Александр Дюма

Zwanzig Jahre nachher


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Du willst, La Porte,« antwortete das Kind, »vorausgesetzt,« fügte es bei, »es sei nicht Herr Mancini.«

      Herr Mancini war ein Neffe des Cardinals, den Mazarin als Ehrenknaben zu dem König gebracht hatte und auf welchen Ludwig XIV. einen Theil des Hasses über trug, der ihn gegen seinen Minister erfüllte.

      Und der König entfernte sich, ohne seine Mutter zu umarmen und ohne den Cardinal zu grüßen.

      »Ganz gut,« sprach Mazarin, »ich sehe es gerne, daß man Seine Majestät mit Abscheu vor der Heuchelei erzieht.«

      »Warum dies?« fragte die Königin mit beinahe schüchternem Tone.

      »Es scheint mir, der Abgang des Königs bedarf keiner Commentare; Seine Majestät gibt sich keine Mühe, die geringe Zuneigung zu verbergen, die er für mich hat, was mich indessen nicht abhält, seinem Dienste, so wie dem Eurer Majestät, völlig ergeben zu sein.«

      »Ich bitte Euch für ihn um Vergebung,« erwiderte die Königin. »Es ist ein Kind, das noch nicht alle seine Verpflichtungen gegen Euch wissen kann.«

      Der Cardinal lächelte.

      »Aber,« fuhr die Königin fort, »Ihr seid ohne Zweifel in einer wichtigen Angelegenheit gekommen. Was gibt es?«

      Mazarin setzte sich, oder lehnte sich vielmehr in einen weiten Stuhl zurück und sprach mit einer schwermüthigen Miene:

      »Was es gibt? Alter Wahrscheinlichkeit nach werden wir bald gezwungen sein, uns zu verlassen, wenn Ihr nicht Eure Ergebenheit für mich so weit treiben wollt, mir nach Italien zu folgen?«

      »Und warum dies,« fragte die Königin.

      »Weil, wie es in der Oper Thisbe heißt:

      »Die ganze Welt verschworen ist, zu trennen unsre Liebe.«

      »Ihr scherzt, Herr,« sagte die Königin mit einem Versuche, ihre ehemalige Würde wieder anzunehmen.

      »Ach nein, Madame,« sprach Mazarin, »ich scherze nicht im Geringsten. Glaubt mir, ich würde eher weinen, denn merkt Euch wohl, was ich gesagt habe:

      »Die ganze Welt verschworen ist, zu trennen unsre Liebe.«

      »Da Ihr nun einen Theil dieser ganzen Welt bildet, so will ich Euch sagen, daß Ihr mich auch verlaßt.«

      »Cardinal!«

      »Ei, mein Gott! habe ich Euch nicht eines Tages ganz angenehm dem Herzog von Orleans oder vielmehr dem, was er Euch sagte zulächeln sehen?«

      »Und was sagte er mir?«

      »Er sagte Euch, Madame: »»Euer Mazarin ist der Stein des Anstoßes, er entferne sich und Alles wird gut gehen.««

      »Was sollte ich machen?«

      »Oh! Madame, es scheint mir, Ihr seid die Königin.«

      »Ein schönes Königthum, der Gnade des ersten besten Tintenklecksers vom Palast Royal oder eines elenden Strohjunkers im Reiche preisgegeben!«

      »Ihr seid indessen stark genug, um die Leute von Euch zu entfernen, die Euch mißfallen.«

      »Das heißt, die Euch mißfallen,« antwortete die Königin.

      »Mir?«

      »Allerdings. Wer bat Frau von Chevreuse fortgeschickt, welche zwölf Jahre lang unter der vorhergehenden Regierung verfolgt worden war?«

      »Eine Intrigantin, welche gegen mich die Cabalen fortsetzen wollte, die sie gegen Herrn von Richelieu angefangen hatte.«

      »Wer hat Frau von Hautefort fortgeschickt, diese Frau, welche eine so vollkommene Freundin war, daß sie die Gnade des Königs ausschlug, um in der meinigen zu bleiben?«

      »Eure Heuchlerin, die Euch jeden Abend beim Auskleiden sagte, einen Priester lieben, heiße seine Seele verderben; als ob man Priester wäre, weil man Cardinal ist!«

      »Wer hat Herrn von Beaufort verhaften lassen?«

      »Ein Brausekopf, der von nichts weniger sprach, als von meiner Ermordung.«

      »Ihr seht Wohl, Cardinal,« versetzte die Königin, »daß Eure Feinde auch die meinigen sind.«

