ich habe hier keinen einzigen Freund. Einen habe ich gehabt, aber der ist vielleicht in diesem Augenblick schon tot. Ich meine den Oberst. Und der Oberst stand die ganze Zeit über hoch in der Gunst des Volkes. Er und seine Tochter wurden vergöttert. Und das mit Recht, denn eine liebenswürdigere Familie kann man sich gar nicht denken.
Es erregte darum Unwillen und sogar Entrüstung rund herum auf den Gütern, als das Gerücht aufkam, ich würde mich mit der Tochter des Obersts verloben. Man hielt es für höchst unpassend, daß ein so gottloser Mensch wie ich in eine so prächtige Familie kommen sollte, und es wurde gesagt, ich hätte mit Geschick und Tücke dem Oberst Sand in die Augen gestreut. Ja, man scheute sich sogar nicht einmal, zu behaupten, die Verlobung sei von meiner Seite nur Berechnung und Geldspekulation. Ich sollte mein Erbteil aus Reisen vergeudet haben und nahe am Konkurs stehen. Lieber Freund, dir will ich sagen was diese Menschen nicht wissen: Ich habe allerdings auf meinen Reisen mehr Geld gebraucht, als mein Erbteil betragen hat, aber ich habe mir durch glückliche Spekulationen ein neues und viel beträchtlicheres Vermögen erworben, als mein Erbe gewesen war. Ich verberge dir nichts. Ich erzähle alles, wie es ist, denn ich will, daß du den richtigen Eindruck bekommen sollst von allen Umständen, die dazu beigetragen haben, daß ich jetzt so nahe am Abgrund stehe. Ich will dir auch nicht verbergen, daß mich der alte Oberst zu Anfang mit verdächtigen Blicken betrachtet hat; aber er änderte verhältnismäßig rasch seine Ansicht von mir, und er gab sich auch Mühe, seine Bekannten zu einer milderen Beurteilung meiner Person zu veranlassen.
Das glückte ihm aber nicht.
Die Leute sagten, ich hätte ihn nur durch falsches und heuchlerisches Auftreten betört.
Aber der Oberst, der sich auf sein eigenes Urteil verließ, kümmerte sich nicht um das Gerede der Leute.
Zu jener Zeit war ich der glücklichste Mensch unter der Sonne.
Dann aber kam plötzlich die schreckliche Veränderung. Ich habe dir erzählt, was an jenem traurigen Tage passiert ist, der mir unvergeßlich vor der Seele steht.
Ich habe seither viel gegrübelt und nachgedacht, aber es war mir nicht möglich, eine Lösung des Rätsels zu finden.
Warum mußten wir uns so plötzlich trennen?
Warum sollte mit einem Male alles zwischen uns aus sein?
Aber den Leuten in der Umgegend war die Sache vollständig klar. Endlich seien dem alten Oberst die Augen aufgegangen, sagten sie zueinander. Endlich sehe er ein, was ich für ein schlechter und gottloser Mensch sei.
Daß ich in jenen Tagen nur noch finsterer und verschlossener wurde, deuteten sie, daß ich Rache brüte, und Dagnys verweinte Augen bestätigten ihnen nur wieder einmal, daß die Liebe blind mache.
Nach allgemeiner Auffassung stand die Sache so, daß der alte Oberst seiner Tochter entschieden untersagt habe, mich wiederzusehen, daß er mir das Haus verboten habe, und daß er selbst sich zu Hause halte, weil er mich nicht treffen wolle.
Und nun wurde der Oberst mehr tot als lebendig aufgefunden. Er lag am Waldrand unter den Zweigen einiger Bäume und hatte eine große klaffende Wunde am Hinterkopfe.
Lieber Freund, nach allgemeiner Ansicht bin ich sein Mörder, und ich muß gestehen, ich habe den Schein gegen mich. Ich ...«
Hier wurde Asbjörn Krags Freund durch eine laute Stimme, die sich im Vorzimmer hören ließ, unterbrochen. Jemand wollte herein, und ein anderer Jemand suchte ihn daran zu hindern.
Ein schmerzliches Lächeln glitt über Ivar Ryes Gesicht.
»Das ist das Gericht!« sagte er.
Und nun hörte Asbjörn Krag draußen im Vorzimmer eine polternde Stimme sagen:
»Es hilft nichts, mir den Zutritt zu wehren, Andresen. Ich komme im Namen des Gesetzes.«
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