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Cornelis Johan Koning
Der Tabak: Studien über seine Kultur und Biologie
Gedichte
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020
EAN 4064066113056
Inhaltsverzeichnis
Fermentation. Physische und chemische Untersuchung.
Bakteriologische Untersuchungen.
Mittel zur Verbesserung unsres Tabaks.
Verbesserung durch Reinkulturen.
Morphologie und Biologie der Tabaksbakterien.
Gifte und Infektionskrankheiten.
Die Flecken- oder Mosaikkrankheit des holländischen Tabaks.
Handel und Anwendung.
Ein jeder, welcher die Gegend um Wageningen, Elst und Amerongen, von Amersfoort und Nijkerk, die Dörfer in der Betuwe und in Maaswaal besucht und dort durch die Tabaksfelder geht, wird den Eindruck bekommen, dass die Tabakskultur hier im Lande noch eine grosse Ausdehnung hat. Besonders fiel mir überall die aussergewöhnliche Sorgfalt auf, welche auf die Kultur, auf die Ernte, auf das Trocknen und auf die Brühung verwendet wurde. Es möge den holländischen Tabakspflanzern ein erfreuliches Zeichen sein, dass diese wirklich grosse Kultur und dieser grosse Handel in den letzten zwei Jahren wiederum Fortschritte machen. Ehemals brachte der getrocknete, noch nicht fermentierte Tabak 25 Gulden per 100 Pfund ein, in den schlechten Jahren (87-92), als viele Züchter die Kultur einstellten, 7-12 Gulden, und jetzt wieder 17-20 Gulden.
Man unterscheidet im Handel:
1o Boden- oder Sandgut. Dies sind Tabaksblätter, welche zuerst gepflückt werden, die untersten Blätter, welche viel Erde und Sand enthalten und schon Ende Juli geerntet werden.
2o Erdgut. Dies sind die mittelsten Blätter, die wohl den besten Teil der Pflanze bilden.
3o Bestgut. Dies ist weniger gut und wird vom oberen, der Knospe beraubten Teil der Pflanze, erhalten.
4o Geizen. Es sind diejenigen Blätter, welche nach dem Pflücken noch am Stengel wachsen, es sind Ausläufer, welche die Pflanze so viel wie nur möglich aussaugen.
Die Durchschnittsernte ist gewöhnlich 2 à 3 Millionen Pfund.
Von unserm holländischen Tabak geht 7/8 der Ernte nach Deutschland, Belgien, Österreich, Italien, Schweden, Norwegen und England; 1/8 bleibt im Lande zu verschiedenen Zwecken als Kerbtabak und Deckblatt.
Der Schnupf- und Kautabak wird hauptsächlich geliefert von Amerongen, Nijkerk, Wageningen, Rhenen und Umgegend; es ist »Bestgut« und wird zum grössten Teil nach England, Belgien, Italien und Deutschland versandt, während das »Erdgut« nach Österreich, Frankreich und auch nach Italien und Deutschland geht.
Das Blatt aus Nijkerk ist, wie man es nennt »üppiger«; es ist elastischer und »piepst«, wenn man es mit den Fingern spannt. Es sieht auch fetter und dicker aus und eignet sich daher besser zum schweren Kautabak und zum Schnupftabak. Die Betuwe liefert mit ihrem schweren Lehmboden immer den besten Cigarrentabak, der deshalb mit 2 Gulden per 100 Pfund mehr bezahlt wird. Der Tabak von Valburg jedoch mit seinem hellgefärbten Blatt zeichnet sich vor allen andern aus und ist sogar 8 Gulden per 100 Pfund mehr wert. — Der Tabak, der nach Schweden, Norwegen, Dänemark und Deutschland »ungebrüht« versandt wird, kommt aus Valburg und Bemmel und zum kleinen Teil von Maaswaal. Er wird im getrockneten Zustande, »kalt gebrüht«, wie man es nennt, also ohne der Fermentation ausgesetzt gewesen zu sein, sofort gebraucht. Dieser Tabak hat eine helle, goldgelbe Farbe. Der Schnupf- und Kautabak hat ein dickes Blatt; schon mit der Hand kann man bei gleich grossen Büscheln den Gewichtsunterschied von dem Cigarrentabak deutlich herausfühlen (Betuwe).
Um die hohen Zollabgaben in England, Deutschland und Belgien zu umgehen, wird die Mittelnarbe aus den Blättern herausgenommen, die Blatthälften auf einander gelegt und in zierliche Büschel gebunden. Den gleichen Erfolg erhält man, wenn man den Tabak »ausdämpft« d. h. das Gewicht vermindert, indem man den Wassergehalt verringert. Auf diese Weise ist es möglich, 50 kg auf ein Gewicht von 35 herabzudrücken. Ich meine, dass die englische Regierung eine bestimmte Grenze gezogen hat, und dass der Tabak also nicht so trocken gedämpft werden darf, wie man dies früher that.
Der Einfluss ausländischer Ernten kann hier durch die Änderung des Preises zu Tage treten. Wenn das Ausland eine Missernte oder weniger gute Ernte hat, so steigen die Preise hier und umgekehrt.
Die Zeit für den Verkauf ihres Tabaks kann von den Züchtern selbst bestimmt werden; der Grosshandel bezieht die getrockneten Blätter von ihnen, wenn die Preise annehmbar sind.
Dieser Handel beruht hauptsächlich bei den Herren Herschel in Amersfoort, de Hartog, de Voogt und Koch in Wageningen, Frowein in Arnheim und de Block und Co. in Amsterdam, nebst einigen Spekulanten in Maaswaal.
Düngung.
Das Klima, der Boden, die Düngung, die Trocknungsweise der Blätter und die Fermentation üben einen grossen Einfluss auf die so sehr erwünschte gute Qualität der Tabaksblätter aus. Es ist also nicht möglich, alle diese Bedingungen künstlich hervorzurufen oder zu beeinflussen.
Eine gute Ernte ist sehr abhängig von den Witterungsverhältnissen. Ein einziger Hagelschauer kann in einigen Minuten ein zu Felde stehendes Gewächs fast vernichten, während auf der anderen Seite eine Krankheit unter den Pflanzen bisweilen zahlreiche Opfer heischt. Auch beim Tabak findet ein Wechsel im Anbau statt; wozu die Leguminosen gewählt werden. Durch die eingehenden Untersuchungen von Hellriegel, Nobbe und Hiltner ist dieser Wechsel studiert und erklärt worden. Die Pflanze, die im Allgemeinen viel Stickstoff zum Aufbau des Eiweisses bedarf, erhält diesen Stickstoff aus dem Boden und der zugeführten Nahrung. Wenn ein und dasselbe Gewächs während einiger Jahre auf einem Acker gezogen wird,