Bad einrichten dürfen, wofür sie sehr dankbar war.
Gustav Burgner mochte seine Enkelin sehr und sie ihren Großvater, das erkannte man auch daran, wie die beiden miteinander umgingen.
»Magst einen Ribiselsaft?« fragte der ehemalige Gärtnermeister Adelsbachs.
Nanni nickte. »Gerne. Am liebsten gemischt mit ein bisserl Mineralwasser.«
Als ihr Großvater zwei Gläser brachte und eines vor die Nanni hinstellte, fragte die unvermittelt: »Sag mal, die Durchlaucht hat so… so nett von dir geredet, so als ob sie in dich verliebt gewesen wär’.«
Gustav Burgner zog die Augenbrauen hoch, lächelte seine Enkelin zuerst lieb an und lachte schließlich. »Sonst ist alles in Ordnung, wie?«
»Ja«, erwiderte Nanni, »aber du hättest miterleben müssen, wie sie von dir geredet hat, die Durchlaucht. Sie hat sogar gesagt, daß ihr Vater froh gewesen wär’, daß du sie nach Adelsbach begleitet hast, weil er dann hätt’ sicher sein können, daß sie sich nicht ganz so allein fühlt.«
Gustl Burgner war, als die Nanni das Thema anschnitt, zuerst ein wenig gerührt gewesen, jetzt hatte er sich zumindest soweit gefangen, daß man ihm nichts mehr anmerkte.
»Der alte Baron von Steinburg war einer, der sehr auf seine Kinder geschaut hat«, sagte er, »und die Johanna war schon immer sein Augenstern. Es mag schon sein, daß er froh gewesen ist, als ich auch nach Adelsbach gegangen bin.«
»Aber dein Überwechseln von Steinburg hierher hat nichts damit zu tun gehabt, daß die Durchlaucht nach Adelsbach geheiratet hat.« Nanni sah ihren Großvater neugierig an.
»So ist es«, antwortete der. »Die Adelsbachsche Gärtnerei hat schon damals einen weithin bekannten Ruf gehabt.«
»Und du hast ihr Weltruf verschafft«, sagte Nanni.
»Oje, Weltruf«, erwiderte der Gustl, »das ist ein großes Wort.«
»Aber über die Grenzen bekannt geworden ist die Adelbachsche Gärtnerei erst, als du dort warst.«
Der Gustl wiegelte seinen Kopf. »Möglich, daß es so war. Aber es war nicht mein Verdienst.«
»Moment.« Nanni war nicht einverstanden. »Immerhin hast du mehrere Orchideen gezüchtet, die deinen Namen tragen. Und eine ist nach der Durchlaucht Johanna benannt.«
»Das mag ja sein«, murmelte der ehemalige Gärtnermeister der Adelbachschen Schloß- und Güterverwaltung, »aber so was Besonderes war das auch wieder nicht. Man hat eine Menge neue Blumen und andere Pflanzen gezüchtet, die den Namen desjenigen tragen, der sich ihre Entwicklung vorher überlegt hat.«
»Wieso bist du so bescheiden, Großvater?« fragte Nanni. »Die Durchlaucht hat da ganz anders geredet.«
Da verzog der alte Gustl sein Gesicht und bedeutete seiner Enkelin, ihre Stimme zu dämpfen.
»Net so laut«, murmelte er, »nachher hört’s noch die Großmutter, und die ist net so gut auf die Johanna zu sprechen.«
»Ist sie etwa eifersüchtig?« Man sah Nanni an, daß sie vorher nie an derartiges gedacht hatte.
»Jetzt hörst aber endgültig auf.« Ihr Großvater stand auf, nahm seine Pfeife, stopfte sie ein wenig umständlich und setzte den Tabak dann in Brand.
»Wieso willst du denn nicht darüber reden?« flüsterte Nanni. »Du und die Fürstin, wenn ihr euch gut verstanden habt, dann…!«
»Hör auf, Nanni«, unterbrach sie ihr Großvater, »das führt zu nix. Und wenn’s doch zu was führt, dann zu unguten Überlegungen. Deine Großmutter bekommt das Thema immer in die falsche Kehle. Und daß sie sich aufregt, das muß nicht sein.«
Nanni zuckte mit den Schultern. »Schad’, ich hätt’ schon noch gern ein bisserl mehr gewußt.« Sie lächelte verträumt. »Wenn ich mir vorstell’, du und die Durchlaucht, es ist wie im Märchen…!«
*
Hans von Adelsbach brachte seinen Umzug aus München immer mehr voran. In weniger als vier Wochen war er wieder in Adelsbach zu Hause, und seine Großmutter ließ Nanni kommen, weil sie sie bitten wollte, einen besonders schönen Blumenstrauß zusammenzustellen.
