Leni Behrendt

Leni Behrendt Box 1 – Liebesroman


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bestätigte sie kläglich, das heiße Gesichtchen an seine Brust drückend. »Es ist so schwer, mit all dem Glück, das mir fast das Herz berstet, zu den Gästen zurückzugehen.«

      »Ich weiß was, Liebchen«, sagte er lustig. »Wir rücken einfach aus – hinein in unsere Flitterwochen.«

      »Geht das denn?«

      »Und wie das geht! Natürlich nicht nach langem Palaver mit der Sippe, sondern ganz heimlich, still und leise, wie auch die Liebe zu uns kam. Du machst Tina und ich Balduin zu unsern Verbündeten. Sie packen unsere Koffer, der Chauffeur hält den Wagen bereit – und dann fliehen wir ins Land der Liebe. Einverstanden?«

      »Mit Wonne! Aber wird unser langes Fernbleiben nicht auffallen?«

      »Da hast du recht. Also machen wir es so: Nachdem ich unsern Getreuen Bescheid gesagt haben, kehre ich in die Gesellschaft zurück und mache allen blauen Dunst vor…«

      »Na du, denk an die Jo…«

      »Allerdings. Die hört das Gras wachsen und sieht durch sieben Bretter. Aber laß nur, es wird schon klappen. Halte du dich bereit.«

      Noch rasch einen Kuß, dann ging er. Dorthin, wo das Fest im vollsten Gange war. In einer gemütlichen Ecke saß die liebe Familie, zu der seit heute nun noch die Fürstin Zern und ihr Vetter zählten. Sie taten bereits ganz familiär und entpuppten sich dabei als liebe Menschen.

      »Nun Edzard, lassen Sie sich endlich blicken«, tat die Fürstin vorwurfsvoll. »Wo ist denn unser kleiner Goldfasan Dörth?«

      »Der zwitschert irgendwo herum, Durchlaucht.«

      Er nahm dem Diener, der gerade vorüberkam, ein gefülltes Sektglas vom Tablett, leerte es in einem Zuge – und schaute dann in Jos Augen hinein, in denen tausend Teufelchen zu lachen schienen. Er verneigte sich vor ihr, führte sie zum Tanz und tat zuerst einmal harmlos.

      Bis sie mit dem entzückend spitzbübischen Lächeln, das ihr eigen, ein Haar nahm, das da wie Goldgespinst glänzte auf seines Frackes Schwärze.

      Sie ringelte es um den Finger und hielt diesen dem verblüfften Mann unter die Nase.

      »Ich würde auf einen Seitensprung tippen, Freund Edzard, wenn dieses Haar nicht einmalig wäre. Hat sich nun endlich das gleißende Köpfchen an Ihr Herz gelegt?«

      »Frau Baronin, ich muß schon sagen…«

      »Bitte, keine Ausflüchte, Edzard. Wo ist Doro?«

      »Oben. Sie packt.«

      »Wozu denn?«

      »Für die Flitterwochen.«

      »So wollen Sie heimlich verschwinden?«

      »Jolein, ich bewundere Ihren Scharfsinn.«

      »Na, viel davon gehört hier wohl nicht«, lachte sie mitten in seine strahlenden Augen hinein. »Verschwinden Sie, ich tarne Ihr Auskneifen schon so lange, bis es geglückt ist. Alles Glück der Erde wünsche ich Ihnen, Edzard – schon deshalb, weil meine Dörth damit verbunden ist.«

      Da neigte der Mann seinen stolzen Nacken, drückte voll Verehrung seine Lippen auf die zarte Frauenhand und dirigierte seine Tänzerin geschickt bis zu einer Tür, durch die er unauffällig entschlüpfen konnte. Ein lachender Blick hüben und drüben, dann war der Mann verschwunden und eilte in langen Sätzen zu Herzliebelein, das schon ungeduldig seiner harrte.

      »Hat’s geklappt?«

      »Wo die Jo ihre Hand im Spiel hat, da klappt es immer. Fertig!«

      »Schon längst. Die Koffer sind bereits im Wagen. Tina liebäugelt mit dem schmucken Chauffeur, und der gute Balduin wartet darauf, dir beim Umkleiden zu helfen. Nun geh schon.«

      »Noch einen Kuß als Wegzehrung.«

      Die wurde ihm gut und reichlich gewährt. Doch als er schon an der Tür war, rief sie ihn noch einmal zurück.

