den Hals, das hat uns gerade noch gefehlt.«
Sie war sichtlich erschrocken. »Was wollte denn die Freundin, sie war doch nie in der Firma?« fragte sie heiser.
»Weiß der Himmel, was sie hergetrieben hat. Jetzt wird untersucht, was diesen Zusammenbruch bewirkt hat.«
»Wem wollen sie schon etwas nachweisen«, sagte sie leichthin. »Ich mache mir da keine Gedanken. Ich finde es unangenehmer, daß Ambach wieder zurückkommt.«
»Aber doch nicht in unsere Firma, er hat ganz andere Ambitionen. Mich wird er nicht zu Gesicht bekommen.«
»Und wenn doch?«
»Überlaß das nur mir.«
»Wir können es aber nicht verhindern, daß er die Steiner trifft. Sie waren liiert. Wir hätten schon längst auf den Bahamas sein können, aber du mußtest ja erst noch einen Haufen Geld in das Haus stecken.«
»Ich habe nun mal andere Ambitionen als du.«
»Die dir das Genick brechen könnten.«
Seine Augen verengten sich. »Wir haben doch alles gemeinsam geplant, Nadine, und es ist auch gutgegangen. Was soll uns denn passieren? Daß Allwoerden nicht mehr so ein Weichei ist wie früher, das hat der Firma doch nur gutgetan.«
»Aber es darf nicht herauskommen, womit wir soviel Umsatz machen. Kattler trinkt ein bißchen viel, meine ich, und er könnte leicht geschwätzig werden.«
»Bring ihn auf Vordermann, das kannst du doch bestens, oder tu ihm was in den Whisky, dafür bist du auch Experte.«
»Ich habe aber keine Lust, alle Dreckarbeiten zu machen und du reibst dir die Hände. Mir gefällt es nicht, wenn die Polizei herumschnüffelt.«
»Daran bin ich aber nicht schuld. Ich weiß nicht, warum du es auf die Steiner abgesehen hast.«
»Sie schnüffelt auch herum. Jetzt wird sie für eine Zeit außer Gefecht sein. Wir werden den Großauftrag über die Runden bringen und dann nichts wie weg.«
Er sagte dazu nichts mehr, aber als das Telefon läutete, wurde er nervös.
Es war Kattler, seines Zeichens Transportleiter in der Firma. Und was er sagte, mißfiel Allwoerden gründlich.
»Da sind ein paar Schnüffler auf dem Firmengelände unterwegs«, sagte er zu Nadine.
»Er wird wohl mal wieder zu tief ins Glas geschaut haben«, sagte sie spöttisch.
»Ist Maleski eigentlich zu trauen?«
»Was hast du denn plötzlich gegen Maleski? Er will doch die Firma schließlich mal übernehmen.«
»Und wenn man das zu früh spitzkriegt, bevor das Geld auf meinem Konto ist?«
Er sah nicht, daß es in ihren Augen gefährlich aufblitzte. »Auf unserem Konto, mein Lieber«, berichtigte sie ihn. »In Zukunft heißt es ›wir‹.«
»Fang jetzt keinen Streit an, wir müssen das Gesicht wahren.«
»Ich habe mich nicht verändert«, sagte sie grinsend.
*
Als Anouk Malena besuchte, wachte diese kurz auf. Sie sah Anouk verwirrt an und fragte krächzend: »Was ist los?«
»Du bist in der Klinik, du wurdest betäubt«, erklärte Anouk, aber das begriff Malena nicht. Sie schlief gleich wieder ein.
