Alles, was sich im Zimmer befand, überflog; der Chevalier von Harmental erkannte in ihm den Gesandten seiner katholischen Majestät, den Prinzen Cellamare.

      »Nun mein Prinz, was giebt es Neues?« fragte die Herzogin.

      »Zuvörderst,« entgegnete der Gesandte, indem er der Herzogin ehrfurchtsvoll die Hand küßte und seinen Mantel auf einen Sessel warf, »möchte ich Ew. Hoheit den Rath geben, sich einen andern Kutscher, anzuschaffen. Wenn Sie denjenigen, der mich hierher brachte, in Dienst behalten, prophezeihe ich Ihnen Unglück; ich glaube, er wird von dem Regenten besoldet, um Ew. Hoheit und Ihren Freunden den Hals zu brechen.«

      Alle Anwesenden brachen in ein lautes Gelächter aus, vor allem aber stimmte der Kutscher selbst mit ein, der hinter dem Prinzen ohne Umstände eingetreten war, jetzt Hut und Mantel auf einen Stuhl neben dem des Gesandten warf, und einen hochgewachsenen Mann von ungefähr 33 Jahren erblicken ließ, dessen untere Hälfte des Gesichts mit schwarzem Taffet bedeckt war.

      »Haben Sie gehört, mein lieber Laval, was der Prinz so eben von Ihnen gesprochen?« fragte die Herzogin.

      »Allerdings!« lachte Laval; die ältesten Barone der Christenheit sind Ihnen also nicht gut genug, um Ihnen als Kutscher zu dienen? Alle Teufel, Sie sind schwer zu befriedigen.«

      »Wie, Sie waren es, mein lieber Graf?« fragte der Prinz, indem er ihm die Hand reichte.

      »Ich war es in der That; die Frau Herzogin hat mich für diese Nacht als Kutscher in Dienst genommen, fiel hielt es für sicherer.«

      »Die Frau Herzogin hat wohl daran gethan, bemerkte der Kardinal von Polignac, »man kann nicht vorsichtig genug zu Werke gehen.«

      Unterdessen hatte sich Laval dem Chevalier von Harmental genähert; »Sie habe ich gleichfalls glücklich hierher gebracht, mein junger Herr,« sprach er, »und das freut mich, denn so jung. Sie sind, haben Sie doch schon tapfer dreingeschlagen, haben Sie gleich nicht, wie ich, die Hälfte des Gesichts dabei eingebüßt.«

      »Sie haben, mein Prinz, Nachrichten von Alberoni empfangen, sagt mir Herr