      »Komm doch noch einmal her, Edzard –«

      »Aber mit dem größten Vergnügen!«

      »Nein, du, geküßt wird jetzt nicht«, schob sie den Übereifrigen lachend von sich. »Ich will dir nur was ins Ohr sagen.«

      »O wie schön! Ich bin ganz Ohr.«

      Fest zog er sie an sich, und was er dann zu hören bekam, ließ ihn schmunzeln. Dann blitzte es in seinen Augen auf.

      »Natürlich, mein Süßes, so wird’s gemacht. Ganz genau so, Wort für Wort.«

      Dann klappte die Tür zu – und Doro liefen die hellen Tränen übers Gesicht.

      Wie kann ein kleines Menschenherz nur so viel Glück fassen – dachte sie erschüttert. Zumal dann noch, wenn es wie ein Wirbelwind hineinbraust. Vor einer Stunde noch war alles in mir so unstet und zerrissen – und jetzt ist es voller Glückseligkeit. So hartnäckig, wie ich vorher mein Herz hütete, so will ich jetzt mein Glück hüten. Und du, lieber Herrgott, der du es so gut mit mir meinst, wirst mir dabei bestimmt behilflich sein.

      Zwanzig Minuten später saß sie im weichen Polster, von dem Arm des Gatten weich und warm umfangen. Wie traumverloren ging ihr Blick zu dem hellerleuchteten Schloß hin, wo an einem geöffneten Fenster sich ein menschlicher Körper gleich einer Silhouette abhob. Jetzt hob sich ein Arm, eine Hand winkte, Musik flatterte zu den Glückseligen hin, die sich lachend in die Augen sahen. Der Wagen rollte langsam ab, und wie ein schnurrendes Kätzlein kuschelte sich Doro fester in den molligen Platz.

      »Das war ein Gruß von Jo –«, sagte sie verträumt. »Ich habe mein Herz gehütet – und Jo mein Glück.«

      *

      »Was lachen Sie denn so spitzbübisch in sich hinein, Baronin?« fragte die Fürstin, als Jo sich wieder dem fröhlichen Kreis zugesellte.

      »Sie sind weg –«, erklärte sie einfach. »Auf der Hochzeitsreise.«

      Hundert Fragezeichen waren gar nichts, die da in sieben Augenpaaren standen – und sieben verblüffte Gesichter waren zum Malen.

      »Also, meine Herrschaften, so was von Begriffsstutzigkeit…«

      »Jo, wenn du jetzt nicht deutlicher wirst, drehe ich dir den Hals um!« drohte Bertie, und sie lachte hellklingend auf.

      »Trau ich dir ohne weiteres zu, da ich ja keinen kostbaren Pferdehals habe. Sie sind auf der Hochzeitsreise, ist das nicht deutlich genug erklärt. Sang- und klanglos ausgerückt sind

      sie. Aha, bei Gräfin Linda scheint es langsam zu tagen. Begriffen?«

      »Und wie!« lachte Linda auf, so recht von Herzen glücklich. »Wie konnte das geschehen, Jo?«

      »Weil sie heute vergaßen, ihre stolzen, törichten Herzen zu hüten.«

      Immer noch ein Nichtbegreifen, doch dann tagte es auch in den andern Hirnen. Nur in denen der Fürstin und ihres Vetters nicht, weil sie ja nicht im Bilde waren.

      »Na endlich –«, seufzte Georg Sander so recht aus Herzensgrund. »Kinder, jetzt sauf’ ich mir einen an, daß ich in drei Tagen noch nicht nüchtern bin. Hältst du mit, Bertram?«

      »Und wie!« kam es schmunzelnd zurück. »Ich habe nur noch etwas zu verkünden.«

      Er erhob sich, ging zu den Musikern – und schon klang ein Tusch auf, der die Gäste zusammenrief. Erwartungsvoll sahen sie zu dem Gastgeber hin, der lachend sagte:

      »Falls einer von den Herrschaften unser junges Paar, das ja heute die Wiederkehr seines Hochzeitstages feierte, vermissen sollte, so soll er wissen, daß sich das Paar zum zweiten Mal auf die Hochzeitsreise begeben hat – weil die erste doch zu schön war –«

      Ein Jubel brandete auf, der sobald kein Ende nehmen wollte. Das war doch mal etwas, das aus dem Rahmen des Herkömmlichen fiel. Und dafür sind die Menschen ja stets zu haben.

      »So –«, sagte Bertram zufrieden, als er sich wieder den andern zugesellte. »Jetzt brauchen sensationslüsterne