nachdem er den Militärdienst verlassen hatte, Weinhändler gewesen, davon stand kein Wort darin. —
Eines Tages begegnete mir Frank und führte mich bei seiner zukünftigen Frau ein. Unterwegs fragte er mich, ob ich ihn nicht für einen sehr glücklichen Menschen halte. Ich bejahte die Frage natürlich und bestätigte dieselbe noch mehr, nachdem ich das bildhübsche junge Mädchen gesehen hatte. Ihre Wangen waren rosenrot, ihre Lippen frisch, kurz, sie war sehr hübsch! Jetzt hat sie eine ziemlich große Familie, ihre Wangen sind fetter geworden, ihr Teint dunkler, seit jener Zeit, das versteht sich von selbst! —
Die Hochzeit fand an einem Mittwoch statt. Ich erinnere mich noch sehr deutlich an das Jahr und den Monat. Am Montage zuvor saß ich des Morgens früh in meinem Arbeitszimmer, als Mister Frank, bleich wie der Tod, zu mir ins Zimmer stürzte und sagte, dass er unverzüglich meiner Dienste bedürfe.
»Es ist dies also ein Geschäftsbesuch, Mister Frank?« fragte ich. »Ja oder nein, Mister?« fragte ich und nahm mein Federmesser zur Hand und spielte mit demselben.
»Ja, mein Lieber,« antwortete er, »ich bedarf Deiner Freundschaft jetzt in einer geschäftlichen Angelegenheit.«
»Nun, sage mir doch in kurzen Worten, was Du eigentlich von mir willst?« drängte ich ihn. »Wenn Du Dich übrigens am Mittwoch verheiraten willst, so begreife ich nicht recht, wo Du jetzt so viel überflüssige Zeit her nimmst,« setzte ich noch hinzu. Er nickte mir stumm zu, und ich stach ihn ein wenig mit dem Messer, um ihn von seiner Sentimentalität aufzurütteln.
»So höre denn,« sagte er. »Meine Braut hat mir Etwas aus dem Leben ihres Vaters anvertraut; weil sie vor ihrem künftigen Mann kein Geheimnis haben will.« Dann schwieg Frank wieder, und ich fing wieder an, ihn mit meinem Federmesser zum Fortfahren zu ermuntern.
»Meine Braut,« sagte Frank, »behauptet, ihres Vaters Unglück hat mit dem Austritt aus der Armee begonnen; denn er hatte keine Geschäftskenntnisse, sein Buchhalter betrog ihn, und gleich vom Anfange an ging das Geschäft rückwärts.«
»Wie hieß der Buchhalter?« fragte ich. – »Davager,« lautete die Antwort, die ich gleich notierte – »Das Geschäft ging immer schlechter; Entehrung und Bankrott standen vor der Tür, und in diesen verzweiflungsvollen Verhältnissen —« Mister Frank zögerte.
Das Gesetz hat zwei Hilfsmittel die Zögernden zum Sprechen zu bewegen, den Schreck und den Scherz, ich wendete hier den letzteren an.
»Ah,« sagte ich, »ich weiß, was der Mann tat! Er sollte irgend Etwas unterschreiben, und – wie es uns in zerstreuten Tagen ergeht – er schrieb einen andern Namen als den seinigen unter irgend ein geschäftliches Etwas!«
»Ja,« sagte Frank, »es war ein Wechsel. Sein bedeutendster Gläubiger wollte warten, bis er das Geld austreiben würde, natürlich vergrößerte sich die Schuldsumme enorm dadurch.«
»Die Fälschung wurde also entdeckt?« fragte ich einen Gedankensprung machend.
»Noch bevor der Wechsel in den Verkehr gelangte; er hatte in seiner Unschuld einen ganz verkehrten Weg zur Fälschung eingeschlagen
»Die Person, deren Namen er unterschrieben hatte, war intim befreundet mit ihm und seiner Frau, dabei sehr reich und gut, außerdem hatte sie auch großen Einfluss auf den Hauptgläubiger und wendete denselben auch an. Diese Person hatte eine ganz besondere Neigung zu der Frau meines Schwiegervaters.« – »Aber komme doch nur zur Sache! Was tat er denn in der Geschäftsangelegenheit?«
»Er steckte den falschen Wechsel ins Feuer und stellte einen richtigen auf seinen Namen aus – und dann – so erzählt meine teure Braut – waren Alle recht glücklich.«
»Nun,« entgegnete ich in meinem Geschäftston, »dümmer kann Keiner handeln! Und der Vater? Was geschah denn nun nachdem?«
»Er war krank,« fuhr Frank fort, »aber er sammelte seine Kräfte und schrieb noch denselben Tag einen dank-vollen Brief an den Mann und versprach ihm, dass er Alles verkaufen wolle, um ihm sein Geld zurück zu geben. Er verkaufte auch seine ganze Habe, von den Familiengemälden angefangen, bis auf den letzten Stuhl im Zimmer. Aber es war vergeblich, denn es war schon zu spät. Das Verbrechen, ausgeübt in jenem bedrängten Augenblick, verfolgte ihn täglich, stündlich, wie ein böser Geist; er glaubte für immer die Achtung seiner Frau und Tochter verloren zu haben, und —
»Starb,« ergänzte ich und stach wieder mit meinem Federmesser zu. »Lass uns noch einmal auf den Brief zurückkommen, den er damals im Gefühle der Dankbarkeit geschrieben hat. Weißt Du nicht, Frank, ob der Brief auch des Betruges erwähnte?«
»Ja,« antwortete Frank, »wir konnte er von seiner Dankbarkeit reden, ohne die Ursache zu erwähnen?«
»Sehr gut! wenn er Jurist gewesen wäre,« sagte ich. »Aber ich errate jetzt; Jener Brief wurde gestohlen und zwar von dem betrügerischen Buchhalter, Mister Davager!«
»Richtig, so ist es!« rief Frank verwundert aus, »das ist es nun, was ich Dir mitteilen wollte.«
»Wie setzte er Euch denn von seinem Diebstahl in Kenntnis?« fragte ich.
