sollte vorsichtiger sein, was ich sage. Er versuchte, sich daran zu erinnern, wie sich die Menschen in den alten Zeiten begrüßt hatten.
»Hey! Heil! Seid gegrüßt!«, schrie er und winkte energisch.
Die beiden Männer schienen verunsichert zu sein. Sie sahen einander stumm an, dann spornten sie ihre Pferde an, die sofort in Galopp verfielen. Sie ritten in weitem Bogen an Martin vorbei und holten dabei so weit aus, wie es nur möglich war, ohne in den Wald zu geraten.
»Grüße! Äh … schön, dass wir uns getroffen haben! Was geht?«
Der Mann, der am nächsten an Martin vorbeiritt (er hatte nur ein Auge), biss seine ebenfalls nicht übliche Anzahl von Zähnen zusammen und grub seine Fersen wieder und wieder in die Flanken des Pferdes. Sobald sie an ihm vorbei waren, flohen die Männer, so schnell sie nur konnten. Martin sah ihnen hinterher, bis er bemerkte, dass sich nun eine Pferdekutsche näherte. Sie muss in einem Straßenabschnitt gewesen sein, den ich umgangen habe, dachte er.
Die beiden Männer passierten das Pferdefuhrwerk, ohne ihm irgendwelche Beachtung zu schenken. Martin fragte sich, ob der Kutscher ebenfalls Angst vor ihm haben würde. Das Fuhrwerk wurde von einem einzelnen Pferd gezogen und es schien nur eine einzige Person auf dem Bock zu sitzen. Keine Passagiere. Der Kutscher wirkte klein und er trug eine Kapuze. Martin konnte nicht erkennen, ob hinten auf dem Fuhrwerk, das drei Meter vor ihm hielt, irgendwas war.
Der Kutscher nahm die Kapuze ab und es stellte sich heraus, dass es in Wahrheit eine Frau war. Sie sagte: »Guten Tag.«
Sie hatte braunes Haar, das nicht gerade unfachmännisch auf Schulterlänge gekürzt worden war und weit auseinanderliegende braune Augen. Martin stellte fest, dass sie keinerlei Make-up trug. Ihm erschien das irgendwie seltsam, bis er sich eine Sekunde Zeit nahm, um darüber nachzudenken. Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, dachte er. Ihr Umhang war wie ein riesiger Poncho mit Kapuze, der aber Ärmel besaß. Er war anthrazitfarben, darunter trug sie einen langen beigefarbenen Rock. Ihre Kleidung sah sehr weich und warm aus. Sie stellte Augenkontakt zu ihm her und lächelte dann, was Martin recht vielversprechend fand. Ihre Zähne waren weißer, als er es bei einem Mädchen aus dem Mittelalter erwartet hätte.
»Äh, guten Tag!«, erwiderte Martin. Dann starrte er sie einen Moment lang an und war nicht sicher, was er als Nächstes sagen sollte. Die Frau starrte einfach zurück.
Während seines Fußmarsches hatte Martin darüber nachgedacht, wie er sich den Menschen gegenüber verhalten sollte, die er in dieser Zeit treffen würde. Er hatte sich für eine weise, geheimnisvolle und souveräne Art entschieden. Kurz gesagt: wie ein Zauberer. Dies war seine erste Gelegenheit, es auszuprobieren.
»Gute Frau«, sagte er mit einer Stimme, die lauter war, als er beabsichtigt hatte, »gibt es hier in der Nähe eine Stadt oder ein Dorf?«
Sie sah ihm weiterhin direkt in die Augen und lächelte, während sie sich eine Antwort überlegte. Schließlich sagte sie: »Aye.«
»Ah«, meinte Martin. »Ist es noch weit?«
»Nein, ich erwarte, vor Anbruch der Dunkelheit dort zu sein.«
Martin schaute sich ihr Pferd und das Fuhrwerk an. Das Pferd war klein, schien aber gesund und kräftig zu sein. Das Fuhrwerk sah primitiv aber stabil aus. Die Räder bestanden aus massiven Holzscheiben. Am wichtigsten aber war, dass Pferd und Kutsche in dieselbe Richtung unterwegs waren wie er. Martin zeigte den Weg hinunter. »Also geht es dort entlang zum Dorf?«
»Aye.«
»Also gut. Ich schätze, wir sehen uns dann dort. Okay. Ähm. Guten Abend.«
Martin ging einen Schritt vorwärts. Die Frau sagte: »Willst du mit mir fahren? Der Weg kann gefährlich sein und ich hätte nichts gegen die Gesellschaft eines Zauberers.«
Jetzt erreichen wir endlich was!, dachte er, während er sich hochzog und zu ihr auf den Kutschbock stieg. Der Wagen setzte sich kurz danach in Bewegung. Es war keine ruhige Fahrt, aber es war viel besser, als laufen zu müssen. Er beschloss, lieber zuzuhören, als zu reden. Schließlich wollte er Informationen erhalten und keine geben, aber die junge Lady schien sich damit zufriedenzugeben, einfach schweigend zu fahren. Sie lächelte immer noch, sprach aber nicht. Es gab aber Informationen, die Martin dringend benötigte. Und wenn er an diese Informationen kommen wollte, musste er eine Konversation beginnen.
