Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 2 – Liebesroman


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keinerlei Kosten zukommen und dass ich ab jetzt für das Pferd nicht mehr verantwortlich bin und auch der Transporter und alles für mich kostenfrei aus dem Stall entfernt werden.«

      Martin schrieb alles auf, dann wurde von Bettina und Renate Malchow unterschrieben.

      »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie sich damit angetan haben«, sagte die rothaarige Frau. »Das Pferd wird vielleicht niemals mehr ganz gesund und selbst wenn, es ist unberechenbar. Ich sage das nur, um Sie zu warnen. Es wäre besser getötet worden.«

      »Es ist ein Lebewesen, das vielleicht wieder ganz gesund wird, vielleicht auch für den Rest seines Lebens lahmen wird. Wie dem auch sei, es ist doch kein Grund, ihm das Leben zu nehmen.«

      »Es ist ein Gaul, und auf Sie werden noch viele Kosten zukommen. Aber das ist mir jetzt egal. Ich habe damit nichts mehr zu tun.«

      Sie schwenkte die Zweitausfertigung ihres Vertrages, triumphierend, als habe sie gerade ein gutes Geschäft gemacht, und so empfand sie es wohl auch.

      »Für mich ist es gut so, wie es gekommen ist. Alles andere hätte nur Geld gekostet … aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss zur Kosmetikerin.«

      Bettina und Martin verabschiedeten sich.

      »Welch ein Albtraum«, sagte Bettina, als sie draußen waren.

      »Wie man für’s Autofahren einen Führerschein braucht, sollte man auch eine Erlaubnis erteilen zum Kaufen und Reiten von Pferden«, sagte Martin.

      »Dann würden Frauen wie diese Dame keine Tiere mehr quälen dürfen. Den Sattel im Übrigen kannst du für Bondadosso vergessen. Es ist zwar ein Stübben-Sattel und hat gewiss eine Menge Geld gekostet, aber den hat sie sich wohl nach Schönheit ausgesucht, nicht danach, dass er dem Pferd angepasst wurde.«

      »Aber das muss ein seriöser Händler doch tun.«

      »Meine liebe Bettina, auch unter den Händlern gibt es schwarze Schafe. So gut geht es in der heutigen Zeit allen nicht mehr, und wenn da jemand einen … Porsche unter den Satteln kaufen will, der vielleicht schon länger im Laden ist, dem wird der Händler dann nicht aus freien Stücken einen VW verkaufen.«

      »Aber in erster Linie geht es doch nicht ums Geschäft, sondern um das Wohl eines Tieres.«

      »Es gibt Menschen, die nicht das Wohl von Kindern interessiert, wieso sollten die dann Rücksicht auf Tiere nehmen? Du siehst doch, diese Frau hätte, weil es nicht mehr in ihren Kram passt, gnadenlos das Pferd einschläfern lassen.«

      »Ich kann mit so etwas nicht umgehen«, sagte Bettina.

      »Ich auch nicht, meine Liebe. Aber wir werden die Welt nicht verändern. Komm, steig ein. Ich habe an meinem Auto glücklicherweise eine Anhängerkupplung, da bringen wir das Pferd sofort auf den Fahrenbach-Hof, wo es in aller Ruhe genesen kann.«

      »Und wenn nicht, Martin, dann ist es auch nicht schlimm. Wir haben sogar noch die alte Pferdekoppel. Arno muss nur noch den Zaun überprüfen. Dann kann Bondadosso dort grasen und durch’s Leben humpeln.«

      »Wir kriegen ihn wieder hin«, sagte Martin voller Überzeugung, »und dann hast du ein prima Reitpferd. Du kannst doch reiten, oder?«

      »Kann ich, aber so weit will ich noch gar nicht denken. Zuerst einmal soll es Bondi so richtig gut ergehen.«

      »Bondi?«

      »Na ja, ich würde ihn gern so nennen. Oder findest du das albern, Martin?«

      »Nein, wieso nicht … Bondi … klingt gut.«

      Er startete, und sie fuhren zum Stall zurück, wo Arno bereits auf sie wartete.

      In ihrer Handtasche knisterte das Papier, das sie als neue Besitzerin eines Pferdes auswies.

      Welch ein Tag!

      Am frühen Morgen war sie noch in Frankreich gewesen, und jetzt war sie Besitzerin eines Pferdes geworden.

      Wenn ihr das am Morgen jemand prophezeit hätte, den hätte sie ausgelacht.

