Mary Henrietta Kingsley

Reisen in Westafrika


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rel="nofollow" href="#u7d8753e3-3a86-5d75-85fb-45feebd50f93">Vom Nkonié-See nach Esoon

       KAPITEL IX

       Von Esoon nach Agonjo

       KAPITEL X

       Handel im Busch und die Sitten der Fang

       KAPITEL XI

       Den Rembwé hinab

       KAPITEL XII

       Fetisch – Einführung

       KAPITEL XIII

       Fetisch – Tod und Hexerei

       KAPITEL XIV

       Fetisch – Begräbnis und Trauer

       KAPITEL XV

       Fetisch – Geister und Götter

       KAPITEL XVI

       Fetisch – Geheimgesellschaften

       KAPITEL XVII

       Der Große Kamerunberg – Vorüberlegungen

       KAPITEL XVIII

       Der Große Kamerunberg – Aufstieg

       KAPITEL XIX

       Der Große Kamerunberg – Südostkrater

       KAPITEL XX

       Der Große Kamerunberg – Abstieg

      VORWORT

      Als Mary Kingsley 1862 im Norden Londons zur Welt kam, war Großbritannien noch unangefochten Welt- und Seemacht. Angeregt durch die politischen Diskussionen in ihrer Familie, verfolgte sie von Kindheit an die Bestrebungen der europäischen Kolonialstaaten, die jeweilige Macht auf dem »Schwarzen Kontinent« zu erhalten oder möglichst noch auszubauen. Der »Wettlauf um Afrika« war in vollem Gang. Großbritannien verabschiedete sich von der Idee der informellen militärischen und wirtschaftlichen Übermacht und erstrebte eine direkte Einflussnahme auf die inneren Angelegenheiten afrikanischer Staaten. Vor allem Kolonialminister Joseph Chamberlain trat für einen neuen Imperialismus ein und entwarf das Bild eines Herrschaftsbereichs von Kapstadt bis Kairo, der – ganz britisch – mit einer transkontinentalen Eisenbahnlinie verbunden werden sollte.

      In diesen Jahren des europäischen Gerangels um Macht und Bodenschätze machten sich nicht nur viele Männer auf der Suche nach Arbeit oder Abenteuer in die Kolonien auf, auch Frauen ließen sich von dieser Aufbruchstimmung anstecken. Lehrerinnen, Gouvernanten und Krankenschwestern waren überall gefragt, aber einige wagten es sogar, ganz allein zu reisen und ethnologische oder botanische Studien zu betreiben. Vor allem in Großbritannien gab es einen richtigen Boom, angefeuert vom ersten »Handbuch für weibliche Reisende« (L. C. Davidson: »Hints to Lady Travellers at Home and Abroad«, 1889). Die Frauen erkannten die Chance, auf diese Weise dem ereignisarmen Londoner Salonleben und den Konventionen ihrer Heimat entfliehen zu können. Beiträge in Frauenzeitschriften feuerten die noch Unentschlossenen an. »Frauen können genauso reisen wie Männer, wenn sie es nur richtig anstellen.«

      Auch Mary Kingsley blätterte regelmäßig im Atlas, schließlich war sie umgeben von Menschen, die geradezu süchtig danach waren, in der Welt umherzuziehen. So wird Mary eine große Reisende und begnadete Autorin werden, die die afrikanische Goldküste abfährt, durch die Sümpfe des Hinterlands von Gabun wandert und im Auftrag des Britischen Museums seltene Fische im Fluss Ogowé fängt. Sie wird auf primitivste Weise in den Dörfern der einheimischen Stämme nächtigen und sich wilde Abenteuer mit Leoparden, Elefanten und Flusspferden liefern. »Mary Kingsley lebte lieber in den Byways statt auf den Highways«, fasste die »Times« den Reisestil Kingsleys zusammen. Sie wird hochgelobte Bestseller wie dieses hier neu übersetzte Werk »Reisen in Westafrika« schreiben, eine viel begehrte Gesprächspartnerin und Vortragende werden und sich wegen ihrer eigenen Ansichten zur Kolonialpolitik mit den heimischen Politikern anlegen. Doch vor dieser glücklichen Lebensphase steht erst einmal eine einsame Kinder- und Jugendzeit in einem problematischen familiären Umfeld.

      Ihr Vater, George Kingsley, stammte aus einer bekannten englischen Familie begabter Menschen, in der alle Männer studieren konnten und das Leben genossen. Allesamt vielseitig interessiert und gebildet, hieß es schon von Großvater Charles, »er besaß jedes Talent, ohne es zu nutzen«. Großmutter Mary Lucas war als Tochter eines Richters in der vierten Generation von Plantagenbesitzern auf Barbados aufgewachsen und selbst schon viel gereist, eine kluge und tüchtige Frau, die vier Kinder aufzog und als eigentliches Familienoberhaupt fungierte. Charles, ihr ältester Sohn, lehrte später Geschichte an der Universität Cambridge, hatte ein wichtiges Kirchenamt inne und schrieb neben anderen das bis heute überaus erfolgreiche und verfilmte Kinderbuch »The Water-Babies«. Er galt als schwieriger Mann mit »dunklen Vorlieben«. Auch sein Bruder Henry und die Jüngste, Charlotte, hatten Erfolg als Autoren, aber keiner von ihnen war für ein bürgerliches Leben geschaffen. Über ihren Onkel Henry schrieb Mary Kingsley später, er habe sich nach seiner Rückkehr vom Goldschürfen in Australien am liebsten Pfeife rauchend unter einem Baum gelümmelt und haarsträubende Geschichten aus dem australischen Busch erzählt. »Er verschleuderte seine brillanten Möglichkeiten, ohne glücklich zu werden.« Henry starb mit 46 Jahren an Krebs und hinterließ eine Witwe, die später auf Marys finanzielle Unterstützung angewiesen war.

      Der zweitälteste Sohn, Marys Vater George, hatte schon mit Anfang Zwanzig sein Medizinstudium abgeschlossen, zog dann aber jahrelang durch Europa und Deutschland und übersetzte Heinrich Heine ins Englische. Als 1862 die Haushälterin der Familie, Mary Bailey, von ihm schwanger wurde, muss es zum großen Streit gekommen sein. Er solle die Frau sofort heiraten, hieß es. Gleichzeitig nahmen ihm anscheinend einige Familienmitglieder die nicht standesgemäße Ehe ziemlich übel und ließen das auch seine Tochter später immer wieder spüren. George selbst nahm die Bindung recht locker. Kaum war seine Tochter Mary am 13. Oktober 1862 geboren, ging er auf das Angebot des Earl of Pembroke ein, ihn auf einen langen Törn durch