zurück.« Zwei Nächte später, als die weiße Kobra im Dunkel der Gruft lag – geschändet, bestohlen, einsam –, wirbelte der von Edelsteinen funkelnde Ankus durch das Loch in der Mauer und fiel klirrend in das Meer güldener Münzen am Boden.
»Urahn der Kobras!« rief Mogli – er blieb wohlweislich außerhalb der Mauer –. »Nimm dir aus deinem Volke einen Jungen und Starken zu Hilfe, um den Schatz des Königs zu hüten, auf daß nie wieder ein Mensch diesen Ort lebend verlasse.«
»Ah, ah! Er kehrt also heim«, murmelte die alte Kobra und wand sich liebkosend um den Ankus. »Ich sagte doch, das Ding ist der Tod. Wie kommt es, daß du noch lebst?«
»Bei dem Bullen, für den Baghira mich in das Rudel der Sioniwölfe einkaufte, ich weiß es nicht! Das Ding hat sechsmal getötet in einer Nacht. Bewahre es wohl in ewiger Finsternis.«
Gesang des kleinen Jägers
Eh’ Mor, der Pfau, aufflattert,
eh’ das Affenvolk erwacht,
Eh’ Tschil, der Geier,
stößt zu Tal voll Gier –
Durch die Dschungel fliegt ein Schatten,
und ein Seufzen stöhnet sacht –
Das ist Furcht, o kleiner Jäger –
Furcht ist hier!
Sachte, sachte, an dem Hang
heimlich, lauernd schleicht’s entlang,
Und ein Flüstern regt sich ängstlich
fern und nah –
Und der Schweiß deckt dein Gesicht,
denn vorüber strich’s ganz dicht –
Das ist Furcht, o kleiner Jäger –
Furcht ist da!
Eh’ der Mond den Fels erklomm,
eh’ den Grat in Licht er taucht,
Wann des Waldvolks Schwänze
hangen schwer und feucht,
Ha! ein Atem heiß dich haucht –
schnobernd durch die Nacht es faucht –
Das ist Furcht, o kleiner Jäger –
Furcht da schleicht!
Auf die Knie, den Strang gestrafft,
von der Sehne schnell den Schaft –
In das höhnend leere Dickicht
wirf den Speer –
Bebend sinket dir die Hand,
aus der Wang’ das Blut entschwand –
Nah ist Furcht, o kleiner Jäger –
Furcht schlich her!
Wenn die Wolke saugt den Sturm,
krachend sich ihm beugt der Wald,
Wenn im Regensturz
des Himmels Dach zerbricht,
Durch des Donners Toben hallt,
horch – ein Ton, der lauter schallt –
Furcht, o kleiner Jäger,
Furcht da spricht!
Höher schwillt des Stromes Lauf,
wilder tanzt der Kiesel Hauf’,
Zuckend Blitz auf Blitz
das Blättermeer durchfurcht,
Angst vertrocknet Kehl’ und Lippen,
und das Herz tost an die Rippen,
Hämmert: Furcht – o kleiner Jäger –
das ist Furcht!
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