das der Durchbruch sein?
»Madagaskar und ein Schiff nach Südafrika. Wie viele Leute waren an Bord? Dina, Fred, Lo?«
Er war jetzt ganz in sich versunken. »Das Boot«, murmelte er, »wieso war ich in dem Boot, wo waren die anderen?«
Anouk erschrak, als ihr bewußt wurde, welche hypnotische Wirkung sie auf ihn hatte, ohne sich darauf zu konzentrieren.
»Nadine Devaine, was sagt dir der Name, Lennart?« Bewußt sagte sie du, weil die Vertrautheit noch mehr Mauern niederreißen konnte.
»Nicht Nadine, Dina und Konrad.«
»Allwoerden«, sagte Anouk.
»Ich heiße Lennart van Eicken.« Es klang ganz wie ein Amen.
Anouk ließ ein paar Minuten verstreichen, dann fragte sie: »Hörst du mich, Lennart.«
»Ja, ich höre dich. Wo sind wir?«
»Wieder bei mir. Du warst in einem Boot. Was war das für ein Boot?«
»Ein Gummiboot.«
»Und du warst allein, niemand war bei dir.«
»Das Schiff war weit weg, und es war hell, die Sonne brannte, mir tat alles weh.« Er richtete sich plötzlich auf. »Was ist los mit mir? Ich kann mich plötzlich daran erinnern.«
»Das ist gut. Was war es für ein Schiff?« fragte Anouk.
»Eine Yacht, sie gehört Leski.«
»Nicht Maleski?«
»Ich kenne nur einen Leski, Marek Leski.«
»Was hast du auf Madagaskar gemacht?«
Lennart griff sich an die Stirn. »Es war etwas mit Cedric. Da ist wieder so eine Blockade, laß mir bitte Zeit.«
Anouk hatte das Gefühl, als ob ihm da etwas zu schaffen machte, was er nicht sagen wollte.
»Du hast soviel Zeit, wie du brauchst, Lennart.«
Er fing ihre Hand ein und zog sie an seine Lippen. »Danke für das Du, Anouk. Es bedeutet mir viel. Können wir heute etwas unternehmen?«
»Ich muß Malena besuchen. Ich mache mir Sorgen um sie, und das hat mit Maleski zu tun.«
»Du meinst, daß er Leski ist?«
»Das denke ich. Aber ich frage mich, welche Beziehung du zu ihm hast.«
»Ich habe ihn erst in Toamasina kennengelernt. Er hat Geschäfte mit Cedric gemacht, Onkel Cedric, es war wegen der Erbschaft«, sagte er stockend. »Ja, ich glaube, so war es. Leski war sein Partner. Wenn du Maleski kennst, müssen wir ihn fragen. Er kann dir bestimmt mehr sagen als ich.«
»Ich glaube nicht, daß er freiwillig etwas sagen wird, Lennart. Ich glaube eher, daß er dich umbringen wollte und auch denkt, daß du nicht mehr lebst.«
»Ich kenne ihn doch kaum. Es sollte keine große Schiffsreise werden. Ich wollte nicht unhöflich sein.«
»Ich glaube auch, daß du in deinem früheren Leben viel zu höflich und gutgläubig warst.«
»Hast du das in meinen Händen gelesen?« fragte er lächelnd.
»Und in deinen Augen«, erwiderte sie. »Du willst mich heiraten, obgleich du mich gar nicht kennst.«
»Ich kenne dich. Mein Herz hat gesprochen. Wenn mein Verstand nur auch so klar wäre.«
»Wir können nicht alles auf einmal erwarten, Lennart. Ich möchte dir jetzt etwas über Malena erzählen.«
»Ich kann dich ja zur Klinik fahren, und anschließend machen wir dann einen Ausflug.« Sie merkte, daß er sehr beharrlich sein konnte. Eigentlich hatte sie auch nichts dagegen, aber wenn Malena bei Bewußtsein war, wollte sie auch eine Zeit bei ihr bleiben. Das sagte sie ihm auch.