      So schnell änderten sich die Dinge. Es gab eben etwas zwischen Himmel und Erde, was man nicht voraussehen oder vorausplanen konnte.

      Was Thomas wohl dazu sagen würde?

      Es würde ihm gefallen, denn er mochte Tiere. Also würde er auch Bondi mögen.

      Als sie auf die Stallgasse kamen, wieherte Bondi.

      Weil er sie erkannt hatte oder aus Angst, weil Arno nicht mehr bei ihm war?

      Der hatte nämlich inzwischen, zusammen mit dem Stallknecht, alles von Bondadosso zusammengepackt. Nun musste das Pferd nur noch in den Hänger geführt werden. Hoffentlich ging das bei dessen Verstörtheit gut.

      *

      Es war schon verrückt. In den nächsten Tagen konnte man davon ausgehen, immer jemanden der Hofbewohner im Stall bei Bondi anzutreffen.

      Ganz allmählich wurde das Tier zutraulicher, und glücklicherweise hatte Martin festgestellt, dass es sich doch nicht um einen Bruch handelte, sondern eine schmerzhafte Verstauchung, die mehrmals täglich behandelt werden musste.

      Martin kam, wie versprochen, ständig vorbei und war mit dem Zustand seines vierbeinigen Patienten durchaus zufrieden.

      Isabella Wood besuchte Bondi häufig. Sie hatte sich auf dem Hof gut eingelebt, und wenn sie psychisch in desolater Verfassung gewesen war, merkte man nichts davon, oder sie ließ es sich als gute Schauspielerin nicht anmerken.

      Es war inzwischen sogar so, dass sie mit Hektor und Lady spazieren ging, ohne Angst zu haben erkannt zu werden.

      Natürlich musste auch Linde Bondi kennenlernen.

      »Weißt du, Bettina«, sagte sie, als sie nach dem Besuch beim Pferd in Bettinas gemütlichem Wohnzimmer bei einem Kaffee beisammensaßen, »ich bin stolz darauf, deine Freundin zu sein.«

      Dieser Satz machte Bettina ganz verlegen.

      »Danke. Ich bin auch stolz, deine Freundin zu sein.«

      Linde winkte ab.

      »Was vollbringe ich denn schon. Aber du, zuerst bist du nach Fahrenbach gekommen, hast auf dem Hof angepackt, tust alles, um ertrag­reich zu arbeiten. Du hältst die Tradition hoch, verkaufst nichts von deinem Land, obschon du dadurch ein leichteres, bequemeres Leben hättest. Was ich aber am schönsten finde ist, wie selbstlos du dich der Tiere annimmst, die Martin dir anbringt. Zuerst Lady, die sonst im Tierheim gelandet wäre, nun ein Pferd, was ja auch ganz erhebliche Kosten verursacht. Und dann unterstützt du noch regelmäßig die Tierheime im Umkreis, obschon du es selbst ja wirklich nicht dicke hast.«

      »Es macht mir Spaß zu helfen. und die Tiere, die hier ausgesetzt werden, kommen ja nicht aus unserer Gegend. Es sind die Touristen und Durchreisenden, die die Tiere zurücklassen oder einfach entsorgen. Ein solches Verhalten ist doch einfach nur krank. Tiere sind keine Gebrauchsgegenstände, die achtlos entsorgt werden können oder ein Spielzeug, das vernichtet werden kann, wenn es ausgedient hat oder nicht den Erwartungshaltungen entspricht, wie es bei dieser sogenannten Dame der Fall war.«

      »Die Gesellschaft verroht. Die Gewaltbereitschaft nimmt zu. Tiere haben leider keinen Stellenwert. Weißt du«, Linde seufzte, »ich bin glücklich, dass wir hier unsere dörf­liche Idylle noch haben und von solchen Grausamkeiten weitgehend verschont sind. Unsere Welt ist intakt. Wir leben weitgehend mit der Natur im Einklang, und unsere Bauern ringsum und unsere Dorfbewohner respektieren das Leben der Tiere, weil sie zum Alltag gehören.«

      Bettina trank einen Schluck von ihrem Kaffee.

      »Ich hoffe nur, dass es noch lange so bleiben wird. Wenn erst einmal die Bewohner der Neubauten auf dem Huber-Hof ihre Häuser in Besitz genommen haben, wird es schon Veränderungen geben. Was glaubst du? Was für Leute werden es sein, die in Fahrenbach leben möchten?«

      Linde zuckte die Achseln.

      »Keine Ahnung. Manchmal sehe ich dicke Autos zum Neubaugebiet hinauffahren. Manchmal kehren