Ludwig Thoma

Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke)


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Da Preis geht z’ruck; dös werst d’ g’hört hamm?

      Sedlbauer: I hör net so guat wia du.

      Elfinger: Na, na! Is scho wahr! D’ Kaibln, d’ Säu, all’s is billiger worn. Host d’nix zum vakaffa?

      Sedlbauer: I wart, bis da Preis wieda aufi geht.

      Elfinger: Gar z’ schlauch is aa nix. Was tuast d’ denn, bal’s no weniger kost’?

      Sedlbauer: Na wart i no länger.

      Elfinger eifrig: Sagt ma, net wahr? Na, g’scheidt, Sedlbauer: host d’ gar nix ?

      Sedlbauer gleichmütig: Na. Mit dem Kopf gegen Ursula hin nickend: Was host d’ denn da für oani dabei?

       Ursula hat ihren Handkorb auf den Schoß gestellt und die Hände darübergekreuzt. Sie sieht unbeweglich vor sich hin, den Kopf etwas eingezogen so daß ihr Gesicht unterm Tuch fast völlig versteckt bleibt.

      Elfinger fragend zu Sedlbauer: Han?

      Sedlbauer: Was d’ da für oani mitzog’n host?

      Elfinger mit dem Stockgriff nach Ursula deutend: Sie? Vo Arnbach is s’.

      Sedlbauer: So? Vo Arnbach?

      Elfinger: Geisberger mit Namens. Beim Leitner hoaßt ma’s am Haus.

      Sedlbauer: Is ma nix bekannt.

      Elfinger: Aba an Ding kennst d’ do, an Zwerger vo Niederroth?

      Sedlbauer: Den sell’n kenn i guat.

      Elfinger: Na kemma mir scho z’samm. Da Zwergerin ihra Muatta und dera wieder mit dem Stockgriff auf Ursula deutend ihra Muatta han Schwestern g’wen.

      Sedlbauer: So? Da Zwergerin ihra Muatta?

      Neunte Szene

       Inhaltsverzeichnis

       Die Sedlbäuerin kommt von rechts mit einem Enziankrug und einigen Schnapsgläsern, die sie auf den Tisch stellt.

      Sedlbäuerin: Jetzt trinkt’s no; da han i an Enzian.

      Ursula schüchtern: I dank schö! I mag koan Schnaps gar it.

      Sedlbäuerin: Daß er halt net süaß is, aba oa Glasl nimmst d’ do scho. Sie hat ein Glas eingeschenkt und schiebt es ihr hin.

      Ursula nippt: I trink ‘s ganz Jahr koan Schnaps it.

      Elfinger nimmt den Krug und schenkt sich selber ein: Du woaßt halt no net, was guat is. Trinkt. Ah! Der warmt oan auf! So was ko ma braucha.

      Sedlbauer: Bal ma mit an junga Weibsbild umanand zieahgt.

      Elfinger lacht überlaut: De Arbet waar net amal de leichtest.

      Sedlbäuerin freundlich zu Ursula: Muaßt d’ it auf d’ Mannsbilder aufpass’n. De hamm so grobe Gspaß.

      Ursula vor sich hinschauend: I paß scho net auf.

      Sedlbäuerin: Du bischt vo Arnbach, gel?

      Ursula: Ja.

      Elfinger eifrig: Beim Leitner is sie dahoam. Des sell is a richtig’s Haus.

      Sedlbäuerin: I hab’s wohl g’hört. D’ Heitmayerin hat ma’s aa g’lobt.

      Elfinger lärmend, und in den Tisch schlagend: Göi? Ja, wann i amal was sag, na muaß ‘s wahr sei. Da gibt’s nix bei mir. I sag allawei, des Lüag’n hat koan Wert, weil’s ja do aufkimmt.

      Sedlbauer trocken: A jed’smal werst d’net aufkemma sei.

      Elfinger: Na, G’spaß beiseit’, Sedlbauer! I mag ‘s Lüag’n gar net.

      Sedlbauer: Und ‘s Aufkemma no weniger.

      Elfinger: Dös brauch i net scheucha, weil i a richtiger Mo bi, vastehst d’? Frag dei Bäurin! Zur Sedlbäuerin. Göi? Hat d’ Heitmayerin net dös nämliche sag’n müass’n? Is epp’s derlog’n g’wen, was i g’sagt hab!

      Sedlbäuerin: Sie hat de Leitnerischen durchaus g’lobt, und, hat s’ g’sagt, Sedlbäuerin, sagt s’, da Leitner is von de fleißigst’n oana g’wen, und, sagt s’, er hat si des beste Zeugnis vodeant.

      Elfinger patscht mit den Händen, immer lärmend: Göi? Göi? Ja, wer d’Wahret red’t, braucht koan Zeug’n net fercht’n. Des sell sag dar i, Sedlbauer, und dir aa, Simmerl!

      Simon ohne sich zu rühren, sehr gleichgültig: Vo mir aus.

      Elfinger eifrig: Wia host d’ g’sagt?

      Simon: Vo mir aus, sag’ i.

      Elfinger: Ja, laß da vazähl’n, des sell derfst d’ glaab’n, mit dera – er deutet mit dem Stockgriff auf Ursula waar koana schlecht aufg’richt. Sie kennt d’ Arbet und is bei da Arbet aufg’wachs’n und scheucht koa Arbet. Zu Ursula. Jetzt red’ amal und sag’ eahna, was d’ host!

      Ursula fährt sich mit dem Handrücken über den Mund und fällt sogleich ein. Sie sagt ihre Angaben wie auswendig gelernte Stellen aus dem Katechismus monoton her: Vataguat hon i achttausad March und von da Muatta hon i no viertausad g’irbt…

      Elfinger erläuternd: Weil ihra Muatta nach’n Vata g’storm is.

      Ursula wiederholt, weil sie unterbrochen worden ist: Vataguat hon i achttausad March und von da Muatta hon i no viertausad g’irbt und macht mitanand zwölftausad March und vo dena san Hypathek neuntausad March und baar san dreitausad…

      Elfinger unterbricht erklärend: ‘s Geld liegt auf’n Anwes’n und dös hat ihra Bruada übanomma. Zu Ursula, aufmunternd: Red no und sag’s eahna allssammat!

      Ursula: ‘s Geld liegt auf da zwoat’n Hypathek und de erscht Hypathek is a Kirchageld und des sell san sechstausad vierhundert March und ‘s Anwes’n is g’schatzt auf zwoaravierzgtausad.

       Sie bricht unvermittelt ab, zieht den Kopf wieder ein und schnupft auf, indes sie wieder mit dem Handrücken den Mund abwischt. Alle schweigen. Pause.

      Elfinger triumphierend zum Sedlbauer: Was sagst d’nacha jetzt?

      Sedlbauer gleichmütig: M–hm, ja – ja. Es hört si guat o.

      Elfinger: Und is all’s notorisch und g’richtsmaßi. Da feit si koa Haar.

      Sedlbauer bedächtig: Wia groß is denn ‘s Hoamat?

      Elfinger zu Ursula: Wia groß daß ‘s Anwes’n is von dein Bruada?

      Ursula wieder genau in dem vorigen Ton hersagend: ‘s Anwes’n is Haus Nummera siebzehn a halbs in Arnbach und hat simmavierzg To’werk und vo dena san acht To’werk Wies’n und sechs To’werk Holz und ‘s ander han Gründ. Sie bricht wieder ab wie vorher und zieht den Kopf ein.

      Sedlbauer: