Arion empiricorum, bis zu 100 auf einem. In ähnlicher Weise schmarotzt eine andere Milbe, Limnochares Anodontae, auf und in den Muscheln.
Weit zahlreicher als diese äusseren Schmarotzer sind die Eingeweidewürmer der Weichthiere. Viele Parasiten der Wasservögel leben in ihrem Jugendzustand in den Paludinen und Limnäen, vor allen die Distomen und deren Larven, die Cercarien. Die grosse Sumpfschnecke, Paludina vivipara, beherbergt allein 4 Arten Distomum und sämmtliche übrigen Wasserschnecken enthalten mindestens einzelne Species. Werden solche Schnecken von Vögeln oder anderen Thieren gefressen, so entwickelt sich die Cercarie zum vollständigen Distomum. Auch das für die Schafe mitunter so verderbliche Distomum hepaticum, der Leberegel, wohnt als Larve in Schnecken; die ausgebildete Cercarie scheint dann das Thier zu verlassen und eine Zeit lang im Wasser oder selbst im feuchten Grase lebend zu bleiben, bis sie endlich mit dem Futter oder Wasser in den Darmcanal der Schafe gelangt. Doch kann sie am Ende auch mit der Schnecke von den Schafen gefressen werden; wenigstens hat man in England beobachtet, dass die Schafe auf den Dünen sehr gern die lebende Helix variabilis fressen und davon fett werden.
Auch Würmer aus der Classe der Nematoden findet man in den Nieren einiger Schneckenarten und selbst im Blute von Helix pomatia beobachtete Keferstein einen Fadenwurm. Ein durch seine schöne grüne Farbe ausgezeichneter, ziemlich grosser Wurm, Leucochloridium paradoxum, wurde von Carus in den Fühlern von Succinea entdeckt.
Alle diese Parasiten scheinen das Wohlbefinden der Schnecken durchaus nicht zu beeinträchtigen.
Ein ganz eigenthümliches Verhältniss, vielleicht Wechselverhältniss, findet sich zwischen unseren Flussmuscheln und einem kleinen, karpfenartigen Fisch, dem Bitterling, Rhodeus amarus; die Embryonen des Fisches entwickeln sich nämlich in den Kiemenfächern der Muscheln, und wahrscheinlich machen die Muschelembryonen ihre Verwandlung auf diesem oder einem anderen Fische durch. Genaueres hierüber im speciellen Theil.
Achtes Capitel.
System der Mollusken.
Für die Eintheilung der Binnenconchylien hat man die verschiedenartigsten Systeme in Vorschlag gebracht, je nachdem man das Gehäuse, oder die Fresswerkzeuge des Thieres oder das Fehlen oder Vorhandensein einer Schleimpore am Ende des Fusses zum wichtigsten Criterium gemacht hat. Wir befolgen im Ganzen die auf Cuvier’s System beruhende Anordnung von Ad. Schmidt, weil dieselbe für die Betrachtung der Binnenconchylien allein als die einfachste und klarste erscheint. Sie ist wesentlich auf das Vorhandensein oder Fehlen des Deckels und die Stellung der Augen begründet. Mit den dadurch bedingten Verschiedenheiten gehen nämlich so durchgreifende Unterschiede im gesammten Bau Hand in Hand, dass das System als ein durchaus naturgemässes erscheint; die Unterschiede lassen sich auch ohne mühsame Präparation schon mit blossem Auge erkennen. Nur bei den Heliceen haben wir uns einige Abänderungen im Anschluss an die Eintheilung von Albers-Martens, die wenigstens für die europäischen Conchylien durchaus mustergültig ist, erlaubt.
Wir theilen demgemäss, wie schon oben erwähnt, die gesammten Mollusken ein in Kopftragende, Cephalophora, auch Bauchfüsser, Gastropoda, genannt, und Kopflose, Acephala. Die Kopftragenden zerfallen wieder in solche ohne bleibenden Deckel, Inoperculata, und solche mit bleibendem Deckel, Operculata. Die Deckellosen tragen ihre Augen entweder auf der Spitze der Fühler, Stylommatophora, oder an der Basis derselben, Basommatophora; einige Untergruppen werden dann durch das Fehlen oder Vorhandensein eines äusseren Gehäuses und durch das Gebiss bedingt. Die Basommatophoren zerfallen nach ihrer Lebensweise in Land- und Wasserschnecken, Terrestria und Aquatilia, und ebenso die Deckelschnecken. Die Muscheln theilen wir in solche mit und solche ohne Athemröhre.
Das ganze System stellt sich folgendermassen dar:
A. Cephalophora, Schnecken.
I. Inoperculata, Deckellose.
1. Stylommatophora.
a. Ohne Kiefer, Testacellea.
1. Daudebardia.
b. Mit Kiefer, ohne äussere Schale, Limacea.
2. Arion.
3. Amalia.
4. Limax.
c. Mit Kiefer und äusserer Schale, Helicea.
5. Vitrina.
6. Hyalina.
7. Helix.
8. Cionella.
9. Buliminus.
10. Pupa.
11. Balea.
12. Clausilia.
13. Succinea.
2. Basommatophora.
d. Terrestria, Auriculacea.
14. Carychium.
e. Aquatilia, Limnaeacea.
15. Limnaea.
16. Physa.
17. Planorbis.
18. Ancylus.
II. Operculata, Deckelschnecken.
a. Terrestria, Neurobranchia.
19. Acme.
20. Cyclostoma.
b. Aquatilia, Prosobranchia.
α. Bandzüngler, Taenioglossa.
21. Paludina.
22. Bithynia.
23. Hydrobia.
24. Valvata.
β. Fächerzüngler, Rhipidoglossa.
25. Neritina.
B. Acephala, Muscheln.
1. Thier ohne Athemröhre, Najadea.
26. Unio.
27. Anodonta.
2. Thier mit Athemröhre.
a. Schale rundlich, Cycladea.
28. Cyclas.
29. Pisidium.
b. Schale dreiseitig, Tichogoniacea.
30. Tichogonia.
SPECIELLER THEIL.
A. Cephalophora, Schnecken.
Erstes Capitel.
Anatomische Verhältnisse.
Den allgemeinen Bau der Schnecken kann man am besten an den nackten Schnecken, z. B. den schwarzen Wegschnecken, studiren. Wir sehen das Thier in Gestalt eines länglichen Schlauches, unten zu einer flachen, muskulösen Sohle verbreitert. Die umhüllende Haut ist an einer, hier nur einen kleinen Theil des Rückens bedeckenden Stelle besonders glatt und muskulös. Dieser Theil ist der Mantel. Er tritt an den Seiten als eine Falte los und unter diesem Mantelrande, zwischen ihm und dem Körper, bleibt eine Höhle, die Athemhöhle, die durch einen lochförmigen, verschliessbaren, nahe dem Mantelrande befindlichen Schlitz mit der äusseren