      »Das ist nicht genug, Madame. Eure Freunde müssen auch die meinigen sein.«

      »Meine Freundes Herr!« sprach die Königin und schüttelte den Kopf. »Ach, ich habe keine mehr!«

      »Wie, Ihr habt keine Freunde mehr im Glück, während Ihr viele im Unglück hattet?«

      »Weil ich im Glück diese Freunde vergaß, mein Herr, weil ich es gemacht habe, wie die Königin Maria von Medicis, die, aus ihrer ersten Verbannung zurückgekehrt, alle diejenigen mit Verachtung behandelte, welche für sie gelitten hatten, und die zum zweiten Male gerichtet, von aller Welt und sogar von ihrem Sohne verlassen, denn alle Welt verachtete sie jetzt, in Köln starb.«

      »Bedenkt,« sprach Mazarin, »wäre es nicht mehr Zeit, das Uebel gut zu machen? Sucht unter Euren Freunden, unter Euren ältesten Freunden.«

      »Was wollt Ihr damit sagen, Herr?«

      »Nichts Anderes, als was ich sage, sucht.«

      »Acht ich mag immerhin um mich her schauen, ich habe auf Niemand mehr Einfluß. Monsieur wird wie immer von seinem Günstling geleitet; gestern war es Choisy, heute ist es la Rivièce, morgen wird es ein Anderer sein. Der Herr Prinz wird von Frau von Longueville geleitet, welche ihrerseits den Willen des Prinzen von Marsillac, ihres Liebhabers, thut. Herr von Conti wird von dem Coadjutor geleitet, der sich von Frau von Guèmenéelenken läßt.«

      »Ich sage Euch auch nicht, Madame, Ihr solltet Euch unter Euren Freunden von heute umschauen, sondern unter Euren ehemaligen Freunden.«

      »Unter meinen ehemaligen Freunden?« fragte die Königin.

      »Ja, unter Euren ehemaligen Freunden, unter denjenigen, welche Euch gegen den Herrn Herzog von Richelieu kämpfen und ihn sogar besiegen halfen.«

      »Wo- will er hinaus?« murmelte die Königin und schaute den Cardinal unruhig an.

      »Ja,« fuhr dieser fort, »unter gewissen Umständen; mit dem mächtigen, feinen Geiste, der Eure Majestät charakterisirt, mußtet Ihr mit Hilfe Eurer Freunde die Angriffe diesen Gegnern zurückzuschlagen.«

      »Ich?« sagte die Königin, »ich habe nur gelitten.«

      »Ja,« sprach Mazarin, »wie die Frauen leiden, indem sie sich nähen. Kommen wir zur Sache. Kennt Ihr Herrn von Rochefort?«

      »Herr von Rochefort gehört nicht zu meinen Freunden,« antwortete die Königin, »sondern im Gegentheil zu meinen erbittertsten Feinden. Er war einer der treuesten Diener des Cardinals. Ich glaubte Ihr müßtet es.«

      »Ich weiß es so gut,« antwortete Mazarin, »daß wir ihn in die Bastille setzen ließen.«

      »Ist er herausgekommen?« fragte die Königin.

      »Nein, beruhigt Euch, er ist immer noch daselbst; aber ich spreche nur von ihm, um auf einen Andern zu kommen. Kennt Ihr Herrn d’Artagnan?« fuhr Mazarin der Königin in das Gesicht schauend, fort.

      Anna von Oesterreich empfing den Stoß mitten im Herzen.

      »Sollte der Gascogner geschwatzt haben?« murmelte sie. Dann fügte sie laut bei:

      »D’Artagnan? wartet doch. Ja gewiß, dieser Name ist mir bekannt; d’Artagnan, ein Musketier, welcher eine von meinen Frauen liebte. Armes kleines Geschöpf, das meinetwegen an Gift starb.«

      »Ist dies Alles?« fragte Mazarin.

      Die Königin schaute den Cardinal erstaunt an.

      »Aber, mein Herr,« sagte sie, »es scheint mir, Ihr unterwerft mich einem Verhör.«

      »Bei dem Ihr jedenfalls,« erwiderte Mazarin mit seinem ewigen Lächeln und seinem stets süßen Tone, »nur nach Eurer Phantasie antwortet.«

      »Drückt Euren Wunsch klar aus, mein Herr, und ich werde ebenso antworten,« sagte die Königin, welche ungeduldig zu werden anfing.

      »Wohl,