Иван Тургенев

Zwei Freunde


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haben könnten.

      – Aber es handelt sich ja hier nicht um Nutzen. – begann Boris Andrejitsch.

      – Nein, entschuldigen Sie, – unterbrach ihn Peter Wassiljewitsch, indem er sich ganz unerwartet ereiferte – es ist wahrlich ganz wunderbar, wie heutzutage die jungen Leute vor dem Ehestande zurückschrecken. Ich kann es mir gar nicht erklären! Sie, Boris Andrejitsch, Sie sollten daraus nicht achten, daß ich selbst unverheirathet bin. Ich habe vielleicht auch heirathen wollen und mich auch beworben aber, es wurde mir eine Nase gedreht.

      Bei diesen Worten spreizte Peter Wassiljewitsch die Finger seiner rechten Hand auseinander und bewegte den Daumen gegen die Nase.

      – Aber mit Ihren Vorzügen – wie sollte man damit nicht heirathen?

      Boris Andrejitsch sah ihn nachdenkend an.

      – Ist es etwa ein Glück, Junggeselle zu sein? – fuhr Peter Wassiljewitsch fort. Wahrhaftig, die heutige Jugend kommt mir ganz sonderbar vor.

      Und Peter Wassiljewitsch klopfte mit Verdruß seine Pfeife aus, indem er mit dem Kopf gegen den Arm des Sessels schlug und dann mit Eifer durch das Rohr blies.

      – Aber wer hat Ihnen denn eigentlich gesagt, Peter Wassiljewitsch, daß ich nicht die Absicht hätte, zu heirathen? – bemerkte zögernd Boris Andrejitsch.

      Peter Wassiljewitsch hatte soeben in seinen aus carmoisinrothem Sammet genähten, mit Flimmern verzierten Tabaksbeutel die Finger gesteckt – bei diesen Worten hielt er bewegungslos inne.

      – Ja wohl! – sagte Boris Andrejitsch fortfahrend – ich bin bereit zu heirathen. Schaffen Sie mir eine Braut, und ich heirathe.

      – Sie meinen es ernst?

      – Ganz ernst!

      – Aber wirklich, allen Scherz bei Seite! – Auf Ehre . . . im Ernst?

      – Sie sind aber ein eigenthümlicher Mensch, Peter Wassiljewitsch! Nun gut! Auf Ehre – ich spaße nicht!

      Peter Wassiljewitsch stopfte seine Pfeife zu Ende.

      – Denken Sie an Ihr Versprechen, Boris Andrejitsch! Für eine Braut wird schon gesorgt sein.

      – Gut! – erwiederte Boris Andrejitsch – Aber sagen Sie mir, weshalb wollen Sie mich denn eigentlich verheirathen?

      – Deshalb, weil Sie, wie ich sehe, nicht dazu gemacht sind, Ihr Leben beschäftigungs- und zwecklos dahinzubringen.

      Boris Andrejitsch lächelte.

      – Es schien mir bisher, daß ich im Gegentheil in dieser Beziehung ein Meister sei.

      – Sie haben mich nicht recht verstanden – antwortete Peter Wassiljewitsch, und gab dem Gespräche eine andere Wandung.

      Zwei bis drei Tage später erschien Peter Wassiljewitsch bei seinem Nachbar, nicht in seinem gewöhnlichen Sackpaletot, sondern im schwarzblauen Rock mit hoher Taille, ganz kleinen Knöpfen und langen Aermeln. Sein Schnurrbart war von der Bartwichse steif und schwarz; das Haar, von der Stirn in Form zweier Würstchen steil aufgewickelt, glänzte grell von Pomade. Ein großes seidenes Halstuch schnürte seinen Hals fest zusammen und verlieh dem ganzen oberen Theile seines Körpers eine feierliche Steifheit und ein festliches Aussehen.

      – Ader was soll denn diese Toilette bedeuten? – fragte Boris Andrejitsch.

      – Diese Toilette hat die Bedeutung – antwortete Peter Wassiljewitsch, wobei er sich langsam und nicht mit der sonst gewohnten Ungezwungenheit auf einen Stuhl niederließ – daß Sie den Befehl ertheilen sollen, vorzufahren. Wir fahren.

      – Wohin denn?

      – Zur Braut.

      – Zu welcher Braut?

      – Sie scheinen unser Gespräch von letzthin vergessen zu haben?

      Boris Andrejitsch lachte auf; im Innern aber fühlte er sich beklommen.

      – Aber, Peter Wassiljewitsch, es war ja nur Spaß!

