Iztaccíhuatl]sehr hohe und wunderbar anzuschauende. Ende August tragen sie noch so viel Schnee, dass von ihren Gipfeln nichts anderes als eben dieser sichtbar ist. Aus dem einen, der der höchste ist [Popocatépetl], stieg eine Dampfwolke empor, einem großen Haus gleich, und so groß ist anscheinend die Gewalt, mit der sie hervordringt, dass nicht einmal der starke Wind, der dort ständig weht, sie zu beugen vermag. Da ich dieses Geheimnis erkunden wollte, um darüber Bericht erstatten zu können, schickte ich zehn tüchtige Leute mit einigen Eingeborenen als Pfadfinder aus, den Berg zu besteigen. Sie versuchten den Berg zu erklimmen, mussten es aber zuletzt wegen des vielen Schnees und wegen des Wirbelwindes, der die Asche umhertreibt, vor allem aber wegen der großen Kälte aufgeben. Sie kamen jedoch ganz in die Nähe des Kegels, und gerade als sie oben standen, begann der Dampf hervorzubrechen. Er fuhr, wie sie sagten, mit solcher Gewalt und einem solchen Getöse heraus, als wollte der ganze Berg einstürzen. So stiegen sie wieder herab und brachten Schnee und Eisstücke mit, damit wir selbst sehen möchten, was uns in diesem Erdstrich ungewöhnlich schien, besonders da diese Gegend auf dem zwanzigsten Grad, etwa in der Höhe von Española, liegt, wo ständig eine große Hitze herrscht.
Unterwegs stießen sie auf eine Landstraße und sie fragten die Eingeborenen, wohin sie führe. Die Indianer sagten, dies sei eine gute Straße nach Culúa, die andere aber, auf der man uns dorthin führen wolle, sei nicht gut. Meine Spanier verfolgten die Straße nun bis zum Abhang beider Berge, zwischen denen sie hinunterführt, und sie erblickten das Tal von Culúa und die große Stadt Tenochtitlán [Mexiko] mitten in den Lagunen, worüber ich später noch berichten werde. Sie kehrten zurück und waren sehr froh darüber, eine gute Straße entdeckt zu haben, und Gott weiß, wie sehr auch ich mich freute. Ich sagte nun den Gesandten Moctezumas, ich wolle auf dieser Straße ziehen und nicht auf jener, die sie mir vorgeschlagen hätten, diese sei viel kürzer. Sie erwiderten, darin habe ich Recht, aber ich müsse dann einen Tagesmarsch durch das Gebiet von Guaxocingo ziehen, das ihnen feindlich sei, so dass ich dort nicht versorgt sein werde. Wolle ich aber durchaus diesen Weg einschlagen, so würden sie Proviant dorthin schaffen.
So brachen wir auf, immer noch in der Furcht, dass sie uns einen Streich spielen könnten. Sie sollten aber auch nicht glauben, es fehle uns an Mut, diese Straße zu marschieren. Am ersten Tag gelangte ich an einige Weiler der Stadt Guaxocingo, wo ich von den Eingeborenen gut aufgenommen wurde. Sie schenkten mir einige Sklavinnen und kleine Goldstückchen, im Ganzen aber recht wenig, da sie selbst keins haben, weil sie Bundesgenossen der Tlaxcalteken und wie diese von den Azteken eingeschlossen sind und in großer Armut leben müssen.
Am folgenden Tag stieg ich den Engpass zwischen den beiden Bergen empor, und beim Hinabsteigen, als wir schon das Reich des Moctezuma vor uns liegen sahen, fand ich ein sehr gutes Quartier, erst kürzlich eingerichtet und so groß, dass ich mit allen meinen Truppen darin herbergen konnte, obgleich ich mehr als viertausend Indianer – Eingeborene der Länder Tlaxcala, Guaxocingo, Cholollan und Cempoala – bei mir hatte. Für alle war reichlich zu essen da, und in den Häusern gab es genug Holz und Feuer, denn es war in der Nähe der schneebedeckten Berge sehr kalt.
NEUNTES KAPITEL
Moctezumas Gesandte fordern zur Umkehr auf – Weitermarsch und Einzug in Iztapalapa – Aufbruch in die Hauptstadt von Mexiko
Es kamen nun wieder einige Gesandte, unter ihnen einer, von dem man mir sagte, dass er ein Bruder Moctezuma sei. Sie brachten mir Gold im Wert von dreitausend von Pesos [etwa 130.000 Mark] und sagten mir, ihr Herr lasse mich bitten, nicht darauf zu bestehen, in seine Stadt zu kommen, weil sein Land sehr arm an Lebensmitteln sei. Außerdem würde ich den Weg schlecht finden, da er ganz unter Wasser stünde, so dass ich nur in Kähnen weitergelangen könne. Ich möge überlegen, was Moctezuma mir geben solle, er sei auch bereit, mir jährlich eine Abgabe zu leisten und sie ans Meer oder wohin ich sonst verlange zu bringen. Ich empfing die Herren recht freundlich und schenkte ihnen, besonders dem Bruder von Moctezuma, einiges von unseren spanischen Sachen, worauf sie großen Wert legen. Auf ihre Botschaft aber antwortete ich, ich würde umkehren, wenn dies in meiner Hand läge, um mich Moctezuma gefällig zu erweisen, aber ich sei auf Befehl Eurer Majestät in dieses Land gekommen, und die Hauptsache, worüber ich Bericht erstatten müsse, sei eben Moctezuma und seine große Stadt, von denen Eure Hoheit schon seit langem Kenntnis habe. Sie möchten ihrem Herrscher deshalb sagen, ich bäte ihn, meinen Besuch anzunehmen, da ihm daraus keinerlei Schaden, wohl aber Nutzen entstehen könne. Wenn ich ihn gesehen habe und es dann noch sein Wille sei, mich nicht in seiner Gesellschaft zu lassen, dann würde ich umkehren. Wir würden aber besser unter uns die Art und Weise festlegen, wie er sich im Dienste Eurer Hoheit zu benehmen habe, als durch dritte Personen, selbst wenn sie unser volles Vertrauen hätten. Mit dieser Antwort zogen die Gesandten wieder ab. Sie hatten, wie wir an verschiedenen Anzeichen bemerkten, die Absicht gehabt, uns in der Nacht angreifen zu lassen. Als ich dies aber merkte, ergriff ich solche Maßnahmen, dass sie ihren Plan aufgaben. Sie ließen nun viel Kriegsvolk, das in den nahe gelegenen Bergen versammelt war, ganz heimlich wieder abmarschieren, wie uns von unseren Streifen und Horchposten gemeldet wurde.