»Es geht ihr schon bedeutend besser. Wir haben ihr den Magen ausgepumpt. Es ist gut, daß sie so kräftig ist, sonst hätte es schlimmer ausgehen können.«
Anouk sah sie entsetzt an. »Sie meinen, daß die Dosis hätte tödlich sein können?«
»Ein schwaches Herz hätte nicht standgehalten.«
»Dann wäre es Mord gewesen.«
»Wie sagt man im juristischen Sinne: der Täter hat den möglichen Tod billigend in Kauf genommen.«
»Es wird hoffentlich bald aufgeklärt werden«, sagte Anouk erbittert. »Sagen Sie, Jenny, kann eine Krankheit einen Menschen so verändern, daß er kriminell wird?«
»Es kommt darauf an, was für eine Krankheit es ist. Nervenkrankheiten können manches auslösen, was man nicht für möglich hält. Auch Tumore verändern oft den Charakter.«
»Einen kranken Eindruck hat er auf mich eigentlich nicht gemacht«, sagte Anouk nachdenklich. »Er wirkte sehr nervös, gehetzt und ich hatte den Eindruck, daß es ihm gar nicht behagte, daß ich gekommen war und alles in die Hand nahm. Aber vielleicht bin ich zu mißtrauisch, weil das Verhalten seiner Freundin bei unserer Begegnung im Restaurant so merkwürdig war. Ich bin nur erleichtert, daß Malena so schnell geholfen wird, weil Sie die Ursache gleich erkannten.«
»So fragt es sich nur, wie es zu dieser Vergiftung kam, denn diese Substanz, die sie auslöste, ist äußerst selten. Eigentlich kann nur ein Arzt oder Chemiker die Wirkung berechnen. Es ist schon angebracht, mißtrauisch und wachsam zu sein, Anouk. Wir werden Malena jedenfalls streng bewachen.«
»Das ist beruhigend, da ich zur Zeit ein paar schwierige Fälle habe.«
»Zu denen van Eicken gehört, wie wir erfahren haben. Dieser tragische Fall beschäftigt uns alle. Wenn es Ihnen gelingen würde, Licht in dieses Dunkel zu bringen…«, sie unterbrach sich, denn sie wurde ans Telefon gerufen und Anouk verabschiedete sich schnell. Sie hätte noch warten sollen, denn Jenny hätte ihr etwas Interessantes mitteilen können.
Nadine Devaine war vor einer Stunde tot aufgefunden worden. Anscheinend hatte sie Selbstmord begangen. In ihrer Handtasche hätte man das Gift gefunden, das Malena eingeflößt worden war, aber daran war Nadine nicht gestorben, sondern an einer Schußverletzung, die sie sich anscheinend selbst zugefügt hatte, denn ein Revolver lag auf dem Beifahrersitz neben ihr.
*
Anouk erfuhr es von Inspektor Heller, der sie aufsuchte, nachdem er sich telefonisch überzeugt hatte, daß sie zu Hause war.
Er konnte ihr noch mehr erzählen, und sie bekam Beklemmungen, als er sagte, daß eine Obduktion klären solle, ob nicht Mord vorläge.
Anouk hatte wieder eine Vision. Es war ihr, als würde Maleski an ihren Augen vorbeihuschen.
»Maleski wird kaum in Malenas Nähe gekommen sein«, sagte sie geistesabwesend.
Heller sah sie überrascht an.
»Wie kommen Sie auf Maleski?« fragte er.
»Es war nur so ein Gedanke, weil ich diese Frau mit ihm in dem Lokal gesehen habe und sie wollte nicht, daß Allwoerden von diesem Date erfuhr.«
»Maleski ist verschwunden«, erklärte Heller. »Wir haben ihn schon wegen eines Transportes aus der Türkei gesucht, aber zum Glück haben wir den Transportleiter Kattler festnehmen können.«
»Wer ist Kattler, und was für ein Transport ist das?« fragte Anouk.
»Hat Frau Steiner ihn nicht erwähnt? Er scheint eine ziemliche Rolle in Allwoerdens Betrieb zu spielen. Der Transport wird genau untersucht.«
»Weiß Allwoerden schon von Nadines Tod?«
»Ja, und er ist völlig konsterniert und deprimiert. Er müßte ein glänzender Schauspieler sein, wenn diese Reaktion gespielt ist.«
»Könnte er nicht auch selbst Angst haben?« fragte Anouk. »Es gibt zwar keinen Beweis, aber ich glaube, daß er etwas zu verbergen hat.«
Hellers Augenbrauen schoben sich zusammen. Er hatte schon verschiedentlich bei undurchsichtigen Fällen Hinweise von Anouk bekommen, die ihm Erfolg eingebracht hatten.
»Können Sie in Erfahrung bringen, in welcher Klinik Allwoerden in Palermo operiert wurde und von welchem Arzt?« fragte Anouk.
»Was könnte das viel nützen, Ärzte unterliegen der Schweigepflicht.«
»Und schließlich wissen