es uns allen zusammen im Kopfe sauste —«
»Wissen Sie, ich würde mich an Ihrer Stelle wirklich nicht durch mein gutes Herz so aufregen lassen,« gab ihm der Advokat besorgt zu verstehen. »Wir wollen noch einmal an den Brunnen gehen.«
»Nicht nöthig! nicht nöthig! Alles in Ordnung, Mr. Bintrey – und wie wir alle zusammen eine liebevolle Familie ausmachen wollen. Sehen Sie, Mr. Bintrey, ich bin in meiner Kindheit nicht gewohnt gewesen, für mich allein zu sein, wie es Manche mehr oder weniger in ihrer Kindheit gewohnt sind. Später bin ich ganz in meine liebe verstorbene Mutter aufgegangen. Nachdem ich sie verloren habe, kommt es mir vor, als ob ich vielmehr dazu geschaffen wäre, ein Theil von einem Ganzen zu sein, als ein Ganzes für mich allein. Ersteres zu werden und meine Pflicht zu thun an allen denen, die von mir abhängen, meine Untergebenen an mich zu fesseln, hat etwas Patriarchalisches und Verlockendes für mich. Ich weiß nicht, wie es Ihnen erscheinen mag, Mr. Bintrey, aber mir erscheint es so.«
»Nicht ich, sondern Sie haben zu bestimmen in diesem Falle,« erwiderte Bintrey, »folglich ist es von wenig Belang, wie es mir erscheint.«
»Mir erscheint es,« sagte Mr. Wilding in vollem Eifer, »hoffnungsvoll, nützlich und genußreich.«
»Wissen Sie,« gab ihm der Advokat wieder zu verstehen, ich würde mich in Ihrer Stelle wirklich —«
»Ich höre schon auf. Dann haben wir Händel.«
»Wir haben wen?« fragte Bintrey.
»Händel, Mozart, Haydn, Kent, Purcell, Doctor Arne, Greene, Mendelssohn. Ich kenne die Chöre der geistlichen Musikwerke auswendig, die ganze Sammlung der Findelhauskapelle. Warum sollten wir sie nicht zusammen aufführen können?«
»Wer soll sie aufführen?« fragte der Advokat gespannt.«
»Der Arbeitgeber und seine Arbeiter.«
»So, so!« erwiderte Bintrey besänftigt. Es sah aus, als habe er die Antwort erwartet, der Geschäftsführer und sein Client. »Das ist etwas anderes.«
»Durchaus nichts anderes, Mr. Bintrey. Es ist ganz dasselbe. Ein Glied der Kette, die uns mit einander verbindet.« Wir wollen in irgend einer stillen Kirche, die Corner nahe liegt, den Chor bilden und wenn wir Sonntags mit Wohlbehagen gesungen haben, nach Hause gehen und zu zeitiger Stunde mit Wohlbehagen unser Mittagbrod einnehmen. Es liegt mir sehr am Herzen diesen Plan unverzüglich ins Werk zu richten, so daß mein neuer Compagnon bei seiner Ankunft die Sache schon im besten Gange findet.«
»Ich wünsche ihr alles Gute! möge sie gedeihen!« rief Bintrey, sich erhebend, aus. »Soll Joey Ladle auch mitwirken bei Händel, Mozart, Haydn, Kent, Purcell, Doktor Arno, Greene und Mendelssohn?«
Ich hoffe.«
»Ich wünsche den Musikern, daß sie sämtlich mit heiler Haut davonkommen mögen!« erwiderte Bintrey aus vollem Herzen. »Guten Morgen, Sir. »Sie schüttelten sich die Hände und schieden. Dann, nachdem er durch Anklopfen mit seinen Knöcheln um Erlaubniß gefragt hatte, trat zu einer Verbindungsthür, die aus dem Privatbüreau in das der Schreiber führte, der Ober-Kellermeister der Kellergewölbe von Wilding u. Co., Weinhändler und früherer Ober-Kellermeister der Kellergewölbe von Pebbleson Nephew, der eben erwähnte Joey Ladle, zu Wilding herein: Ein schwerfälliger, bedächtiger Mann; wenn man ihn nach der Ordnung des menschlichen Baustyles abschätzen sollte, so würde er zur Klasse der Frachtfuhrleute gehören, mit seinem verschrumpften Anzug und seiner begossenen Schürze, die augenscheinlich halb aus Bast halb aus Rhinozerosfell bestand.
»Was das gemeinsame Speisen und Wohnen anbetrifft, junger Herr Wilding,« sagte er.