»Er ist für meinen Enkel Hans«, sagte sie. »Daß er zurück nach Adelsbach kommt, wissen Sie sicher.«
Nanni schüttelte den Kopf. »Nein, das wußte ich nicht.«
»Nun, dann wissen Sie’s jetzt«, erwiderte Fürstin Johanna. »Und ich bitt’ Sie, ihm zum Empfang einen ganz besonders schönen Strauß Blumen zu arrangieren.«
Nanni dachte einen Moment nach. »An was haben S’ da denn gedacht, Durchlaucht?«
»Das überlasse ich Ihnen, Nanni«, sagte Johanna von Adelsbach. »Wenn Sie soviel gärtnerische Phantasie haben wie Ihr Großvater, dann wird Ihnen genau das Richtige einfallen.«
Plötzlich wußte Nanni, was sie tun würde. »Hab’ ich. Hab’ ich völlig freie Hand?«
Die Chefin des Hauses Adelsbach nickte. »Ja, das haben Sie. Aber enttäuschen S’ mich nicht.
»Ich werd’ mein möglichstes versuchen, Durchlaucht«, sagte Nanni. »Wann muß der Blumenstrauß denn wo stehen?«
Die Fürstin sah auf die Uhr. »In zwei Stunden sollte er unten in der Marmorhalle auf dem Marmorpodest stehen. Wenn Sie nicht wissen, was ich meine, dann schauen S’ es sich gleich an. Um diese Zeit sollte der Bub nämlich eintreffen. Und, Nanni…?«
»Ja…?«
»Der Hans ist ein Blumenliebhaber. Er kennt auch was davon. Wenn S’ das Arrangement zusammenstellen, dann denken S’ bitte daran.«
»Ist schon recht, Durchlaucht!«
»Und noch was…!«
»Ja?«
»Der Hans liebt das Natürliche. Der Strauß sollte schon sehr schön, vor allem aber natürlich sein.«
»Ich hab’ schon eine Idee, Durchlaucht!«
»Welche denn?«
Nanni lächelte. »Wenn S’ gestatten, Durchlaucht, dann würd’ ich den Strauß gern aufstellen und vorher nichts verraten.«
Da lachte Fürstin Johanna. »Das sei Ihnen gestattet. Sie haben mich regelrecht neugierig gemacht.«
»Hoffentlich mach’ ich nicht grad’ das Verkehrte«, erwiderte Nanni.
»Also ich bin mir sicher«, sagte Johanna von Adelsbach mit einem freundlichen Lächeln um die Mundwinkel, »daß Ihnen genau das Richtige einfällt. Und denken S’ bitte daran, in spätestens zwei Stunden unten auf dem marmornen Tisch in der Eingangshalle. Dort will ich Hans nämlich begrüßen.«
»Ist schon recht, Durchlaucht…!« Nanni deutete einen Knicks an und verschwand.
Während sie die Marmortreppe hinunter rannte, sich in der Halle kurz den Tisch ansah und dann weiter in die Gärtnerei lief, ging Fürstin Johanna zu ihrem Sekretär, zog eine Schublade auf, nahm ein Foto heraus und sah es lange an. Als sie es wieder weglegte, hatte sie Tränen in den Augen.
Als Hans kam, es war ein wenig vor der in Aussicht gestellten Zeit, stand der Blumenstrauß noch nicht an seinem Platz. Als Fürstin Johanna es bemerkte, zog sie die Augenbrauen zusammen. Sie ließ manches durchgehen, aber Unpünktlichkeit auf gar keinen Fall.
»Wo ist Marianne Burgner mit den Blumen?« fragte sie, während sie sich nach Karl umsah.
»Die Nanni müßt’ jeden Moment da sein, Durchlaucht«, antwortete der. »Ich hab’ sie vorhin auf der Wiese hinter der Gärtnerei gesehen. Da hat sie…!«
»Ja, wenn sie sich auf der Wiese herumtreibt«, fiel Johanna von Adelsbach dem Diener ins Wort, »dann kann sie ja die Blumen nicht rechtzeitig bringen. Ich werd’ Blumen aus meinen Räumen bringen lassen. Diese weiße Marmorhalle