Mr. Melian.«
»Werden Sie noch bleiben?« fragte er hastig. »Meta soll das Gästezimmer herrichten. Wie ich Stella kenne, wird sie Ihnen bereitwillig ihr Zimmer überlassen, damit Sie ganz nahe bei Danny sind. Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß sich mein Zimmer neben dem Ihren befindet.«
Immer wieder dieser Sarkasmus! Tammy war tief bekümmert. Sie ahnte nicht, daß er dazu nur seine Zuflucht nahm, weil ihre Nähe ihn so irritierte, daß er unsicher wurde, sobald sie ihn nur ansah.
*
Fabian konnte sich heute auf seine Arbeit nicht konzentrieren. Seine Mitarbeiter bemerkten kopfschüttelnd, daß er immer wieder gedankenvoll vor sich hin blickte. Sie waren ein anderes Tempo von ihrem Chef gewohnt.
Nachmittags erschien Gina Scholten im Büro. Fabian nahm es unwillig zur Kenntnis.
»Du läßt ja nichts von dir hören, also muß ich mich in die Höhle des Löwen begeben«, erklärte sie lächelnd. »Beansprucht dich dein Sohn so sehr, oder ist es diese kleine Filmdiva? Ich finde es recht merkwürdig, daß du sie in deinem Haus aufgenommen hast.«
Sie war gut informiert. Er fragte nicht danach, wie sie sich diese Informationen verschafft hatte. Vor allem war er verärgert, weil sie einen so abfälligen Ton anschlug.
»Papa möchte mit dir über das Tessiner Objekt sprechen«, fuhr sie liebenswürdig fort. »Es soll bald in Angriff genommen werden. Wie steht es mit den Entwürfen?«
»Seit wann interessierst du dich so sehr für die geschäftlichen Angelegenheiten deines Vaters?« fragte er und ärgerte sich, daß er sich in einer schwachen Stunde auf diesen Flirt eingelassen hatte, der nun zu einer recht kompakten Affäre werden konnte, da sie ganz deutlich Ansprüche geltend machte, die er nicht erfüllen wollte. Ihre nächsten Worte verrieten es.
»Ich bin an dir interessiert, mein Lieber, falls du das immer noch nicht bemerkt haben solltest.«
Er seufzte. »Gina, denk doch einmal nach. Ich habe einen Sohn, dem bewiesen werden muß, daß ich meine Vaterpflichten ernst zu nehmen gedenke.«
»Plötzlich?« fragte sie spöttisch. »Das sind ja ganz neue Aspekte.«
»Stella würde es mir nie verzeihen, wenn ich ihn in Konflikte stürze, kaum daß er hier ist«, wich er verlegen aus.
»Stella, Stella! Nicht auch diese Miß, wie heißt sie doch?«
Er gab ihr keine Auskunft. »Ich mag außerdem diesen Ton nicht«, knurrte er barsch.
»Kommst du nun mit zu uns oder nicht?« fragte sie kühl. »Papa kann das Projekt natürlich auch anderweitig vergeben.«
Fabian Melian kam zu der Überzeugung, daß ein offenes Wort mit Gustav Scholten wohl ganz angebracht sein würde.
»Gut, ich komme mit. Ich muß noch daheim anrufen, daß sie mit dem Essen nicht auf mich warten«, willigte er ein.
Dort runzelte Daniel unwillig die Stirn. »Jetzt trifft er sich mit ihr«, sagte er trotzig. »Du wirst es sehen, Tammy, bald kommt sie auch wieder ins Haus.«
Tammy zeigte nicht, daß auch sie betroffen war. Aber es ging sie schließlich nichts an, was Faibian Melian trieb. Er war alt genug, um zu wissen, was er tat. Wenn er keine Rücksicht auf Daniel nehmen wollte, konnte sie es auch nicht ändern.
Sie wußte nicht, daß Fabian bei allen Überlegungen, die er anstellte, mindestens soviel an sie dachte wie an den Jungen. Dieses Mädchen hatte ihn völlig unsicher gemacht. Der Gedanke bereitete ihm Sorgen, daß sie vielleicht verächtlich über ihn denken könnte.
Deshalb konnte er Stellas Rückkehr kaum erwarten. Mit ihr konnte er ganz offen sprechen. Sie war der einzige Mensch, vor dem er sich nicht verstellen mußte, dem er auch seine seelischen Bedrängnisse mitteilen konnte.
Gustav Scholten kam ihm freundlich entgegen, obgleich manches verriet, daß dieses Zusammentreffen nur auf Ginas Initiative zurückzuführen war.