»Woher weißt du denn, dass ich ein Zauberer bin?«
»Das ist doch die Robe eines Zauberers, oder nicht?«, fragte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen.
»In der Tat! In der Tat ist sie das! Ja«, entgegnete er. »In der Tat.«
Sie verfielen wieder in ihr vorheriges Schweigen. Nach einiger Zeit entschied sich Martin, es noch einmal zu versuchen: »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mir angeboten hast, mich mitzunehmen, aber hast du denn gar keine Angst in der Gegenwart eines Zauberers wie mir?«
»Nein. Falls wir angegriffen werden, wirst du schließlich ziemlich nützlich sein«, erwiderte sie und starrte immer noch geradeaus.
»Oh, ich verstehe, warum du weniger Angst mit mir hast, aber hast du denn überhaupt keine Angst vor mir?«
»Nay«, sagte sie, »ich bin nur eine Näherin und Schneiderin. Also habe ich nichts, was für einen Zauberer von Interesse sein könnte, nur Nadel und Faden. Und ich muss ja auch nicht befürchten, dass du mich schändest. Jeder weiß schließlich, dass Zauberer im Zölibat leben.«
DAS hörte Martin gar nicht gerne. Er wechselte schnell das Thema. »Also, was kannst du mir über das Dorf sagen, zu dem wir fahren?«
»Es ist der Ort, an dem ich lebe. Es ist nicht nur ein Dorf, sondern eine größere Stadt. Leadchurch wird sie genannt. Ich bin mir sicher, du hast schon einmal davon gehört. Sie ist recht berühmt.«
»Nein«, sagte Martin und erinnerte sich schnell wieder daran, seine grandiose Stimme zu benutzen. »Ich habe noch nicht von dieser Stadt gehört, denn ich bin noch neu in diesem Land.«
»Oh, das ist interessant«, erwiderte sie und wandte zum ersten Mal, seit sie losgefahren waren, ihren Blick von der Straße ab, um ihn anzusehen. »Woher kommst du denn?«
Zeit, um die Geschichte auszuprobieren, die ich mir zur Tarnung ausgedacht habe, dachte er.
»Aus dem Osten«, sagte er. »Du sagtest, Leadchurch sei berühmt. Wofür denn?«
»Für ihre Kirche natürlich. Es ist eine schöne Kirche, komplett in kostbares Metall gekleidet.«
»Welches kostbare Metall denn?«, fragte Martin. Sein Interesse war nun geweckt.
»Blei. Was denn sonst? Ein in der Tat kostbares Metall! Sehr nützlich! Wir mussten es aus dem Norden des Landes importieren. Pilger kommen von nah und fern, um zur Mittagsstunde einen Blick auf die Kirche werfen zu können. Es ist ein überwältigender Anblick. Das graueste Ding, das du jemals gesehen hast. Viele markieren das Äußere der Kirche mit ihrem Daumennagel. Kinder lecken auch oft an der Oberfläche, aber wir versuchen, sie davon abzuhalten.«
»Also gibt es in Leadchurch viel Arbeit für einen Zauberer?«
Sie dachte kurz darüber nach. »Das würde ich schon sagen. Allerdings gibt es bereits einen Zauberer in Leadchurch, aber wenn du beweisen kannst, dass deine Magie genau so stark ist wie seine, hast du gewiss immer etwas im Magen. Darauf wette ich.«
»Herrlich! Ich kann es kaum erwarten, die Stadt zu sehen.« Er hielt inne. »Es tut mir leid. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Martin.«
»Und ich bin Gwen«, erwiderte sie.
Kurze Zeit später erreichten sie den Stadtrand. Es war allerdings ein Stadtrand, wie Martin noch nie zuvor einen gesehen hatte. Es gab nichts als spärliche Wälder, dann eine Wiese, und dahinter eng zusammenliegende und grob gebaute Häuser mit Reetdächern. Manche Gebäude waren Fachwerkhäuser; andere schienen einfach aus Steinhaufen gefertigt worden zu sein. Gwen brachte das Fuhrwerk vor einem sehr lauten zweigeschossigen Haus zum Stehen. Über der Tür hing ein Schild, auf