      – Spaß? Wie vermochten Sie aber damals zu schwören, daß sie nicht spaßen? Nein, Baris Andrejitsch, nehmen Sie mir es nicht übel, aber Ihr Wort müssen Sie halten. Ich habe schon die nöthigen Anstalten getroffen.

      Boris Andrejitsch wurde immer stutziger.

      – Was sollen denn das für Anstalten sein? fragte er.

      – O, seien Sie nur ruhig . . . Was denken Sie denn von mir! Ich habe blos eine unserer Nachbarinnen, eine höchst liebenswürdige Persönlichkeit, benachrichtigt, daß wir die Absicht hätten, ihr heute unsere Aufwartung zu machen.

      – Wer ist diese Nachbarin?

      – Sie werden es schon erfahren – nur keine Eile! Kleiden Sie sich zunächst an, und geben sie den Befehl zum Anspannen.

      Boris Andrejitsch sah sich unentschlossen um.

      – Aber, Peter Wassiljewitsch, wozu dies Alles? Sehen Sie nur, was für ein Wetter heute ist!

      – Das Wetter macht nichts. Es ist immer so.

      – Haben wir weit zu fahren?

      – Gegen fünfzehn Weist im Ganzen.

      Boris Andrejitsch schwieg ein wenig.

      – Wollen wir nicht wenigstens erst frühstücken?

      – Frühstücken! – Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Wissen Sie was. Boris Andrejitsch? Sie beschäftigen sich mit Ihrer Toilette, und ich werde inzwischen das Nöthige bestellen – ein Schnäpschen und etwas Caviar. Es dauert in nicht lange; und bei unserer Wittwe werden wir uns schon satt essen. Seien Sie nur unbesorgt!

      – Ist sie denn Wittwe? – fragte Boris Andrejitsch, nochmals sich umwendend, nachdem er sich bereits seinem Cabinet genähert hatte.

      Peter Wassiljewitsch schüttelte mit dem Kopfe.

      – Sie werden schon sehen! Sie werden schon sehen! Boris Andrejitsch entfernte sich und schloß die Thür hinter sich ab, während Peter Wassiljewitsch im Zimmer zurückblieb und Wagen und Frühstück bestellte.

      Boris Andrejitsch war lange mit seinem Ankleiden beschäftigt. Peter Wassiljewitsch hatte schon, ein finsteres Gesicht machend, das zweite Glas zu sich genommen, als endlich Boris Andrejitsch wieder auf der Schwelle seines Cabinets erschien. Er hatte viel Sorgfalt aus seine Toilette verwendet. Er trug einen modisch zugeschnittenen bequemen, schwarzen Rock, dessen mattes Dunkel von den hellgrauen Beinkleidern angenehm abstach. Dazu gesellten sich ein schmales, schwarzes Halstuch und eine zierliche, dunkelblaue Weste. Eine goldene Kette, mit dem Haken in das letzte Knopfloch befestigt, verlor sich bescheiden in dem Seitentäschchen. Die feinen Stiefel knarrten mit Noblesse. Bei seinem Erscheinen verbreitete sich ein Duft von Eß-Bouquet und der Geruch nach frischer Wäsche. Peter Wassiljewitsch vermochte nur noch ein »ah!« hervorzustoßen und griff dann sofort nach seiner Mütze.

      Boris Andrejitsch zog aus seine Linke einen Glaciéhandschuh, nachdem er ihn zuerst behaucht hatte; dann schenkte er sich mit derselben, leicht zitternden Hand ein Gläschen voll und setzte es an den Mund, griff endlich ebenfalls zum Hut und begab sich mit Peter Wassiljewitsch in das Vorzimmer.

      – Ich thue es nur Ihnen zulieb, sagte Boris Andrejitsch, in den Wagen steigend.

      – Geben wir zu, es wäre mir zulieb! – antwortete Peter Wassiljewitsch, auf den augenscheinlich die elegante Ausstattung seines Freundes einen bedeutenden Eindruck gemacht hatte. – Wer weiß – vielleicht werden Sie mir später dankbar sein.

      Er erklärte nun dem Kutscher, wohin er zu fahren habe. Der Wagen rollte davon.

      – Wir begeben und zu Sofia Kirillowna Sadnjeprowskaja, – sagte endlich Peter Wassiljewitsch nach einer längeren Pause, während welcher unsere beiden Freunde unbeweglich wie Steinsäulen nebeneinander gesessen hatten. – Haben Sie schon von ihr gehört?

      – Ich glaube, – ja – erwiederte Boris Andrejitsch – Ist es etwa die welche Sie für mich erwählt haben?

      – Und weshalb denn auch nicht? Sie ist eine Frau von ausgezeichnetem