Gina nahm gereizt zur Kenntnis, daß ihr Vater sich allein mit Fabian unterhalten wollte. Diesen kostete es einige Überwindung, offen seine Meinung klarzulegen, aber Gustav Scholten nahm es gar nicht unwillig auf.
»Ich kenne meine Tochter«, erklärte er lächelnd. »Sie möchte immer das haben, was sie nicht bekommen kann. Sie sind ein ziemlich harter Brocken für sie, Dr. Melian. Sie ist daran gewöhnt, daß ihr die Männer zu Füßen liegen, und ich muß sagen, daß Sie mir als Schwiegersohn sehr willkommen wären, wenn…«
»Verzeihen Sie«, unterbrach ihn Fabian, »aber ich kann an eine Ehe nicht denken. Ich habe Gina das auch mehrmals gesagt. Unsere Beziehungen sind nicht so eng, daß sie daraus solche Folgerungen ziehen könnte.«
Es war ihm entsetzlich peinlich, das so deutlich aussprechen zu müssen, aber es blieb ihm keine andere Wahl, nachdem Gina so massiv geworden war.
»Unsere geschäftlichen Beziehungen brauchen darunter nicht zu leiden«, meinte Gustav Scholten jovial. »Ich bin mit Ihrer Arbeit außerordentlich zufrieden, und selbstverständlich können Sie auch das Tessiner Projekt durchführen. Es würde allerdings erfordern, daß Sie sich etwa sechs Wochen dort unten aufhalten. Aber das Honorar wäre ja auch entsprechend. Außerdem können Sie Ihren Sohn mitnehmen. Ein Haus steht Ihnen zur Verfügung.«
Fabian wollte etwas einwenden, aber Gustav Scholten fuhr ruhig fort: »Ich werde Gina schon klarmachen, daß ich meine Entscheidungen ohne ihre Einmischung zu treffen pflege. Sie versteht absolut nichts vom Geschäft. Auf ihre persönlichen Wünsche kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich bin Geschäftsmann. Ihre Entwürfe sind die besten und rentabelsten. Sie sehen, daß ich Sie nicht allein in Betracht gezogen habe. Können Sie in vierzehn Tagen beginnen?«
Fabian nickte. Ein so gutes Geschäft auszuschlagen wäre Irrsinn gewesen, nachdem er nun mit Gustav Scholten über die persönlichen Dinge gesprochen hatte und alles bereinigt war.
Daniel und Tammy könnten mitfahren, überlegte er, und sein Herz begann schneller zu schlagen bei dieser Vorstellung.
*
»Ich bin gegen drei Uhr zurück«, sagte Fabian am nächsten Morgen. »Dann können wir zum Flugplatz fahren.«
Daniels Augen leuchteten auf. »Du bist sehr nett, Dad«, erklärte er spontan.
»Vielen Dank, mein Sohn! Ich möchte es dir ja gern recht machen«, erwiderte Fabian freundlich.
Pünktlich um drei Uhr stand sein Wagen vor der Tür. Sie hatten genügend Zeit, um gemächlich zum Flugplatz zu fahren und konnten sich dort sogar noch eine halbe Stunde in das Restaurant setzen.
Dann wurde die Maschine aus New York angekündigt, und Danny geriet in freudige Erregung. Er lief als erster Stella entgegen, die ihn in ihren Armen auffing und zärtlich an sich drückte.
Aber Fabian sah dafür als erster, daß an ihrer linken Hand ein schmaler Goldreif blinkte.
»Nanu«, meinte er erschrocken, »was soll das bedeuten?«
Stella errötete. »Daß ich mich verlobt habe«, erwiderte sie strahlend, »und sobald Holger kommen kann, wird geheiratet.«
Einen Augenblick lang waren sie fassungslos. Aber dann umarmte Daniel sie stürmisch, und Tammy gab Stella einen Kuß.
»Wie schön, daß für dich dieses Unglück zum Glück geworden ist«, sagte sie leise.
Daheim angekommen, mußte viel erzählt werden. Ihre Hollywooderlebnisse verschwieg Stella allerdings noch. Die wollte sie zuerst Fabian berichten, Daniel sollte keinesfalls davon erfahren.
»Das ist also das berühmte Amulett«, sagte Fabian mit nachsichtigem Spott, während er es betrachtete. »Gehört habe ich ja schon davon, und vielleicht verfügt es tatsächlich über Zauberkräfte, da meine unbeirrbare kleine Schwester so schnell ihr Herz verloren hat.«
Ein zärtliches Lächeln glitt über Stellas Gesicht. »Ich glaube daran, aber nun kann ich es Tammy wieder zurückgeben.«
»Eigentlich