Gleich nach Tagesanbruch rückte ich in das zwei Leguas entfernte Dorf Amecameca vor, das zur Provinz Chalco gehört und mit den umliegenden Weilern zwanzigtausend Einwohner zählen mag. Wir wurden in einigen guten, dem Kaziken gehörenden Häusern einquartiert. Hier fanden sich auch einige vornehme Personen ein, die mir sagten, sie seien von Moctezuma geschickt worden, um mich hier zu erwarten und mit allem Nötigen zu versehen. Der Kazike des Dorfes schenkte mir dreitausend Castellanos [Goldpesos] und vierzig Sklavinnen und versorgte uns zwei Tage hindurch reichlich mit allem Notwendigen. Tags darauf zog ich weiter und brachte die nächste Nacht in einem kleinen Dorf zu, das an einer großen Lagune lag und fast zur Hälfte über dem Wasser erbaut war, während an der Landseite ein felsiger Berghang aufragte.
Und auch hier hatten sie noch einmal das Bedürfnis, ihre Kräfte mit uns zu messen, nur dass sie uns zur Nachtzeit unvorbereitet überfallen wollten. Wir hielten aber so gute Wacht, dass von ihren Kundschaftern, die in Kähnen übers Wasser kamen oder vom Berg herabstiegen, fünfzehn bis zwanzig von uns ergriffen und getötet wurden, so dass nur Wenige entkamen. Da sie uns nun solchermaßen auf der Hut sahen, beschlossen sie, ihr Vorhaben aufzugeben und sich mit uns zu vertragen.
Am folgenden Morgen kamen zwölf Gesandte, unter ihnen ein besonders vornehmer Herr von etwa fünfundzwanzig Jahren. Die anderen erwiesen ihm so großen Respekt, dass sie, als er seine Sänfte verließ, den Boden vor seinen Füßen von Steinen und Strohhalmen reinigten. [Es war Cacama, Herrscher von Texcoco, der mächtigste Vasall Moctezumas.] Sie sagten, sie kämen im Auftrag von Moctezuma, um mich zu begrüßen, ihr Herr lasse sich entschuldigen, da er sich nicht wohl fühle. Seine Residenz liege ganz in der Nähe, und da ich noch immer entschlossen sei, mich dorthin zu begeben, würde ich ihn dort sehen und von ihm erfahren, welche Neigung er für den Dienst Eurer Hoheit gefasst habe. Nichtsdestoweniger bitte er mich noch immer, wenn es irgend möglich sei, nicht zu kommen, da ich viel Not und Ungemach ausstehen würde, und da es für ihn sehr beschämend sei, mich nicht nach meinen Wünschen versorgen zu können. Auch die Gesandten bestanden darauf so hartnäckig, dass nur noch fehlte, sie verböten mir den Weitermarsch, wenn ich darauf beharren würde. Ich besänftigte sie aber so gut es ging, indem ich ihnen erklärte, meine Ankunft könne ihnen niemals zum Schaden gereichen, wohl aber zu großem Vorteil. Darauf empfahlen sie sich, nachdem ich ihnen noch einige meiner mitgebrachten Sachen geschenkt hatte.
Unmittelbar nach ihnen setzte ich mich in Marsch, begleitet von vielen Eingeborenen, die in großem Ansehen zu stehen schienen. Ich verfolgte die Straße am Ufer der großen Lagune. Nach einem Marsch von einer Legua gewahrte ich im See, etwa zwei Armbrustschüsse vom Ufer entfernt, eine kleine Stadt, die wohl zweitausend Einwohner haben konnte, ganz im Wasser erbaut, mit vielen Türmen, aber ohne einen äußerlich sichtbaren Eingang. Eine Legua weiter betraten wir einen Damm, nicht breiter als eine Lanzenlänge, der in den See hineinführte. Auf ihm erreichten wir wieder eine kleine Stadt [Cuitláhuac], die die schönste von allen bisher gesehenen Städten war, sowohl wegen ihrer wohlgebauten Häuser und Türme als auch wegen der guten Anlage ihres Fundaments, da sie ganz über dem Wasser erbaut war.
Der Kazike der Stadt und viele Standespersonen besuchten mich und baten mich, bei ihnen Nachtquartier