»Das ist in Ordnung«, meinte er, »ich habe dir schon gesagt, daß ich Geduld habe. Ich weiß auch noch nichts mit meiner Zeit anzufangen, und jede Minute, die ich mit dir verbringen kann, ist kostbar.«
Irgendwie war er rührend in seiner Konsequenz. Sie fragte sich, was Maleski mit ihm vorhatte, denn sie war überzeugt, daß dieser Marek Leski und Maleski eine Person waren. Was sie bisher über ihn wußte, verriet ihr, daß er ein skrupelloser Geschäftemacher war, ein Krimineller, den man nicht fassen konnte. Lennart hatte jetzt jedoch den Vorteil, daß er ihn möglicherweise erkannte, während er selber geschützt war durch sein zweites Gesicht. Das war für sie immerhin beruhigend.
Sie fuhren zur Klinik, und sie erzählte ihm unterwegs, was mit Malena passiert war.
»Sie hatte in der Firma Allwoerden eine sehr gute Stellung, und früher verstand sie sich mit ihrem Chef auch sehr gut, aber er hat sich nach einer Erkrankung sehr verändert. Mit Maleski hat er Geschäfte gemacht.«
»Du denkst jetzt, daß dieser Maleski ihn auch um den Verstand gebracht hat?«
»Ich versuche Klarheit zu schaffen, Lennart. Es ist doch eigenartig, daß es solche Parallelen gibt und Maleski die Schlüsselfigur ist. Kannst du ihn beschreiben?«
»Ich beginne mich langsam an diese Personen zu erinnern.«
»Und diese Nadine Devaine könnte jene Dina sein. War sie deine Freundin? Kanntest du sie vorher?«
»Nein, sie gehörte zu Leski.«
»Der Name Allwoerden hat dich vorhin verschreckt.«
»Er gefällt mir nicht«, sagte Lennart betont.
Sie waren bei der Klinik angelangt. »Willst du wirklich warten?« fragte Anouk.
»Ich bin doch dein Chauffeur«, erwiderte er mit ungewohntem Humor. »Und wir wollen einen Ausflug machen. Rede nur mit deiner Freundin, so lange du willst. Malena, der Name gefällt mir.«
»Besser als Anouk?« fragte sie verschmitzt.
Dann eilte sie die Stufen zur Klinik empor und drehte sich noch einmal lächelnd um.
»Ich liebe dich«, sagte er, aber sie hörte es nicht.
Sie traf Schwester Klara auf dem Gang. »Es hat jemand angerufen und sich nach Frau Steiner erkundigt, ein Herr Allwoerden. Frau Doktor hat mit ihm gesprochen, sie ist jetzt aber beschäftigt.«
»Sagen Sie ihr bitte, daß ich bei Malena bin. Ich werde sie nicht lange aufhalten.«
»Frau Steiner war vorhin wach«, erklärte Schwester Klara. »Es geht ihr viel besser.«
Blaß war sie noch und schien zu schlafen. Anouk setzte sich ans Bett und streichelte ihre Hände.
»Ich bin’s, Malena, ich würde gern mit dir reden«, sagte sie.
»Ich bin immer nur müde«, flüsterte Malena schleppend.
»Schau mich wenigstens mal an. Ich habe mächtige Angst um dich gehabt.«
Langsam hoben sich die bläulichen Lider. Ein zitternder Seufzer kam über Malenas Lippen.
»Sie wollte mich umbringen, Anouk.«
»Das hat sie aber nicht geschafft, und jetzt ist sie tot.«
In Malenas Gesicht kam Leben. »Sie ist tot?«
»Erschossen, sie haben zuerst von Selbstmord geredet, aber es war Mord, da bin ich sicher. Sie hatte das Gift in der Tasche, das sie dir in den Saft getan hat. Was weißt du über Maleski? Wie lange kennst du ihn?«
»Ich wußte nichts von ihm bis jetzt.«
»Hast du mal Korrespondenz mit Madagaskar in die Hände bekommen?«
»Ich muß nachdenken. Ich bin müde, Anouk, warum bin ich so schwach?«
»Es wird alles wieder gut, Malena. Du wirst wieder gesund, das ist die Hauptsache. Ich komme morgen wieder.«
Schwester Klara hatte leise die Tür