seltsame Testament, das Johannes angeblich gemacht hatte, und über das sich alle gewundert haben …«
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Wenn du meine Meinung hören willst: Ich traue Alexis zu, dass er betrügt, um an ein großes Vermögen zu kommen.«
»Wir kennen ihn kaum, Fritz.«
»Du hast mit allem Recht, was du sagst. Trotzdem erkläre ich dir: Ich traue ihm nicht. Seine Augen blicken kalt, er gehört zu den Menschen, die nur ihr eigenes Wohl im Auge haben.« Der Baron lächelte. »Eigentlich bist du die bessere Menschenkennerin von uns beiden – und auch die bessere Beobachterin.«
»Du hast mehr Zeit mit ihm verbracht als ich, als er hier war. Ich habe ihn ja kaum gesehen. Sympathisch war er mir nicht, das muss ich zugeben. Aber für einen Betrüger halte ich ihn deshalb noch nicht.«
»Anna mochte ihn auch nicht.«
»Das stimmt, genau wie Chris. Er hat es nur nicht laut gesagt.«
»Ich werde dem Verdacht auf jeden Fall nachgehen, Sofia.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Mit Hilfe der Polizei. Der Weg des Pferdes, das mit gefälschten Papieren von uns verkauft worden ist, lässt sich vielleicht zurückverfolgen.«
»Wir alle wünschen uns, dass die Sache aufgeklärt werden kann – genauso wie diese schreckliche Geschichte mit Ulrichs Haus.«
Der Baron nickte, küsste seine Frau und verabschiedete sich, da er in seinem Büro noch einiges zu tun hatte.
Sofia dachte noch lange über den Verdacht ihres Mannes nach. Ganz abwegig war er wohl nicht …
*
»Ich möchte etwas sagen«, kündigte Franziska an.
Elsbeth und sie saßen mit Ulrich, Bodo, Kurt und Armin beim Abendessen – die Männer hatten hart und lange gearbeitet, um schneller fertig zu werden. Lucius wurde für später erwartet, gemeinsam mit seinen beiden Gästen, die mittlerweile vermutlich eingetroffen waren.
»Klingt ja so feierlich, Franzi«, brummte Kurt.
»Das sollte es nicht, entschuldigt bitte. Elsbeth und ich wollten euch drei fragen, ob ihr nicht auch zu uns aufs Gut ziehen wollt. Wir haben hier Platz genug, und es käme für euch natürlich günstiger, wenn ihr eure Wohnungen nicht mehr bezahlen müsstet. Allerdings müssen wir ehrlich sagen, dass es im Winter unangenehm ist hier – und da ich nicht weiß, ob mein Geld für die neue Heizung reicht …«
»Ist das euer Ernst?«, fragte Armin.
»Ja, ist es«, bestätigte Elsbeth. »Es ist nicht schön, zu zweit in diesem großen Haus zu wohnen – das war uns von Anfang an klar. Wir hatten ja auch Pläne mit einem Teil des Hauses, die haben sich nur zerschlagen, als klar wurde, dass dafür das Geld fehlt.«
Bodos Augen glänzten. »Wir könnten den anderen Flügel des Hauses bewohnen?«
»Wenn ihr wollt?«
»Du meinst also: Wir arbeiten hier, bringen das Haus in Schuss, und dafür …«
»… wohnt ihr hier und werdet verpflegt. Dafür müssten wir allerdings einen Garten anlegen, Obstbäume gibt es ja noch – und vielleicht ein paar Hühner halten«, sagte Franziska. »Sonst schaffe ich das mit dem Geld nicht.«
»Wir wollen auf jeden Fall was bezahlen«, sagte Armin. »Nicht, Männer?«
Seine Freunde nickten. »Mensch, wenn das ginge«, schwärmte Kurt, »das wäre ja ein Traum …«
Elsbeth und Franziska wechselten einen langen, verständnisinnigen Blick. Sie hatten schneller entschieden als geplant – aber sie wussten schon jetzt, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.
*
»Aber du kommst sofort wieder zurück, sobald du das Gespräch hinter dir hast, Robert!«, sagte Walter Hornung. »Versprich mir das.«
»Ich verspreche es«, erklärte Iris Aldekamp. »Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Dr. Hornung. Wir fahren mit meinem Auto, und ich werde Robert nicht aus den Augen lassen.« Als sie ihren bisherigen Chef beim Vornamen nannte, errötete sie.