»Oh, in meiner Gegenwart wagte er es nicht,« fuhr Frank fort, »aber als meine Braut heute allein ausging, nahte er sich ihr und sagte, dass er ihr eine Mitteilung aus früheren Tagen zu machen habe und zeigte ihr dann den unglückseligen Brief von der Hand ihres Vaters und übergab ihr einen zweiten an mich gerichteten; dann verbeugte er sich, ging davon und ließ das arme Mädchen, halb tot vor Schreck, allein. O, wäre ich nur dabei gewesen,« rief Frank, seine Fäuste, ballend, »ich hätte ihn getötet!« «
»Es ist das größte Glück, dass Du nicht dabei gewesen bist,« erwiderte ich. »Hast Du den andern Brief?«
Er händigte ihn mir ein; derselbe war so humoristisch und kurz, dass ich ihn nicht vergessen habe.
Er lautete:
ich habe eine außerordentlich merkwürdige Handschrift zu verkaufen. Der Preis ist eine 500 Pfund Note. Die junge Dame, welche Sie am Mittwoch heiraten wollen, wird Ihnen Näheres über den Wert des Briefes mitteilen Sollten Sie den Brief nicht kaufen wollen, so werde ich eine Kopie desselben der hiesigen Zeitung zum Druck übergeben und werde diese Merkwürdigkeit, am Dienstag Nachmittag, Ihrem Herr Vater übersenden. Da ich in Familienangelegenheiten kam, so habe ich meine Wohnung im Hotel Gatliffe Arm.
Ihr gehorsamer Diener
»Das ist ein geschickter Kerl,« sagte ich und legte den Brief in eine besondere Schublade.
»Geschickt?« rief Frank aus. »Ein Betrüger ist er und zwar vom Kopf bis zur Zehe! Ich hätte die Angelegenheit selbst geordnet, aber mein Mädchen bat mich, dass ich sie zuvor mit Dir überlege.«
»Das war gut,« sagte ich, »aber glaubst Du, dass Dein Vater, wenn er diesen gestohlenen Brief erhält, Deine Heirat rückgängig machen wird?«
»Ach,« entgegnete Frank, »was mein Vater tun würde, daran habe ich noch gar nicht gedacht; aber das gute, ehrliche, großmütige Mädchen will mich durchaus meines Versprechens entbinden, wenn der Vater auch nichts einwendet, sie will lieber sterben als heiraten, wenn der Brief in der Zeitung erscheint.« Dabei fing Frank an zu weinen, und ich stach ihn so heftig mit meinem Messerchen, dass er aufhörte. Ich stellte dann die zwei Fragen an ihn: »Weiß das junge Mädchen vielleicht, ob dieser höllische Brief das einzige Schreiben aus jener trüben Zeit ist? Und zweitens, bist Du geneigt, Mister Davager die verlangte Summe zu bewilligen?«
»Ja,« sagte Frank, »ich will ihm das Geld geben.« Der junge Mann fragte eben nicht viel nach dem Wert des Geldes.
»Frank,« sagte ich, »Du kamst hier her um meine Hilfe zu beanspruchen, und bist doch schon entschieden zu tun, was Dir beliebt? Ich mache Dir also folgenden Vorschlag; ich gehe hin und suche von Mister Davager den Brief zu Erlisten, gelingt es mir nicht, so gib ihm morgen Nachmittag das verlangte Geld, mir aber bist Du dann nichts schuldig; erlange ich aber den Brief, so gibst Du mir das Geld.
Bist Du damit einverstanden?«
»Höre doch mit dieser Frage auf, Herzensjunge,« schrie Frank laut aus.
»Ich