»Nun, Joey?«
»Ich spreche für mich selbst, junger Herr Wilding – ich spreche nie und habe noch nie für jemand anders als für mich selbst gesprochen – und ich brauche eigentlich keine Speise – noch ein Wohnhaus jedoch wenn Sie mich speisen und mich einquartieren wollen, so thun Sie es. Ich kann eben so gut essen wie mancher Andere. Wo ich esse, hat bei mir viel weniger auf sich, als was ich esse, und besonders nicht so viel auf sich als wieviel ich esse. Werden Alle in dem Hause wohnen, Mr. Wilding? Die beiden anderen Kellermeister, die drei Träger, die beiden Lehrlinge und der Geschäftsführer?«
»Ja. Ich hoffe wir werden alle eine glückliche Familie ausmachen, Joey.«
»Ah!« sagte Joey. »Ich hoffe das werden sie.«
»Sie? Sage lieber wir, Joey.«
Joey Ladle schüttelte den Kopf. »Sie können nicht von mir erwarten, daß ich wir sage, junger Herr Wilding, bei meiner Lebensweise und unter den Verhältnissen, unter denen sich meine Neigungen ausgebildet haben. Ich habe oft Pebbleson u. Nephew geantwortet, wenn sie mir gesagt haben: mache ein freundlicheres Gesicht, Joey – meine Herren, das mögen Sie können, die daran gewöhnt sind Ihren Wein nach einem System zu trinken, nach welchem er lustig durch die Kehle rinnt, Sie mögen ein freundliches Gesicht dazu machen, aber, sagte ich, ich bin daran gewöhnt meinen Wein durch die Poren der Haut einzunehmen mit auf diesem Wege genossen macht er eine schlimme – eine niederdrückende Wirkung. Es ist ein anderes Ding, meine Herren, sagte ich zu Pebbleson u. Nephew, in einem Eßsaal die Gläser zu füllen und sie mit Hurrah! hoch! und »Ein lustiger Bruder Jedermann,« zu leeren und ist ein anderes Ding vom Weindunst, der durch die Poren dringt, angefüllt zu werden, in einem dunklen niedrigen Gewölbe mit feuchter Luft. Das bringt verschiedene Wirkungen, bringt gute und schlechte Laune hervor, sagte ich zu Pebbleson u. Nephew. Und das ist wahr. Ich bin mein ganzes Leben hindurch mit voller Hingabe an meinen Beruf Kellermeister gewesen. Was ist die Folge davon? Ich bin ein so dumpfiger Mensch, wie nur irgend einer lebt – Sie können keinen dumpfigeren finden – noch können Sie was einen melancholischen Sinn anbetrifft meinesgleichen zum zweiten mal auftreiben. »Singt und schnell den Becher gefüllt! Jeder Tropfen, der überquillt, spült von der Stirn des Grames Falten, bannt aus der Seele die düsteren Gewalten.« Ja. Vielleicht ist das so. Aber wer durch die Poren der Haut mit Dunst angefüllt wird, noch dazu unter der Erde, der heitert sich nicht auf.«
»Das thut mir leid, Joey. Ich hatte gehofft, daß Du auch in die Singeschule eintreten werdest, die wir im Hause errichteten.«
»Ich, Sir? Nein, nein, junger Herr Wilding. Joey Ladle würde die ganze Harmonie dumpfig machen. Eine Speisenvertilgungsmaschine ist das einzige, Sir, zu dem ich außerhalb der Kellerräume zu verwenden bin; aber mir kann es recht sein, wenn Sie es der Mühe für werth halten so etwas, wie Sie eben erwähnten, zu errichten.«
»Das thue ich, Joey.«
»Kein Wort weiter, Sir! Meines Geschäftsherrn Wille ist mir Gesetz. – Und Sie werden den jungen Herrn George Vendale als Compagnon in das alte Geschäft aufnehmen?«
»Das werde ich, Joey.«
»Noch mehr Veränderungen! Aber, hören Sie, ändern Sie die Firrna nicht wieder. Thun Sie es nicht, junger Herr Wilding. Es war schlimm genug, daß sie in Sie selbst und Co. verwandelt wurde. Besser wäre es gewesen, sie Pebbleson Nephew heißen zu lassen, denen das Glück immer treu geblieben ist. Man muß das Glück? nie versuchen, wenn es gut gelaunt ist, Sir.«
»Was auch kommen mag, ich habe nicht die Absicht, den Namen des Hauses noch einmal zu ändern, Joey.«
»Freut mich zu hören und ich wünsche Ihnen einen guten Tag, junger Herr Wilding; aber Sie hätten um Vieles besser gethan,« murrte Joey Ladle kopfschüttelnd, als er die Thür hinter sich schloß, »den Namen zu lassen wie er war. Sie hätten um Vieles besser gethan, sich, vom Glück führen zu lassen; als seinen Weg zu durchkreuzen.«
Die Haushälterin tritt auf
Am andern Morgen saß der Weinhändler in seinem Eßzimmer, um die Personen, welche sich zu den offenen Stellen im Haushalt meldeten, zu empfangen. Es war ein altmodisches getäfeltes Gemach, in dem er sich befand, die Paneele waren mit aus Holz geschnitzten Blumenfestons verziert, den eichenen Fußboden bedeckte ein Verbleichter türkischer Teppich; dunkle Mahagoni-Möbel, welche alle unter Pebbleson Nephew gedient und Politur erhalten hatten, standen umher. Der große Credenztisch hatte vielen officiellen Diners beigewohnt, die Pebbleson Nephew’s ihren Connexionen gaben. Pebbleson Nephew’s wußten die Wurst nach