Walter schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Diese Frau war genau die Richtige für Robert – wenn er es mit ihr nicht schaffte, sich von den Schatten der Vergangenheit zu befreien, dann würde er es überhaupt nicht schaffen. Er hoffte von ganzem Herzen, dass die beiden miteinander glücklich wurden – trotz der schweren Hypothek, die Roberts Betrug ihnen aufbürdete.
»Mit der Polizei kannst du dann hier in der Klinik reden«, sagte Walter.
»Ja, das haben wir doch schon besprochen. Bis nachher, Walter.« Robert von Hoyningen war noch blasser als sonst, und sein Freund sah mit Besorgnis, dass er bereits wieder schwitzte. Diese Art von Stress war natürlich Gift für Robert, aber es gab keinen anderen Weg, als sich durch das anstehende Gespräch ein für alle Mal davon zu befreien.
»Bis nachher, Robert. Alles Gu-te, Frau Aldekamp.«
Iris nickte ihm zu. Sie lächelte zwar, doch Walter erkannte deutlich, dass auch sie aufgeregt war – und natürlich hatte sie ebenfalls Angst. Schließlich konnte niemand den Verlauf der nächsten zwei Stunden vorhersehen. Angenehm würde es sicherlich nicht werden.
Er sah den beiden nach, als sie die Klinik verließen: Iris hängte sich bei Robert ein, beide hielten die Köpfe gesenkt. Sie traten einen schweren Weg an, aber wenn sie zurückkehrten, hatten sie hoffentlich das Schlimmste hinter sich.
Er drehte sich um und ging in sein Büro. In den nächsten beiden Stunden, das wusste er schon jetzt, würde er sich auf nichts konzentrieren können.
*
»Das ist ja ein tolles Haus, Lucius«, staunte der kleine Fürst, nachdem Anna und er von einem ersten Rundgang zurückkehrten. »Und so viel Platz!«
»Ja, es gefällt mir auch«, gestand Lucius. »Wie ihr seht, stehen immer noch Umzugskisten herum, ich bin noch längst nicht fertig damit, das Haus einzurichten, aber ich habe es ja nicht eilig. Wenn ihr ausgepackt habt, können wir zu Franzi gehen. Die warten bestimmt schon auf uns.«
»Sie wissen, dass wir kommen? Es sollte doch eine Überraschung sein.«
»Hat nicht geklappt«, erklärte Lucius.
»Wir sind schon längst fertig mit Auspacken«, erklärte Anna, und so machten sie sich umgehend auf den Weg.
»Wie verkraftet Togo es eigentlich, wenn du mal für ein paar Tage wegfährst, Chris?«, erkundigte sich Lucius.
»Och, das kommt ja nicht so oft vor. Herr Hagedorn kümmert sich dann um ihn, manchmal geht auch Tante Sofia mit ihm raus – aber er freut sich natürlich trotzdem, wenn ich wiederkomme.«
»Kann ich mir vorstellen. Da vorne ist übrigens das Gutshaus schon.«
»So nah wohnt ihr jetzt beieinander!«, staunte Christian.
»Ja, so nah!«, bestätigte Lucius. »Lasst uns hinten herumgehen, bestimmt sitzen alle noch auf der Terrasse.«
Er hatte Recht mit seiner Annahme: Elsbeth und Franziska saßen mit den vier Männern auf der Terrasse, lebhaftes Reden und Lachen empfing Lucius und die beiden Teenager. Anna und Christian fühlten sich in der fröhlichen Runde sofort wohl, und sie bestanden darauf, dass auch sie geduzt wurden.
»Wir wollen keine Außenseiter sein«, erklärte Anna, und damit war der Fall geklärt.
»Wir ziehen jetzt auch hierher«, berichtete Kurt, als die Neuan-kömmlinge ebenfalls etwas zu trinken vor sich stehen hatten.
»Tatsächlich?«, fragte Lucius. »Wann habt ihr das denn beschlossen?«
Armin setzte zu einer längeren Antwort an, die jedoch von einem lang gezogenen Klingeln unterbrochen wurde. Alle sahen sich verwundert an.
»Erwartest du noch jemanden,